Wie RTK-Chef Bösl Mitgliedern die Datenaffäre erklärt
In einem Schreiben äußert sich RTK-Geschäftsführer Thomas Bösl (Foto) zu den an FTI weitergeleiteten Daten und betont, dass es "keinen Steuerungseffekt" und "keine Steuerungsmöglichkeit" durch den Veranstalter gegeben habe. Man habe FTI die Daten nie "mit dem Ziel zur Verfügung gestellt, Reisebüros in ihrer Entscheidungsfreiheit zu beeinflussen".
In dem Schreiben, das Reise vor9 vorliegt, bekräftigt Bösl, dass es vier verschiedenen Statistiktypen gegeben habe, die von der RTK-Zentrale an FTI weitergeleitet wurden: Statistiken zu ausgewählten Reisezielen, Statistiken zu Hotels, Statistiken zu Reisebürokooperationspartnern wie RTK. Diese drei Arten hätten "keine Daten über Reisebüros" enthalten.
Ein weiterer Berichtstyp habe bei Reisebüros mit einer aktiven FTI-Agentur regelmäßig Umsatzdaten für ausgewählte Reiseziele enthalten, die bei bestimmten Veranstaltern gebucht wurden. "Im Zusammenhang damit wurden auch die Turboprovisionsprogramme für RTK-Reisebüros sowie das ‚Fairness-Programm‘ (Provisionen auf den Mehrumsatz) analysiert", schreibt Bösl weiter. Alle Daten hätten auf bereits getätigten Buchungen basiert. "Es gab also aus unserer Sicht keinen Steuerungseffekt beziehungsweise Steuerungsmöglichkeit". Alle RTK-Partner entschieden selbst, ob sie die Turboprovisionen und die Fairness-Vereinbarungen unterzeichnen und von dem vereinbarten finanziellen Vorteil partizipieren wollten. RTK habe "die Daten weder verkauft noch eine andere Gegenleistung für die Berichte erhalten".
Weiter Streit um Kündigungen
In dem Schreiben unterstreicht Bösl, dass die Kündigungen des QTA-Rahmenvertrages nach dem Urteil der RTK-Anwälte unwirksam sind. Anders sei die Lage bei DER Touristik. Der Konzern habe zum Ablaufdatum des laufenden Vertrages zu Ende Oktober gekündigt. "Aus diesem Grund werden wir in den nächsten Wochen einen Termin mit den Kollegen von DER Touristik vereinbaren, so dass wir auch hier wieder für das kommende Geschäftsjahr verlässliche Provisionen und Zusatz-Incentives für Sie fixieren können“, gibt sich der RTK-Chef hoffnungsvoll.
"Keine Verschiebung der Kräfte"
Wie bereits mehrfach schließt das Schreiben mit einem Appell: "Die aktuelle Situation darf nicht zu einer Verschiebung der Kräfte zwischen Vertrieb und Veranstalter führen. Daher bitten wir Sie weiterhin um ihr Vertrauen. Sie kennen uns seit vielen Jahren als Sprachrohr, harte Verhandler und Interessensvertreter für den stationären Vertrieb. Das wollen wir auch in Zukunft bleiben. So wie Sie uns als verlässlichen Partner kennen, so wollen wir auch weiter für Sie da sein, das Vertrauen zurückgewinnen und positiv nach vorne schauen", heißt es.
Die Prüfung durch die von RTK beauftragte Anwaltskanzlei CMS sei "zwischenzeitlich weiter fortgeschritten, aber noch nicht endgültig abgeschlossen, da Vorgänge und Abläufe zu untersuchen sind, die sich über mehrere Jahre hinweg entwickelt" hätten. Zum versprochenen Einsatz unabhängiger Wirtschaftsprüfer, den RTK-Gesellschafter TUI seit längerem fordert, äußert sich der RTK-Chef nicht.
Christian Schmicke