Neue Ungereimtheiten um geplatzten Certares-Deal
Der US-Investor hatte für die geplante Übernahme von FTI weder beim Bundeskartellamt noch bei der zuständigen Behörde der Europäischen Kommission einen Prüfantrag im Rahmen der Fusionskontrolle eingereicht. Das lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Absichten aufkommen. Mehrheitsgesellschafter Sawiris scheint sein Investment bereits 2022 abgeschrieben zu haben.
Wie das Wirtschaftsportal Capital berichtet, hat Certares den angekündigten Deal beim Bundeskartellamt nicht angemeldet. Daher habe „in diesem Zusammenhang auch keine Prüfung im Rahmen der Fusionskontrolle stattgefunden“, teilte die Behörde mit. Auch auf europäischer Ebene sei eine solche Transaktion der Kommission nicht offiziell gemäß der EU-Fusionskontrollverordnung gemeldet worden. Das Bundesfinanzministerium teilt laut Capital mit, es habe nichts davon gewusst, dass FTI und Certares nie ein Kartellverfahren beantragt hatten. Das Bundeswirtschaftsministerium verwies auf das zuständige Bundeskartellamt.
In einer Pressemitteilung Anfang Mai hatte FTI gemeldet, dass die Übernahme durch Certares den "üblichen behördlichen Genehmigungen und Bedingungen, die für Prozesse dieser Art erforderlich sind", unterliege. Damit sind in der Regel kartellrechtliche Prüfverfahren gemeint. Warum Certares gegenüber den Wettbewerbshütern nicht aktiv wurde, bleibt unklar. Ein Versehen ist allerdings bei einem Finanzinvestor dieser Größenordnung auszuschließen.
Hohe Verluste für Sawiris
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt unterdessen, dass der ägyptische Investor Samih Sawiris, der über seine private Beteiligungsgesellschaft SOSTNT 75,1 Prozent an FTI hielt, durch sein Engagement bei der FTI Group „womöglich“ 260 Millionen Euro verloren hat. So habe die Gesellschaft ihr FTI-Investment bereits im Jahr 2020 um 131 Millionen Euro abgeschrieben. Im Geschäftsbericht per Ende 2022 sei es als wertlos in den Büchern geführt worden. Zusätzlich habe die Sawiris-Gesellschaft der FTI-Gruppe Darlehen gewährt, die sich bis Ende 2022 auf rund 130 Millionen Euro summiert hätten. Auch diese Darlehen habe SOSTNT Ende 2022 komplett abgeschrieben.
Laut NZZ halten „informierte Kreise“ die Schätzung des Verlustes auf 260 Millionen Euro für realistisch. Allerdings wisse man nicht, ob Sawiris vor 2019 an seiner Beteiligung Geld verdient habe oder ob sich das Investment durch eine Steuerung von Gästeströmen in seine Hotelanlagen im arabischen Raum ausgezahlt habe.
Christian Schmicke