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3. Juli 2024 | 15:59 Uhr
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So bewertet die Branche den TUI-Austritt aus dem DRV

Arrogant, größenwahnsinnig oder nur konsequent? Zum Austritt von TUI aus dem DRV sind die Meinungen innerhalb der Branche gespalten, wie eine aktuelle Reise-vor9-Umfrage zeigt. Knapp 40 Prozent der Befragten finden den Austritt richtig, die Mehrheit hält ihn für falsch.

TUI Campus

Dass das Thema die Branche bewegt, zeigt die Resonanz auf die Umfrage, die Reise vor9 am Dienstag lancierte. Mehr als 750 Touristiker aus dem Vertrieb, von Veranstaltern und aus anderen Bereichen beteiligten sich. Dabei lassen sich die Einschätzungen grundsätzlich in zwei Richtungen einteilen, wie sich auch an rund 200 Kommentaren der Befragten ablesen lässt.

Die eine Lesart ist die, dass der DRV jüngst mehr um sich selbst gekreist sei als die Interessen von Veranstaltern und Vertrieb konsequent zu vertreten. Auch von einem "schwerfälligen Tanker" und mangelnder Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der Politik ist in diesem Zusammenhang mehrfach die Rede. Die Säulenstruktur des Verbandes mit mittelständischen und konzerngebundenen Mittlern und Veranstaltern sowie einer eigenen Säule für die übrigen touristischen Akteure habe die brancheninternen Konflikte nicht entschärfen können, so die These. Vom "Ziehen an einem Strang" könne nicht die Rede sein.

Egotrip mit negativen Konsequenzen? 

Die andere Lesart ist die, dass TUI durch den Austritt aus dem DRV die Schlagkraft der Branche gegenüber der Politik und den Zusammenhalt auch unter konkurrierenden Unternehmen torpediert. Der Austritt sei egoistisch und schwäche die Touristik, heißt es in mehreren Kommentaren. Statt sich "kritisch und konstruktiv in den DRV einzubringen", suche der Konzern eine Rolle als Einzelakteur. Auch die zahlreichen wohlwollenden Äußerungen des TUI-Chefs Sebastian Ebel, zum Reisebüroverband VUSR, mit dem der DRV im Clinch liegt, werden in diesem Zusammenhang mehrfach erwähnt.

Im Hinblick auf die Konsequenzen des Austritts von TUI vermutet eine starke Mehrheit von rund drei Vierteln der Befragten einen Bedeutungsverlust des DRV. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer rechnet damit, dass es zu größeren Veränderungen innerhalb der Landschaft der touristischen Verbände kommt. Dass das Gewicht der Tourismusbranche gegenüber EU-Kommission und Bundesregierung sinkt, glauben 39 Prozent der befragten Reisebürobeschäftigten und 47 Prozent der Vertreter von Veranstaltern und anderen touristischen Sparten, die an der Umfrage teilnahmen.

Chance auf Erneuerung?

45 Prozent der Touristiker glauben, dass TUI frei werdende Mittel durch eingesparte Mitgliedsbeiträge nutzen kann, um die eigene Lobbyarbeit zu intensivieren. Dass sich die Position des Konzerns innerhalb der deutschen Tourismusbranche durch den DRV-Austritt verschlechtern könnte, vermutet indes nur jeder fünfte befragte Reiseprofi.

Im Hinblick auf die Zukunft des DRV schwankt das Bild zwischen Skepsis und Hoffnung. Manche Kommentatoren erwarten einen Weckruf, andere vermuten, dass sich der Verband stärker seinen mittelständischen Mitgliedern zuwenden könnte. "Der DRV hat endlich die Möglichkeit sich mehr für die Interessen des Mittelstandes einzusetzen, anstatt sich den Wünschen der Großkonzerne immer beugen zu müssen", schreibt ein Touristiker, und weiter: "Ich sehe in dem Austritt der TUI eine große Chance für den DRV, wieder mehr Gewicht und Akzeptanz bei den kleinen und mittelständischen Anbietern in der Touristik zu erhalten. Die Chance muss nur richtig genutzt werden."

Christian Schmicke

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