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12. Juli 2023 | 12:32 Uhr
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Schiller und Bösl legen DRV-Vorstandsämter nieder

Ralph Schiller (links), bis vor kurzem CEO von FTI, und RTK-Chef Thomas Bösl (rechts) geben ihre Ämter im Deutschen Reiseverband auf. Schiller gehörte dem Führungstrio der Säule der mittelständischen Veranstalter an, Bösl war kooptiertes Vorstandsmitglied.

Schiller Bösl

Die Datenaffäre um RTK und FTI hat nun auch personelle Konsequenzen für den Vorstand des DRV. Mit Bösl und Schiller ziehen sich zwei Manager aus dem Führungsgremium des Verbandes zurück, die wegen ihrer führenden Rolle in ihren Unternehmen zuletzt im Mittelpunkt der Diskussionen um den Skandal standen. Schiller hatte Ende Juni den CEO-Posten bei FTI geräumt und war in den Aufsichtsrat der FTI Group eingezogen. Daher war klar, dass für ihn im Verband eine Nachfolgeregelung gefunden werden müsste.

Vom DRV heißt es zu Schillers Ausscheiden, dieser habe "in Zusammenhang mit seinen beruflichen Veränderungen innerhalb der FTI Group" seinen Rücktritt als Vorstand im Verband erklärt. Er war seit Dezember 2018 Vorstand der mittelständischen Reiseveranstalter und wurde zuletzt bei der Bereichsversammlung anlässlich des DRV-Hauptstadtkongresses am 14. Oktober für drei Jahre als Vorstand bestätigt.

Alltours-Manager folgt auf FTI-Mann Schiller 

Zum Nachfolger von Schiller in der Säule C wird Georg Welbers, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Alltours, berufen. Bei der nächsten regulären Säulen-Versammlung – voraussichtlich zum DRV-Hauptstadtkongress in Berlin am 12. und 13. Oktober – werde satzungsgemäß eine Bereichswahl stattfinden, zu der sich Welbers stellen werde, erklärt der DRV. Bei den jüngsten Bereichswahlen hatte neben den drei gewählten Vorständen in der Säule C Johannes Zurnieden (Phoenix Reisen), Ralph Schiller und Pascal Zahn (Olimar) auch Songül Göktas-Rosati (Bentour) kandidiert. Sie war knapp gescheitert. 

Ob es dieses Jahr zu einer erneuten Kampfabstimmung kommt, bleibt abzuwarten. Bentour-Chef Deniz Ugur unterstrich unterdessen bereits sein Unverständnis über die Nachfolgeregelung. Er hätte es begrüßt, wenn Göktas-Rosati bei der Entscheidung berücksichtigt worden wäre, erklärte er. Zwar wünsche er Welbers "viel Erfolg im Amt", er stelle den Prozess zur Nachnominierung gemäß Statuten aber in Frage.

RTK-Geschäftsführer Bösl erklärte zu seinem Rückzug, er wolle sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren können. Das erfordere seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit. "Auch ohne DRV-Vorstandsmandat werde ich meinen Einsatz für den stationären Vertrieb weiterhin aus vollem Herzen erbringen", so Bösl weiter.

Wachsender Druck  auf Verband und Akteure

Die aktuellen Verbandspersonalien dürften darauf zurückzuführen sein, dass der Druck auf den DRV, Konsequenzen aus der Datenaffäre zu ziehen, zuletzt gewachsen war. Vertreter von Verbandsmitgliedern hatten in Hintergrundgesprächen zuletzt Unverständnis darüber geäußert, dass die inhaltlich in vielen Details bekannte, aber nach wie vor juristisch wie wirtschaftlich unaufgearbeitete Affäre nach mehreren Monaten noch nicht zu Konsequenzen geführt hatte. 

Zu dem Datendeal hatte der Verband geschwiegen. Es hieß lediglich, Bösl und Schiller hätten seit Bekanntwerden der Datenweitergabe  nicht an Vorstandssitzungen und anderen DRV-Sitzungen teilgenommen und "auch an keinen Entscheidungen mitgewirkt". Erst während des virtuellen Reisebüro-Tags Ende Mai hatte DRV-Präsident Norbert Fiebig öffentlich zu der Affäre Stellung bezogen. Er erklärte, im Sinne der gesamten Reisebranche sei es wichtig, dass die Sachlage vollständig aufgeklärt werde und man zu einem wie auch immer gearteten Abschluss komme.

"Image-Schaden vermeiden"

Verstöße gegen Verträge seien inakzeptabel, müssten untersucht und rechtlich bewertet werden, so Fiebig. Neben den Gesetzen und der rechtlichen Lage sei der Vorgang vor allem für die involvierten Partner, Reisebüros und Veranstalter, relevant. Darüber hinaus sei es von "elementarer Bedeutung für die gesamte Branche, verlorenes Vertrauen wieder herzustellen", mahnte er. Ein Image-Schaden, insbesondere für die Reisebüros als neutrale Berater, müsse vermieden werden.

Zu der Affäre selbst wird in Kürze ein juristisches Gutachten der Kanzlei CMS Hasche Sigle erwartet, die von den RT-Gesellschaftern mit der Aufarbeitung des Falls beauftragt worden war. Der genaue Zeitpunkt, zu dem das Ergebnis den Beteiligten zur Verfügung gestellt wird, ist allerdings weiter unklar. TUI, über die Kooperation TUI Travel Star und auch direkt als Gesellschafter an der RT-Gruppe beteiligt, hatte zudem eine Untersuchung der Vorfälle durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gefordert. Ob eine solche mittlerweile eingeschaltet worden ist, ist unklar.

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