Will die VUSR-Chefin wirklich DRV-Präsidentin werden?
Der DRV bestätigt gegenüber Reise vor9 den Eingang eines Schreibens der Anwaltskanzlei Karimi Legal zur Anmeldung von Marija Linnhoff (Foto) als Kandidatin für die Wahl zur DRV-Präsidentschaft. Zugleich macht er darauf aufmerksam, dass das Präsidentenamt an die Tätigkeit in einem Unternehmen gebunden sei, das Mitglied des Verbands ist.
Linnhoff hatte bei einer Veranstaltung ihres Verbandes VUSR im Berliner Adlon Hotel angekündigt, bei der kommenden Wahl des DRV-Vorstandes für die Präsidentschaft des Verbandes zu kandidieren, wenn der amtierende Präsident Norbert Fiebig erneut kandidiere. "Herr Fiebig muss jetzt in Rente gehen", erklärte sie. Die Branche müsse schlagkräftiger und mutiger werden.
Um das Verhältnis zwischen Linnhoff und Fiebig ist es schon länger nicht gut bestellt. Mal vor und mal hinter den Kulissen machten beide das zuletzt immer wieder deutlich. Der Austritt von TUI aus dem DRV, der zum Jahreswechsel wirksam wird, und der demonstrative Schulterschluss von TUI-Chef Sebastian Ebel mit Linnhoffs VUSR brachte neue Dynamik in die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den Verbänden. Linnhoff warf dem Verband wiederholt eine "veraltete Lobbyarbeit" vor. Fiebig hatte seinerseits bei der Jahrestagung der Kooperation Schmetterling Kommentare der VUSR-Chefin als "respektlos, überheblich, unanständig, beleidigend und geschäftsschädigend" bezeichnet, ohne Linnhoff namentlich zu nennen.
Formale Fragen
Linnhoff, die jüngst als VUSR-Chefin bestätigt wurde, macht sich dem Vernehmen nach wenig Hoffnung darauf, eine mögliche Wahl tatsächlich zu gewinnen. Zudem ist offen, ob Fiebig im kommenden Herbst erneut kandidiert. Die Kampfansage der VUSR-Chefin macht seine erneute Kandidatur indes eher wahrscheinlicher als unwahrscheinlicher.
Gegenstand der Diskussion ist nun, wie in diesem Zusammenhang die Feststellung des DRV zu werten ist, die Vorstandstätigkeit im Verband sei an die Tätigkeit in einem Unternehmen gebunden, das Mitglied des Verbands ist. Dies sei in der Satzung auf Seite 12, § 12 (VI), geregelt. Die VUSR-Vorsitzende macht in diesem Zusammenhang geltend, dass sie über eine Agentur beim DRV-Mitglied Solamento verfüge. Das ist tatsächlich der Fall, auch wenn sie derzeit nicht aktiv Reisen verkauft. Aus DRV-Kreisen ist indes zu hören, dass zwar die Solamento-Zentrale mit Sitz in Essen, nicht aber die einzelnen Reiseberater Mitglied im Verband sei.
Macht Linnhoff ernst?
Der amtierende Präsident Fiebig stand lange in Diensten der Touristiksparte der Rewe Group und ist dem Unternehmen laut Rewe-Chef Lionel Souque bis heute "über einen exklusiven Beratervertrag" verbunden. Das genügt offenbar, um zu dokumentieren, dass er für ein Unternehmen arbeitet, das Mitglied des Verbandes ist. Sollte Linnhoffs Solamento-Agentur für eine Kandidatur nicht ausreichen, könnte sie sich immer noch eines Kunstgriffs bedienen, indem sie ihrerseits versucht, einen Beratervertrag mit einem anderen DRV-Mitglied abzuschließen.
Ob aus dem Säbelrasseln mehr als ebendieses wird, bleibt abzuwarten. In der Branche werden die Entwicklungen mal amüsiert, mal empört, mal zustimmend und manchmal schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Für Gesprächsstoff ist jedenfalls weiterhin gesorgt.
Christian Schmicke