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3. April 2025 | 18:21 Uhr
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Wie es jetzt beim DRV weitergehen könnte

Norbert Fiebig hat Klarheit geschaffen: Im Oktober ist als DRV-Präsident für ihn Schluss. Mögliche Kandidatinnen und Kandidaten haben nun einige Monate Zeit, um sich für die Vorstandswahl am 10. Oktober in Position zu bringen. Neben Personalien warten allerdings auch strukturelle Fragen auf eine Lösung.

Fragezeichen

Die Entscheidungen um die künftige Aufstellung des DRV versprechen interessant zu werden

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Johannes Zurnieden, Inhaber von Phoenix Reisen und Vizepräsident mittelständische Reiseveranstalter in der Säule C, zeigte sich nach dem Statement vom Montagabend von Fiebigs Entscheidung und dem Zeitpunkt, zu dem er sie verkündete, überrascht. Nicht wenige Vorstandsmitglieder hätten den Präsidenten in den vergangenen Wochen davon überzeugen wollen, weiterzumachen, sagte er im Gespräch mit Reise vor9.

Nun kommt es offenbar anders. In Hintergrundgesprächen kursierte bei der DRV-Jahrestagung in Málaga eine Reihe von Namen – Zurnieden und auch Ralf Hieke, Vizepräsident mittelständische Reisemittler in der Säule A, winkten bereits ab. Der scheidende Präsident erklärte gegenüber Reise vor9, er wünsche sich, "dass sich viele Mitglieder an dem bevorstehenden Prozess der Neubesetzung beteiligen und sich aktiv einbringen". Für einen Kandidaten oder eine Kandidatin wolle er sich im Sinne der Neutralität nicht aussprechen.

Entscheidung am 10. Oktober

Formal ist der weitere Ablauf klar: Die Wahlen zu Präsidium und Vorstand im DRV finden im Rahmen des Berliner Hauptstadtkongresses am 10. Oktober statt. Die Kandidaten für die einzelnen Vorstandsposten müssen sich spätestens vier Wochen vor dem Wahltermin aufstellen lassen.

Als einzige mögliche Kandidatin ihren Hut in den Ring geworfen hat indes bekanntlich die Chefin des Reisebüroverbandes VUSR, Marija Linnhoff. Allerdings machte und macht Linnhoff ihre Kandidatur davon abhängig, wer sich ansonsten noch für das höchste Amt im DRV in Position bringt. So entschlossen sie sich zeigte, gegebenenfalls gegen Fiebig zu kandidieren, so unklar ist nun, ob sie an einer Kandidatur festhält.

Neue Satzung lockert die Regeln

Dabei hat der Verband selbst zuletzt die Hürden für eine Kandidatur via Satzungsänderung gesenkt. Musste vorher der Präsident "in einem Unternehmen tätig sein, das Mitglied des Verbandes ist", so reicht künftig der Vorschlag durch ein Mitgliedsunternehmen aus. Das könnte auch Linnhoff den Weg zur Kandidatur ebnen, wenn sich denn ein Unternehmen für den Vorschlag findet.

Solamento-Chef Sascha Nitsche, bei dem Linnhoff eine – inaktive – Agentur unterhielt, kündigte Linnhoff nach der Tagung den Agenturvertrag, der bis dahin von der VUSR-Chefin als Steigbügel für die Kandidatur vorgesehen war. Das habe er Linhoff vorher mitgeteilt, erklärt Nitsche via Linkedin. Inaktive Agenturen seien bei Solamento nicht vorgesehen. Zudem wolle er sich nicht vor einen Karren spannen lassen, sagte er dem Fachportal FVW.

Schlüsselrolle für Dertour – und TUI?

Ob Linnhoff kandidiert, ist also unklar. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, wie sich ein prominentes Mitglied und ein prominentes Nicht-Mitglied zu dieser Frage und anderen positioniert – die Dertour Group und TUI. Letztere war zu Ende 2024 aus dem DRV ausgeschieden – wohl auch, weil ihr die prominente Rolle des früheren Spitzenmanagers der Rewe-Touristik Fiebig nicht gefiel und weil dem Vernehmen nach die Chemie zwischen diesem und TUI-CEO Sebastian Ebel nicht stimmte. 

Nicht wenige Stimmen verliehen im Rahmen des Kongresses der Hoffnung Ausdruck, TUI könnte in den Verband nun zurückkehren. Für die Entscheidung dürften – nicht nur, aber auch – die künftige Präsidentschaft und die Besetzung des Vorstands eine Rolle spielen.

Wer kann sich ein Ehrenamt leisten?

Ein entscheidender Faktor im Hinblick auf künftige Kandidaten ist die Tatsache, dass der Job des DRV-Präsidenten ein ehrenamtlicher ist. Die beiden jüngsten Verbandspräsidenten, Fiebig ebenso wie sein Vorgänger Jürgen Büchy, fungierten zuvor als Spitzenmanager in Konzernen; Büchy bei der Deutschen Bahn. Als DRV-Präsidenten waren sie zwar nicht mehr bei ihren früheren Arbeitgebern angestellt, erhielten aber – wohl über Beraterverträge – weiterhin Zuwendungen, die ihnen den Posten ermöglichten.

Für die künftige Besetzung des Jobs bedeutet das: Wer ihn annimmt, muss entweder auf die Unterstützung eines größeren DRV-Mitglieds bauen können oder finanziell ausgesorgt haben – vorausgesetzt, der Verband entscheidet sich nicht noch, das Amt hauptamtlich zu besetzen. Letzteres sei indes für einen "Tanker" wie den DRV ein Schritt, der nicht im Schnellverfahren zu lösen sei, glauben Mitglieder, die schon länger dabei sind.

Was wird aus den Säulen?

Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der nicht unmittelbar mit der Präsidentschaftswahl zusammenhängt, aber im Hinblick auf die Verbandsstruktur relevant ist: Nach der Pleite von Thomas Cook, der Insolvenz von FTI und dem Ausscheiden von TUI aus dem Verband ist die Unterscheidung zwischen konzerngebundenen und mittelständischen Veranstaltern und Reisebüros eigentlich unsinnig geworden, weil es im Lager der Konzerne um Dertour und Aida ziemlich einsam geworden ist.

Zwar werden Lufthansa City Center und auch der ADAC Reisevertrieb aus unklaren Gründen weiter dem Konzernlager zugerechnet. Auch wird FTI nicht als Verlust im Lager der Konzerne verbucht, weil das Unternehmen mit einst rund 110 Untergesellschaften bis zuletzt dem Mittelstand zugerechnet worden war. Doch innerhalb der Säulen wird die Sinnhaftigkeit der aktuellen Struktur kontrovers diskutiert, wie ein Vertreter im Gespräch mit Reise vor9 glaubhaft verdeutlicht.

Interne Baustellen, große Aufgaben

Da mit einer Strukturreform vor den kommenden Wahlen nicht zu rechnen ist, sieht sich der künftige Vorstand mit einer Reihe von Baustellen konfrontiert, die zu den eigentlich wichtigeren Aufgaben der externen Lobbyvertretung hinzukommen. Da bleibt nur zu hoffen, dass die nächste große Krise der Branche der neuen Chefin oder dem neuen Chef erstmal erspart bleibt. Ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche und politische Nachrichtenlage zeigt: Sehr wahrscheinlich ist das nicht.

Christian Schmicke

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