Viele Expis, ein Portal: Die Fernreisehelden
Mit Sport-Sponsoring, Inspiration auf Social Media und geballtem Counter-Wissen arbeiten die Fernreisehelden dezentral zusammen. Jeder mit ausreichend Berufserfahrung kann nach Bewerbung mitmischen. Wie das funktioniert, erklärt Touristiker Andreas Dannenberg.

Fernreisehelden
Fernreisehelden sind Trikotsponsor der Handballer des Hamburger Kult-Clubs FC St. Pauli
"Es gibt uns seit einem Jahr", erzählt Andreas Dannenberg, der zusammen mit Sarah Nerwoski für Marketing und Vertrieb zuständig ist. Mit "uns" meint er die Plattform Fernreisehelden, die von Wolfgang Orthgiess gegründet wurde. Der ist kein Unbekannter in der Branche, die RSO Service Insel mit 40 Reisebüros war sein Unternehmen bis 2018. Nun setzt er nach eigenen Worten auf das Prinzip, "das Beste aus On- und Offline kombinieren" zu wollen. Auf fernreisehelden.de sollen die Stärken einer OTA mit den Vorteilen der persönlichen Reiseberatung kombiniert werden – ein Projekt, für das inzwischen 25 Experten online sind.
Eine Hotline für alle
Die Experten sind mobile Berater ohne Ladenlokal, aber auch Reisebüroinhaber. Es gibt eine Hotline mit Telefonanlage in der Cloud, E-Mail-Postfach und den allgemeinen Chat-Kanal mit Whatsapp, dort kann sich jeder Berater von überall aus einwählen. Für die Besetzung von Hotline und Co. wird ein Dienstplan genutzt, wobei jeder Berater seine Wunschzeiten angeben kann. Ein Tool für Video-Calls haben die Helden auch schon, jedoch werde das von Kunden noch nicht so genutzt, stellt Dannenberg fest.
Steckbriefe der Experten
Neben der generellen Reiseinspiration verbergen sich auf der Website hinter der Rubrik "Reisehelden" digitale Visitenkarten von Reiseverkäufern. Kunden können sich dort auch direkt einen Experten für eine Beratung aussuchen, dem sie ihren speziellen Urlaubswunsch anvertrauen möchten.
Ein wichtiger Baustein, um die Marke bekannt zu machen, sind die Social-Media-Kanäle, erklärt Dannenberg. Hierfür produziert die Zentrale täglich Vorlagen, die jedoch ganz unspektakulär daherkommen. Der erfolgreichste Post mit knapp 30.000 Likes war ein Strandfoto mit Sonnenuntergang, darauf der Claim "Jede Reise hat ein Ende, aber die Erinnerung daran ist unvergänglich". "Das ging irgendwie durch die Decke, wir waren selbst überrascht", sagt der Marketer.
Zu Gast bei TV Total
Zudem ist er selbst "das Gesicht des Unternehmens" und war kürzlich sogar bei TV Total zu Gast, als Bewerber für die Wok-WM. Nun ist er unter den letzten zehn und bittet die Follower natürlich, für ihn abzustimmen und ihn ins Finale zu voten. Übrigens sei Facebook von vielen ja totgesagt, ihr Kanal sei aber sehr lebendig.
Der vielleicht wichtigste Baustein ist das Sport-Sponsoring bei Hamburgs Handballern vom FC St. Pauli, bei der 1. Mannschaft Damen und Herren ist das Logo nun drauf. Auch bei der Bandenwerbung sei die Marke vertreten. Ohne über Kosten dafür zu sprechen, sagt Dannenberg, dass zu dem Deal als Trikotsponsor gehörte, dass die Fernreisehelden die Teamfahrten und Trainingscamps organisieren. Dadurch ergebe sich auch viel Privates: "Die Spieler lassen von uns mittlerweile auch private Trips planen und umsetzen."
Portal mit Reisebüroservice
Das sei ihr Erfolgsgeheimnis – ein Reiseportal zu sein, das sich auch nach Buchung kümmert wie ein Reisebüro. "Vergangene Woche habe ich mich sonntags ans Telefon gehängt, um die Kunden über den Eurowings-Streik zu informieren – jeden einzeln", erzählt der Reiseprofi. Das wüssten die Kunden zu schätzen. Dannenberg weiß trotz der noch jungen 41 Jahre genau, was Reisende wollen, sagt er von sich selbst. Das ergebe sich aus der Vita.
Vom Reiseleiter zum Reisebürochef
Er habe mit 18 Jahren angefangen als Reisebegleiter, dann irgendwann ein Surfcamp in Frankreich geleitet, war dann beim Veranstalter im Produktbereich tätig und hat sich dann ein eigenes Reisebüro gegönnt. Das hat er im Februar 2020 verkauft, weil Orthgiess ihn angesprochen hatte, um ihn für die Fernreisehelden zu gewinnen. Der Verkauf kurz vor Beginn der Corona-Pandemie sei "echt gutes Timing" gewesen.
Wer mitmachen wolle, sollte kein Quereinsteiger sein, weil alle Systeme allein beherrscht werden müssten und eine hohe Expertise erwartet werde, erklärt er. Ansonsten gebe es keine Ausschlusskriterien, für Anfragen seien die Fernreisehelden jederzeit offen. Wieviel Provision gezahlt wird für Buchungen, verrät Dannenberg nicht. "Es lohnt sich auf jeden Fall", sagt er.
Sabine Schreiber-Berger