Online-Portale ziehen im Preispoker alle Register
Nach einer Analyse österreichischer Verbraucherschützer differieren die Preise für Reisebuchungen je nach Ort und genutztem Endgerät um bis zu 128 Prozent. Die Arbeiterkammer hatte Angebote von fünf Online-Anbietern mit bis zu 20 verschiedenen Geräten in sechs österreichischen Bundesländern verglichen.
Dass Verbrauchern je nach genutztem Gerät, also Smartphone, iPhone oder Computer, und ihrem Standort unterschiedliche Preise angezeigt werden, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Eine Erhebung der österreichischen Verbraucherschützer der Arbeiterkammer zeigt nun, dass die Preisunterschiede bisweilen erheblich ausfallen.
Bei Online-Buchungen komme es auf das Endgerät und möglicherweise auch auf das Surfverhalten an, heißt es in einer Mitteilung zu der Analyse. Wo sich die Kunden befänden, spiele hingegen "nicht so eine große Rolle". Preisvergleiche für Online-Buchungen oder Online-Shopping würden zunehmend schwieriger, so die Verbraucherschützer weiter. Es sei meist "nicht nachvollziehbar, wovon die unterschiedlichen Preise tatsächlich abhängen".
Große Preisdifferenzen bei Flügen und Hotels
Die größte Preisdifferenz am selben Tag tauchte demnach bei swoodoo.at für einen Flug nach Mallorca auf. Auf mehreren Endgeräten erhielten die Tester einen um bis zu 128 Prozent höheren Preis angezeigt als auf einem Smartphone in Wien. Bei fluege.de sei bei einem Flug nach Larnaca am gleichen Tag auf 13 Laptops und iPads in Wien, Tirol, Salzburg, Niederösterreich, Kärnten ein um 64 Prozent höherer Preis angezeigt worden als auf sechs Smart- und iPhones in Wien, Tirol, der Steiermark und Salzburg. Bei booking.com wurde am selben Tag für ein Hotel in Sardinien auf einem Laptop in Tirol und einem iPhone in Salzburg ein um knapp 34 Prozent höherer Preis ermittelt als auf einem Android-Smartphone in Tirol.
Bei den meisten Buchungen und Produkten änderten sich die Preise laut Arbeiterkammer bei den einzelnen Endgeräten mindestens einmal im untersuchten Zeitraum – aber nicht bei allen Endgeräten und im gleichen Ausmaß. Die größte Preisschwankung zwischen dem 8. und 19. März orteten die Tester bei einer Flugbuchung über fluege.de nach Mallorca: Der Preis schwankte bei drei Smartphones in Wien, Tirol und der Steiermark sowie einem iPhone in Wien um knapp 183 Prozent. Bei swoodoo.at betrug die größte Preisschwankung zwischen dem 8. und 19. März bei einem Endgerät rund 148 Prozent, bei opodo.com 91 Prozent und bei booking.com 28 Prozent.
Preisvergleiche von mehreren Geräten decken Unterschiede auf
Die Verbraucherschützer raten Kunden, Preise auf mehreren Endgeräten zu checken, Preisvergleichsportale zu nutzen, Trackingfunktionen zu blockieren und Cookies zu löschen, um einer Nachverfolgung ihres Online-Surfverhaltens durch die Anbieter zu entgehen. Eine Möglichkeit sei auch die Nutzung eines vertrauenswürdigen VPN-Dienstes, mit dessen Hilfe ein anderer Standort als der tatsächliche angegeben werden könne. Das bringe „eventuell gute Preise“, so die Arbeiterkammer.
Zur Erhebung: Die Arbeiterkammer fragte zwischen dem 8. und 19. März an sechs Erhebungstagen zeitgleich 30 Preise von den Websites amazon.at, booking.com, swoodoo.at, fluege.de und opodo.com ab. Als Reisetermin für die Hotel- und Flugbuchungen wurde Mitte Mai ausgewählt. Die 20 verschiedenen Endgeräte – Laptops, Notebooks, iPads, Apple McBook Air, Smartphones und iPhones – waren über sechs Bundesländer (Wien, Niederösterreich, Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol) verteilt. Pro Website wurden pro Erhebungstag zwischen drei und zehn Produkte oder Dienstleistungen abgefragt.
Christian Schmicke