Jugendliche sind pessimistischer geworden
Jugendliche schauen zunehmend negativer auf ihre eigene Zukunft, lautet eine zentrale Erkenntnis der aktuellen TUI-Jugendstudie. So dächten 52 Prozent der befragten 16- bis 26-Jährigen in Europa, dass es ihnen schlechter gehen wird als ihren Eltern.
Zugleich sehen nach Erkenntnissen der TUI-Stiftung, die die Studie herausgibt, 74 Prozent der jungen Leute große Unterschiede zwischen sozialen Schichten, insbesondere bei Einkommen, Wohnen, Vermögen und Karrieremöglichkeiten. Immerhin kann die Studie auch mit einer positiven Erkenntnis aufwarten: Das Vertrauen junger Menschen in die EU-Institutionen bleibt hoch.
Für ausgesuchte Fragen wurde laut TUI erstmals in Deutschland auch eine für die Gesamtbevölkerung repräsentative Befragung parallel durchgeführt. Der Vergleich dieser beiden Gruppen – Gesamtbevölkerung und junge Menschen – erlaubt Einsichten zu aktuellen Themen. So glauben 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland, dass Sitzblockaden oder die Blockade von Infrastruktur gerechtfertigt sind, um politisch Einfluss zu nehmen und den eigenen Standpunkt öffentlich zur Geltung zu bringen. In der Gesamtbevölkerung sind es lediglich 24 Prozent.
In beiden Gruppen ist die Ablehnung stärker als die Zustimmung (44 Prozent bei den 16- bis 26-Jährigen, 63 Prozent in der Gesamtbevölkerung). Dabei sollte nicht übersehen werden, dass – und auch das zeigt die aktuelle Jugendstudie – Wahlen als Mittel der Meinungsäußerung weiterhin breite Unterstützung bei jungen Menschen genießen, unterstreichen die Autoren der Studie. 73 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Wählen "Bürgerpflicht" sei. 57 Prozent sähen in ihnen ein effektives Mittel, um Dinge in ihrem Land zu verändern.
So kommentiert die Stiftung ihre Studie
Ein weiteres Ergebnis der Jugendstudie: Junge Menschen in Europa sehen den Zugang zu Bildung als wichtigste Voraussetzung, um erfolgreich im Leben zu sein. Dazu kommentiert Elke Hlawatschek, Geschäftsführerin der TUI Stiftung: "Über alle Länder hinweg bewerten gerade einmal fünf Prozent das Bildungssystem in ihrem Land als 'sehr gut', ein weiteres Drittel als 'eher gut'. Auf der einen Seite ist es gesellschaftlicher Konsens, dass Bildung der beste Weg ist, um ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu führen. Auf der anderen Seite stellen diejenigen dem Bildungssystem ein miserables Zeugnis auf, die doch von ihm profitieren sollen. Nicht einmal die Hälfte der jungen Europäerinnen und Europäer – nämlich nur 38 Prozent – sehen gleiche Bildungschancen für alle. Bereits der Start ins Erwachsenenleben beginnt also oft mit einem starken Ungerechtigkeitsempfinden. Bildungsgerechtigkeit gehört deshalb auf die Priotitätenliste der politischen Agenda."
Thomas Ellerbeck ist Vorsitzender der TUI Stiftung und kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Die Jugend lebt in, für und mit Europa. Das ist eine gute Nachricht der diesjährigen Jugendstudie der TUI Stiftung. 59 Prozent der Befragten sehen ihre eigene Identität als eher europäisch denn nationalstaatlich verankert. Junge Menschen wollen weiter, dass die Länder ihres Kontinents enger zusammenwachsen, 43 Prozent wünschen sich eine vertiefte Integration. Dass die Zeiten für junge Menschen herausfordernd sind, zeigen die Ergebnisse ebenfalls. Der Zukunftsoptimismus der befragten 16- bis 26-Jährigen, den die Studie in den vergangenen Jahren trotz zahlreicher Krisen immer wieder belegen konnte, gerät zunehmend unter Druck. Dazu trägt die wahrgenommene Wirtschaftslage bei.“
Auf der Webseite der TUI Stiftung ist die Gesamtstudie sowie eine Broschüre mit einem Beitrag des Berliner Politikwissenschaftlers Thorsten Faas von der FU Berlin zu finden.