Ein Quereinsteiger mit Händchen für Hotels und Social Media
Davut Bölükbas (Foto) war früher in der Automobilbranche tätig, hat das mittlerweile an den Nagel gehängt und sein Faible für Hotels und Reisen als Besitzer des Reisebüros "Hotelreport Travel" in Aschaffenburg 2021 zum Job gemacht. Fast den gleichen Namen trägt seine geschlossene Community "Hotelreport Türkei" auf Facebook, die knapp 20.000 Mitglieder hat.
"Ich weiß nicht warum, aber Hotels haben mich schon immer fasziniert", erzählt Davut Bölükbas. Und dass, obwohl er in der Jugend selten im Urlaub war, dafür sei kein Geld da gewesen. "Es war schon früh mein Hobby, mir im Reisebüro die Kataloge der Veranstalter zu holen und zu studieren. Andere lesen Kicker, mich interessiert eben das", sagt der Touristiker. Und seitdem er sein eigenes Geld verdient, schöpft Bölükbas aus dem Vollen und ist so oft es geht unterwegs. Dennoch kam er vor Corona nicht auf die Idee, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Der 42-Jährige hat 20 Jahre im Schichtbetrieb in der Automobilbranche gearbeitet und nebenbei angefangen, Berichte über Hotels zu verfassen – im Blog oder in Kolumnen. Parallel dazu habe er 2019 ein Nebengewerbe als mobiler Reiseverkäufer angemeldet, um die vielen Anfragen, die sich durch seinen mittlerweile aufgebauten Expertenstatus nicht einfach weiterzureichen, sondern in eigene Buchungen umzuwandeln. Im selben Jahr hob Bölükbas die geschlossene Gruppe "Hotelreport Türkei" aus der Taufe.
Mit Videos und Live-Talks zum Erfolg
"Ich war wirklich baff, wie viele Menschen die Community angezogen hat, teilweise kamen täglich bis zu 100 Anfragen zur Aufnahme", sagt er. Wobei von Anfang an selektiert worden sei, jeder Bewerber müsse einen kurzen Fragebogen ausfüllen. "Wir wollen Menschen anziehen, die sich wirklich für die Destination und die Hotels interessieren und ihre Erfahrungen dann auch teilen", sagt er.
"Dann kam mir in der Pandemie die Idee, Live-Video-Talks zu machen, mit mir als Moderator und einem Hotelmanager, der etwa aus der Türkei zugeschaltet wird und einen Rundgang durch die Anlage macht", sagt Bölükbas. Das Format sei super angekommen, da jeder sich nach Urlaub sehnte. Und während Corona sei das Interesse noch größer gewesen, da kam die Gruppe zeitweise auf knapp 50.000 Mitglieder. Das Gute an der Community sei, dass sie mittlerweile ein Selbstläufer sei.
Umsatz von über einer Million Euro
"Täglich posten unsere Mitglieder Bilder und berichten ausführlich über ihre Hotels, da findet ein reger Austausch statt". Das Format Live-Talk hat auch nach der Pandemie überlebt, im Wochenturnus geht Bölükbas auf Sendung und postet auch sonst täglich etwas in der Gruppe. Seit Januar 2021 ist der 42-Jährige ausschließlich Touristiker, den Branchenwechsel hat der Quereinsteiger nicht bereut. Sein erstes eigenes Reisebüro hat er im Dezember 2020 in Aschaffenburg eröffnet. "Schon nach kurzer Zeit habe ich die Millionenmarke beim Umsatz geknackt", erzählt er stolz. Mit seiner Agentur ist er seither unter den Top-Partnern von Anex und Bentour.
Reisebüroeröffnung unter Polizei-Aufsicht
Zur Eröffnungsfeier im Dezember 2020 kamen nicht nur geladene Gäste, sondern auch die Polizei. "Die Beamten mussten darauf achten, dass die Corona-Regeln eingehalten werden. Und so waren immer maximal zehn Gäste auf einmal da", erzählt der Hotelspezialist. Ein zweites Reisebüro soll demnächst folgen, in Erlenbach, eine Gemeinde in der Nähe von Aschaffenburg.
An weiteren Ideen mangelt es Bölükbas nicht. Was sehr gut angenommen worden sei und eigentlich nur wegen Zeitmangels nicht häufiger stattfinde, sind Inforeisen mit Community-Mitgliedern. "Da fahren wir in einer Gruppe in die Türkei und schauen uns jeden Tag mehrere Hotels an und testen auch einige. Da holen sich die Leute in der Nebensaison Inspiration für ihren Haupturlaub, zahlen meist nur die Anreise, den Rest übernehmen die Hotels", sagt er. Ganz normalen Urlaub gibt es im Hause Bölükbas nicht, "wenn wir drei Wochen in Urlaub fahren, übernachten wir mindestens in zehn Hotels". Zum Glück mache die Familie ihm da noch keinen Strich durch die Rechnung.
Sabine Schreiber-Berger