Bei Reisetopia schreibt der Chef noch selbst
Ohne fremde Investoren hat Moritz Lindner (Foto) in nur sieben Jahren mit "Reisetopia" ein außergewöhnliches und profitables Travel Start-up mit dem Schwerpunkt Luxushotellerie, Content-Erstellung sowie Meilen- und Reisekreditkarten aufgezogen. Das Hotelgeschäft soll schon bald internationalisiert werden.
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"Der Chef versteht sein Geschäft" – diese viel zu oft verwendete Floskel, bei Moritz Lindner, Gründer und CEO von Reisetopia, trifft die Aussage unbestritten zu. In über 500 Luxushotels weltweit hat der 30-Jährige bereits übernachtet, dazu mindestens so viele Reviews über seine Reiseerlebnisse geschrieben.
Denn das ist die Basis und das Erfolgsgeheimnis seines Unternehmens, welches binnen sieben Jahren fast unbemerkt zu einem relevanten Player in der Touristik- und Hospitality-Branche aufgestiegen ist. Und bis heute schreibt bei Reisetopia der Chef noch selbst. Doch der Reihe nach: 40 Mitarbeiter, ein Innenumsatz von mehr als 3 Millionen Euro im Jahr 2023, eine EBIT-Marge von über 15 Prozent – und das alles ohne fremde Investoren. Reisetopia darf getrost zu einem der erfolgreichsten deutschen Reise-Startups der vergangenen Jahre gezählt werden.
Alles begann mit der Textsicherheit und Reiseleidenschaft von Moritz Lindner. "Ich habe während meines Studiums als SEO-Texter für entsprechende Agenturen gearbeitet. Ich schreibe einfach überdurchschnittlich schnell und da ich auf Stückbasis vergütet wurde, hatte ich schnell einen Stundenlohn von 100 Euro zusammen. Mit diesem Geld konnte ich dann problemlos meine Reiseleidenschaft finanzieren", berichtet Lindner.
Über die eigene Reisetätigkeit zur Geschäftsidee
Und mit der Reisetätigkeit entstand dann die Grundidee für sein Geschäft. Oftmals mit dem Flieger unterwegs, arbeitete sich Lindner in die vielen Details der Meilen- und Vielfliegerprogramme der Airlines ein und gründete den Reiseblog Reisetopia, der mit SEO-optimierten Texten zum Thema Vielflieger, Meilenprogramme und Bonusprogramme der Kreditkarteninstitute schnell eine beachtliche Reichweite aufbauen konnte.
Die redaktionelle Reichweite und deren Vermarktung ist bis heute eine der Erlösquellen, wenn auch eine eher kleine. Der Löwenanteil des Umsatzes wird mit Affiliate-Deals für Reisekreditkarten oder andere Premium-Kreditkarten erzielt. "In diesem Segment sind wir Marktführer in Deutschland", berichtet Lindner. Und da es große Schnittmengen zwischen zahlungskräftigen Kunden, Vielfliegern und Luxusreisen gibt, folgte im Jahr 2020 ein neuer Geschäftsbereich rund um die Vermittlung von hochpreisigen Hotelübernachtungen.
Unter der Marke Reisetopia-Hotels werden über 3.100 Luxushotels weltweit angeboten. Dabei ist Reisetopia viel mehr als nur ein reiner Online-Vermittler. "Grundsätzlich haben wir immer das gleiche Leistungsversprechen, welches wir exklusiv im Markt anbieten: Ausgehend vom identischen Preis des Hotels, erhalten unsere Kunden immer ein kostenfreies Frühstück, einen 100-Dollar-Gutschein für das Hotel vor Ort sowie bei Verfügbarkeit ein Upgrade auf die nächsthöhere Kategorie", so Lindner.
Fast alle relevanten Luxushotels weltweit hat Reisetopia unter Vertrag
Außer in Nordkorea gäbe es wohl kaum ein Land auf der Welt, welches Reisetopia nicht im Angebot habe. "95 Prozent der relevanten Luxushotels haben wir unter Vertrag", weiß der Experte für Spitzenhotels zu berichten. Und damit die Kunden aus dem Luxusbereich auch einen Premium-Service erhalten, arbeitet von Berlin aus ein großes Service-Team, um die oftmals individuellen Sonderwünsche zu realisieren. Zwei Drittel der Buchungen kämen zwar initial über die Webseite, etwa die Hälfte davon würde aber noch individuell angepasst. Das restliche Drittel aller Buchungen sei komplett individuell per Mail oder Telefon für die Kunden zusammengestellt.
Alle 3.100 Hotels befinden sich in einer selbst gebauten Datenbank, die über Salesforce verwaltet und ständig gepflegt wird. So gibt es immer alle aktuellen Informationen über jedes Hotel auf Abruf, inklusive direktem Kontakt zur Rezeption oder sogar zum General Manager. Der hohe Aufwand und der Fleiß zahlen sich aus: Übernachtungen im Wert von mehr als 5 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr durch das Reisetopia-Team im Kundenauftrag in den weltweiten Luxushotels gebucht. Für 2024 wird mit einem weit höheren Umsatz gerechnet.
Perspektivisch soll das Geschäft auch in französischer, spanischer und englischer Sprache angeboten und die entsprechenden Märkte erschlossen werden. Die Reihenfolge, zunächst die Struktur und den Service stabil zu haben, sei aber Voraussetzung für die Expansion und das Wachstum, welches bis auf Weiteres aus eigener Kraft gestemmt werden soll.
Und trotz seines beruflichen Erfolgs ist die Leidenschaft für das Reisen und Luxushotels bei Moritz Lindner auch heute noch voll und ganz da: "Pro Jahr übernachte ich weiterhin in 50 bis 70 Hotels und selbstverständlich schreibe ich nach jedem Aufenthalt immer eine aktuelle Review für unser Portal, natürlich SEO-optimiert", erzählt Lindner. Keine Frage, dieser Chef versteht und liebt sein Geschäft.
Pascal Brückmann