Wie Lufthansa bröckelnden Gewinnen begegnen will
Nach enttäuschenden Quartals- und Halbjahreszahlen will Lufthansa-Chef Carsten Spohr den Umbau des Konzerns beschleunigen. Im Kern heißt das, dass die Töchter City Airlines und Discover Airlines schneller zu Lasten der Kernmarke Lufthansa wachsen sollen.
Wie bereits gemeldet, hat der Lufthansa-Konzern im ersten Halbjahr 13,6 Milliarden Euro umgesetzt; rund fünf Prozent mehr als im Jahr 2023. Allerdings verschlechterte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 453 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 337 Millionen Euro. Verlustbringer war dabei insbesondere die Kerngesellschaft Lufthansa, die nach sechs Monaten ein Minus von 427 Millionen Euro bilanziert und damit eine gute halbe Milliarde hinter dem gleichen Vorjahreszeitraum zurückliegt.
Den Hauptgrund sieht Lufthansa-CEO Carsten Spohr in einer Normalisierung des Preisniveaus, das nach Corona zunächst kräftig gestiegen war. Aufgrund der marktweit gestiegenen Kapazität und der daraus resultierenden Preisnormalisierung seien die Stückerlöse (RASK) der Passagierairlines im zweiten Quartal um 5,3 Prozent gegenüber 2023 gesunken. Neben einem leichten Rückgang der Auslastung seien vor allem sinkende Durchschnittspreise, die aber noch deutlich über Vorkrisenniveau liegen, dafür ausschlaggebend. Der Rückgang sei in allen Verkehrsgebieten zu beobachten und besonders ausgeprägt in Asien.
Sondereffekte und strukturelle Probleme
Zugleich seien die Kosten gestiegen, insbesondere bei der Kernmarke Lufthansa. Dabei seien Sondereffekte zum Tragen gekommen, wie etwa Streikbelastungen, weitere Verzögerungen von Flugzeugauslieferungen und daraus resultierende Ineffizienzen, aber auch "strukturelle Probleme" der Airline. Auch die im Vergleich überproportional gestiegenen Standortkosten in Deutschland und neue Tarifverträge für Cockpit, Kabine und Boden belasteten das Ergebnis. Alle anderen Passagier-Airlines der Gruppe seien dagegen "entsprechend der Marktentwicklung weiterhin auf Kurs", so Spohr.
Die Ertragslage verbessern sollen nun ein scharfes Sparprogramm und die Verlagerung von Kurz- und Mittelstreckenflügen auf andere, kostengünstigere Flugbetriebe. So werden Discover Airlines und Lufthansa City Airlines zu Lasten der Marke Lufthansa wachsen, um "das Angebot an den Standorten Frankfurt und München zu wettbewerbsfähigen Kosten weiterentwickeln zu können". City Airlines war im Juni gestartet und soll mittelfristig Lufthansa City Line ablösen. Konzernintern dürfte die Beschleunigung der Auslagerung von Kapazitäten an die Töchter bei der Belegschaft für Unruhe sorgen.
Christian Schmicke