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22. November 2024 | 18:26 Uhr
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Wie das Thema Pauschalreise die Branche bewegt

Muss die Pauschalreise gerettet oder geschützt werden? Und wenn ja, wie? Diese Fragen werden derzeit auf zahlreichen touristischen Veranstaltungen intensiv diskutiert. Der Chor ist vielstimmig. Ein Überblick.

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Sonne, Pool, Sand und Meer bleiben die Kernelemente der meisten Pauschalreisen

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Unter Veranstaltern und Reisebüros herrscht vor allem in einer Angelegenheit Einmütigkeit: Pauschalreisen sind, vor allem bei Auslandsreisen, der "Goldstandard" und sie sollen es bleiben. Das ist durchaus eine Besonderheit, die vor allem den DACH-Raum vom Rest der Welt unterscheidet. Andernorts spielen die Reisepakete mit versprochener Rundum-Absicherung keineswegs eine so große Rolle.

Das führt nicht zuletzt dazu, dass Themen, wie etwa die Revision der EU-Pauschalreiserichtlinie (PRRL), hierzulande aufmerksamer beobachtet werden als in anderen Ländern – und wohl auch als in Brüssel. Zwar spielt der Verkauf von Einzelleistungen auch in Deutschland eine erhebliche Rolle, doch das Brot-und-Butter-Geschäft von Reiseveranstaltern und -büros bleiben Pauschalreisen, vom Badeurlaub bis hin zur komplexen Rundreise.

Zu teuer durch Absicherungspflicht?

Zuletzt mehrten sich mahnende Stimmen, die befürchten, dass Pauschalreisen wegen der Preise gegenüber Einzelleistungen ins Hintertreffen geraten könnten. Zu den Wortführern dieser Richtung zählen etwa TUI-Chef Sebastian Ebel, Dertour-CEO Ingo Burmester, aber auch Verbandsvertreter wie DRV-Chef Norbert Fiebig und die Vorsitzende des Reisebüroverbandes VUSR, Marija Linnhoff.

Sie befürchten einerseits eine weitere regulatorische Knebelung durch die PRRL und beklagen andererseits die hohen Beiträge, die die Veranstalter an den Deutschen Reisesicherungsfonds leisten müssen. Neben Sicherheitsleistungen von fünf bis neun Prozent des Pauschalreiseumsatzes muss ein Prozent als Beitrag geleistet werden, obwohl der Fonds sein angestrebtes Volumen zur Absicherung von Insolvenzen bereits übertroffen hat.

Druck auf DRSF

Die kostenträchtige Absicherungspflicht schränke die notorisch margenschwache und auf Pauschalreisen ausgelegte Branche in ihren Handlungsmöglichkeiten stark ein, zumal die Vorzüge von Pauschalreisen vielen Kunden nicht klar seien, lautet die Argumentation. Denn der Preis für Pauschalreisen müsse um einige Prozentpunkte höher sein als bei Einzelleistungen, um damit noch Geld zu verdienen. Damit kämpft die organisierte Touristik an zwei Fronten gleichzeitig.

Vorschläge, wie dem Problem beizukommen wäre, gibt es zuhauf. Einer der radikalsten stammt von VUSR-Chefin Linnhoff, die jüngst bei der Jahrestagung des Verbandes vorschlug, die Veranstalter sollten ihre Beiträge an den DRSF angesichts dessen gut gefüllter Kassen einfach mal halbieren. Indes haben die meisten Akteure ihre Beiträge für das kommende Jahr bereits bezahlt.

Pochen auf Beitragssenkung

Auch Akteure wie TUI, Dertour, Alltours und Schauinsland pochen auf eine Beitragssenkung, um im Hinblick auf die Kosten großen Online-Akteuren wie Booking, die den überwiegenden Teil ihres Geschäfts mit Einzelleistungen machen, Paroli bieten zu können. Verbände wie der DRV und der ASR, die zu den Gesellschaftern des DRSF gehören, sind damit gefordert, auf das Bundesfinanzministerium, das die Aufsicht über den Fonds hat, in diesem Sinne einzuwirken. Die lauteste Stimme in diesem Konzert ist aktuell der VUSR, obwohl er weder DRSF-Gesellschafter ist noch per Definition Veranstalterinteressen vertritt.

Dass sich der Vertrieb der Forderung der Veranstalter anschließt, beruht indes auf der Hoffnung, dass diese freiwerdende Mittel aus einer Beitragssenkung in die Vertriebskonditionen fließen lassen könnten. In diesem Sinne äußerte sich auch der Vorstand der Kooperation Best Reisen, Cornelius Meyer, jüngst bei einer Tagung in Griechenland.

Mehr Transparenz für die Kunden

Meyer will das Thema indes auch von der anderen Seite angehen. Seine Reisebürokooperation will eine Plattform initiieren, die Endkunden die Vorzüge der Pauschalreise kommunizieren soll. Best Reisen will dabei auf Influencer-Marketing setzen und hofft, dass ein touristischer Verband die Federführung übernimmt. Damit will er vermeiden, dass sich die Konkurrenz dem Anliegen deshalb nicht anschließt, weil es als Best-Reisen-Initiative daherkommt. Von den Verbänden war dazu allerdings bislang noch kein eindeutiges Statement zu hören.

Die Reisebürokooperation TSS will ihrerseits ebenfalls eine Plattform initiieren, die Endkunden die Vorzüge der Pauschalreise kommunizieren soll. "Die beiden großen Insolvenzen von Thomas Cook und in diesem Jahr FTI haben das Vertrauen vieler Kunden in unsere Branche nicht unbedingt gestärkt", erklärte Geschäftsführer Manuel Molina dazu. Mit der Pauschalreise-Initiative wolle TSS ein klares Signal senden – sowohl für das Kernprodukt Pauschalreise als auch für Reisebüros, die als Ansprechpartner Nummer eins in Sachen Reisen fungierten.

Gütesiegel vom DRSF?

Eine weitere Idee formulierte bei der jüngsten Tagung des VUSR Alltours-Vertriebs-Geschäftsführer Georg Welbers der für ein Gütesiegel des DRSF für Pauschalreisen warb. Auch der Vertriebschef des Konkurrenten Schauinsland, Detlef Schroer, konnte sich dem Vernehmen nach für den Ansatz, mit einem neutralen Gütesiegel für die Pauschalreise zu werben, erwärmen.

Verbraucherschützer verfolgen hierzulande unterdessen das erklärte Ziel, möglichst viele Reiseleistungen unter den Schutz des Pauschalreiserechts zu stellen. Außerdem sollten Verbraucher vor ihrer Buchung klar und eindeutig informiert werden, ob sie tatsächlich eine Pauschalreise gebucht haben, so der Verbraucherzentrale Bundesverband VZBV. Sollte das nicht der Fall sein, solle die Buchung erst nach ausdrücklicher Bestätigung wirksam werden.

Was kommt aus Brüssel und sind Pauschalreisen spießig?

Bleibt das Thema Revision der Pauschalreiserichtlinie. Ob Entwürfe wie der, auch Ereignisse am Wohnort in die Liste der Gründe für eine kostenlose Stornierung einzubeziehen, oder der Plan, Produkte, die binnen drei Stunden über einen Anbieter gebucht werden, automatisch zur Pauschalreise werden zu lassen, zum Zug kommen werden, ist ungewiss. Eher vom Tisch zu sein scheinen Forderungen wie die von TUI und VUSR, auch Einzelleistungen unter den Schutz des Pauschalreiserechts zu stellen. Der überwiegende Teil der Branche war ohnehin dagegen.

Gleichwohl wird die Branche weiterhin an mehreren Fronten für den Stellenwert von Pauschalreisen kämpfen müssen. Wiederholt war zuletzt auch die Forderung zu hören, man solle den altbacken wirkenden Begriff durch einen anderen, verlockender klingenden ersetzen. Schließlich haftet dem "Pauschalurlauber" seit Jahrzehnten das Image des Spießigen an. An einer zugkräftigen Alternative scheint es indes weiter zu fehlen. Was vielleicht nicht so schlimm ist, wenn man die Verpackung nicht wichtiger nimmt als den Inhalt.

Christian Schmicke

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