Was Touristik gegen Overtourism tun kann
Stadtregierungen in Europa und weltweit greifen härter durch, um Overtourism in den Griff zu bekommen. Der Stadtforscher Stephan Jansen (Foto) sieht darin einen klaren Trend. Im Reise vor9 Podcast fordert er die Branche auf, Tourismus nachhaltiger zu gestalten – auch aus eigenem Interesse. "Die Städte werden sich wehren", warnt Jansen, "wenn nötig auch allein".

Kai Weise/DRV
Stephan Jansen fordert die Reisebranche auf, Probleme aktiv anzugehen
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Schon heute leben drei Viertel der Europäer in Städten. Wenn zu den Bewohnern auch noch Touristenmassen hinzukommen, verschärft das, bestehende Probleme. Jansen nennt die Stadtgesundheit, Mobilität und Wohnraumversorgung als zentrale Felder, auf denen sich der Druck entlädt. Lärm, Emissionen, überfüllte Verkehrsknoten und Wohnraumverdrängung verschärfen die soziale und ökologische Balance in vielen Städten.
Zahlreiche Städte arbeiten inzwischen mit restriktiven Mitteln. Venedig testet Eintrittsgebühren, Dubrovnik und Barcelona regulieren Kreuzfahrten, Amsterdam will Reisebusse aus dem Zentrum verbannen. Manche Kommunen verhängen sogar Rollkoffer-Verbote. Dahinter steht laut Jansen eine wachsende Entschlossenheit: "Die Stadt gehört den Städtern – und das setzen sie jetzt durch."
Digitalisierung schafft neue Steuerungsmöglichkeiten
Einige Städte setzen auf digitale Zwillinge, die Verkehrs- und Besucherströme in Echtzeit analysieren. So lassen sich Aufenthaltszeiten, Besucherzahlen und Emissionen gezielter steuern. Auch künstliche Intelligenz kommt zunehmend zum Einsatz, etwa bei der Prognose von Hitzebelastung oder bei der Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte.
Jansen fordert von der Tourismusbranche mehr Kooperationsbereitschaft. Veranstalter und Destinationen sollten auf Städte zugehen, um Lösungen gemeinsam zu entwickeln. Denkbar seien zeitliche oder räumliche Entzerrungen, neue Konzepte für die Neben- und Nebensaison, aber auch gezieltere Gästelenkung. Nicht Wachstum, sondern Wertschöpfung müsse im Vordergrund stehen.
Neue Rollen für die Touristik
Die Tourismusbranche solle sich von der Wachstumslogik verabschieden, sagt Jansen. "Weniger, aber besser" sei das Gebot der Stunde. Das heiße: hochwertiger Tourismus mit fairen Löhnen, echter Wertschätzung für lokale Kultur und nachhaltiger Infrastruktur. Es gehe nicht um mehr Souvenirläden, sondern um Nahversorgung für Einheimische, funktionierende Mobilität und klimaresiliente Städte.
Die Branche könne Teil der Lösung sein – etwa durch Unterstützung lokaler Anbieter, bessere Gästeinformation oder durch neue Reiseformate im Bereich Achtsamkeit, Gesundheit und Bildung. Auch der soziale Wandel spiele eine Rolle: Immer mehr junge Menschen hinterfragten den Konsumtourismus und suchten Sinn statt Selfie.
Die Städte, so Jansen, würden nicht länger zuschauen. Ihre Probleme seien akut – von Überhitzung über Wohnraumnot bis zu überlasteter Infrastruktur. Wer als Touristiker nicht Teil der Lösung werde, riskiere, von den Städten ausgeschlossen zu werden. "Die Frage ist nicht, ob Städte handeln. Die Frage ist, ob die Touristik mitgestaltet – oder abwartet."
Christian Schmicke
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