Warum TUI den Börsenplatz wieder nach Frankfurt verlegt
Nach fast zehn Jahren, in denen die Hauptnotierung des Reisekonzerns an der Londoner Börse lag, kehrt TUI nach Frankfurt zurück. Das soll Kosten sparen und mit der erhofften Aufnahme in den M-Dax die Nachfrage nach den TUI-Papieren verbessern, hoffen Finanzvorstand Mathias Kiep (links) und CEO Sebastian Ebel (rechts).
Der TUI-Vorstand läutete die Rückkehr nach Frankfurt im Stil eines Börsengangs ein. Etwa zehn Jahre nach dem Wechsel an die Londoner Börse kehrt der Konzern mit seiner Hauptnotierung nach Deutschland zurück. Im Juni, so hofft Finanzchef Kiep, könnte TUI in den Nebenwerteindex M-Dax einziehen. Seit 2014 war das Unternehmen nach der Fusion mit der britischen TUI Travel zugleich am Londoner Aktienmarkt, an der Börse Hannover und im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Mittlerweile hat sich laut TUI ein großer Teil des Aktienhandels nach Deutschland verlagert: deshalb sei eine Doppelnotierung nicht mehr sinnvoll, befand das Management. Bei der jüngsten Hauptversammlung am 13. Februar erteilten die Aktionäre dem Plan der Hauptnotierung an der Frankfurter Börse ihre Zustimmung.
Kosteneinsparungen und Hoffnung auf Kursanstieg
Nun erwartet CEO Ebel geringere Kosten und hofft auf höhere Aktienkurse. Er hatte zuletzt mehrfach unterstrichen, dass der aktuelle Aktienkurs die wirtschaftliche Kraft des Unternehmens und seine Perspektiven nicht angemessen spiegele. Im laufenden Jahr will TUI den Umsatz um mindestens um zehn Prozent auf etwa 23 Milliarden Euro steigern, das bereinigte Betriebsergebnis soll um mindestens 25 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro wachsen. Am Eröffnungstag zeigte sich die Kursentwicklung der zuletzt arg gebeutelten TUI-Aktie freundlich. Die Papiere legten bis Montagnachmittag um rund vier Prozent auf 7,60 Euro zu. Noch bis Juni soll die Aktie parallel auch in London auf dem Kurszettel stehen, dann wird der Handel dort eingestellt.
Sicherung der Luftverkehrsrechte
Nebenbei soll der Wechsel des Börsenplatzes TUI auch dabei helfen, die Luftverkehrsrechte der hauseigenen Airlines in der EU abzusichern. Denn diese verlangt, dass Gesellschaft, die innerhalb der EU fliegt, mehrheitlich in Besitz und unter Kontrolle von Eignern aus der EU ist. Das sei mit einer Hauptnotiz in Frankfurt leichter sicherzustellen, hieß es.
CEO Ebel hatte bei der Hauptversammlung betont, dass es in diesem Punkt auch nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU keine Probleme gebe. TUI habe ausreichend europäische Aktionäre, auch ohne UK. Dies werde sich durch den Rückzug aus London, wo sich traditionell mehr internationale Anleger mit Aktien eindecken, weiter verstärken. Auch für die britische TUI-Airline gebe es keine Probleme, denn die Briten seien in diesem Punkt "viel großzügiger als die EU", so Ebel.
Christian Schmicke