Verbände fordern mehr touristische Grundlagenforschung
Nur noch vier staatliche Universitäten in Deutschland bieten heute ein Tourismusstudium an. Die zunehmende Schwächung touristischer Studiengänge an Unis gefährde langfristig die Entwicklung des Tourismusstandorts Deutschland, warnen ein Bündnis touristischer Verbände und die Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft.
Die Grundlagenarbeit auf universitärer Ebene sei für eine "ebenso qualitätsorientierte wie innovative Tourismusbranche unerlässlich", sagt Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands. So erfreulich die Breite der praxisnahen Lehr- und Studiengänge an deutschen Fachhochschulen auch sei: für die Sicherung der theoretischen Grundlagen, für zukunftsorientierte Lösungsansätze und die drängenden Fragen von Nachhaltigkeit, demographischem Wandel oder Digitalisierung bedürfe es der universitären Lehre und Forschung. "Wenn wir heute nicht die Ausbildung der Tourismus-Lehrenden an den Universitäten sicherstellen, woher kommen die zukünftigen Professoren der Fachhochschulen?" fragt der DTV-Chef.
Touristische Verbände wie der DRV, der BTW, der ASR, der RDA, der Dehoga und die DZT sowie die Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft setzen sich nach eigenem Bekunden bereits seit über einem Jahr für die Stärkung der Tourismuswissenschaft an deutschen Universitäten ein. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sei der Forderung des Bündnisses mit dem Hinweis begegnet, Bildung sei Ländersache und der Bund deshalb nicht zuständig. Dabei fördere zum Beispiel das Bundesverkehrsministerium im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans neue Stiftungsprofessuren im Bereich Radverkehr, kritisieren die Verbände.
Die Fraktion der Grünen im Bundestag hat zu dem Thema Ende September eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet, in der sie die Lage der Tourismusforschung an den deutschen Universitäten und Fachhochschulen thematisiert und nach einer Strategie der Regierung zur Verbesserung der strukturellen und personellen Situation im Bereich der Tourismuswissenschaft fragt. Den Antworten auf diese Anfrage sehe man mit Interesse entgegen, sagt DTV-Präsident Kunz.