TUI-Partner Green City Trip gibt Nachtzüge auf
Das niederländische Unternehmen Green City Trip, das bislang für TUI-Nachtzüge betrieb, steuert um. Künftig will es mit Zügen für 800 Fahrgäste preiswerte internationale Bahnreisen am Tag anbieten.
Malediven: Sun Siyam Resorts mit 24-Stunden-All-inclusive
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Viele reden über Nachtzüge – aber wenige ahnen, wie komplex und kostenintensiv dieses klimaschonende Reiseangebot ist. Maarten Bastian weiß es, denn mit Kompagnon Hessel Winkelman hat der Unternehmer unter der Marke Green City Trip vor zweieinhalb Jahren einen 500 Meter langen Nachtzug mit 730 Betten an Bord gestartet, der in den letzten beiden Wintern als Ski-Express für TUI gefahren ist.
Doch nun ist Schluss: Statt des geplanten Ausbaus geben die beiden Niederländer den Nachtverkehr mit den rollenden Hotels auf. Stattdessen setzt das Duo künftig mit seinem neuen Bahnunternehmen Go Volta auf preiswerte Bahnreisen am Tag, mit geleasten Zügen und elf Wagen für bis zu 800 Fahrgäste. Damit traut sich neben Flixtrain ein weiterer Anbieter in den Wettbewerb mit der Deutschen Bahn, die auch 30 Jahre nach der Umwandlung der Bundesbahn den Fernverkehr auf der Schiene dominiert.
Unrentabel trotz 93 Prozent Auslastung
"Der Betrieb von Nachtzügen unter unserem eigenen Label hat sich leider als unrentabel erwiesen, deshalb steigen wir um", sagt Bastian. Selbst eine Auslastung von im Schnitt starken 93 Prozent, attraktive Verbindungen von Amsterdam nach Prag, Venedig, Göteborg und Wien sowie der von TUI vermarktete Ski-Express mit Zustiegen in Köln, Bonn, Koblenz und Frankfurt machten demnach den Hotelbetrieb auf Schienen nicht profitabel.
Die gute Nachricht: Der deutsche Reiseriese will die Kooperation mit Go Volta fortsetzen, dessen wachsende Flotte zunächst Amsterdam mit Berlin, Basel und Kopenhagen verbinden soll. "Auch der Ski-Express kann künftig tagsüber fahren und an mehr Bahnhöfen in Deutschland halten", erläutert Bastian. Wegen geringerer Betriebskosten im Tagesverkehr sei zudem ein niedrigerer Ticketpreis möglich, was die Nutzung der Bahn für Reisende und Wintersport-Fans attraktiver mache.
TUI ließ über Jahrzehnte eigene Ferienzüge von der Bundesbahn betreiben, gab die Flotte aber mit der Bahnreform 1994 auf. Konzernchef Sebastian Ebel will die Idee wiederbeleben und nachhaltige Pauschalreisen per Zug anbieten. Bastian und Winkelman gründeten schon mit 18 Jahren das Reiseunternehmen Flywise Travel und verkauften erfolgreich Pauschalurlaub per Flieger. Im Oktober 2021 wurde der erste Nachzug geleast. "Wir wollten unseren Kunden eine nachhaltigere Reiseform bieten", betont der Unternehmer.
Jeder Zweite kommt todmüde an
Doch inzwischen ist der Idealismus verflogen. "Viele Reisende geben an, dass sie gerne den Nachtzug als Alternative zum Fliegen ausprobieren wollen", sagt Bastian. "In der Praxis stellt sich dann aber heraus, dass im Schnitt jeder zweite Kunde im Nachtzug kaum schläft und todmüde am Ziel ankommt." Zudem sei man von Amsterdam nach Prag lange 15 Stunden unterwegs und nach Venedig sogar 18 Stunden – statt nur 90 Minuten mit dem Flieger.
"Das Flugticket kostet überdies im Schnitt nur halb so viel wie der Nachtzug und man hat viel mehr Flexibilität bei Reisetagen und Abflugzeiten", ergänzt der Firmenchef. Mit den Tiefpreisen im Flugverkehr könne der Hotelbetrieb auf Schienen nicht annähernd konkurrieren. Der Nachtzug, so sein Fazit, bleibe "ein Nischenprodukt für Liebhaber" und für Menschen, die bequem, schnell und günstig von A nach B wollen, "immer die schlechtere Option".
Anders sieht es nach seinen Erfahrungen bei Fernzügen aus, die tagsüber fahren und vier bis fünf Mal so viele Sitzplätze bieten wie ein Mittelstreckenflieger. Deren Anschaffung, Personalkosten, Service und Wartung seien deutlich günstiger, sagt Bastian. Zudem passen mit Sitzen statt Schlafkabinen doppelt so viele Passagiere in einen Wagen und die Züge können häufiger eingesetzt werden als auf den langen Nachtrouten. „Das führt zu einer signifikanten Senkung der Kosten und damit zu einem viel niedrigeren Preis“, betont der Experte.
Go-Volta plant Tickets ab 10 Euro
Bei Go-Volta soll es Tickets schon ab 10 Euro geben, im Schnitt die einfache Fahrt 25 Euro kosten. Die erste tägliche Verbindung soll am 1. Mai 2025 zwischen Berlin und Amsterdam starten, mit Zustieg in Hannover, Osnabrück und Bad Bentheim. Tägliche Züge zwischen Amsterdam und Kopenhagen über Bremen und Hamburg sollen ab 3. Juni 2025 folgen. Und ab 3. Juli sollen Züge dreimal pro Woche zwischen Basel und Amsterdam fahren, mit Halt in Köln, Koblenz, Mannheim, Karlsruhe, beim Europa-Park und in Freiburg.
Die Holländer wollen ihre blau lackierte Leasing-Flotte von zunächst sechs Zügen mit je 800 Sitzplätzen schon im Jahr darauf verdoppeln. "Für 2026 planen wir unter anderem Amsterdam – Paris, Amsterdam – München sowie eine Erhöhung der Frequenz Amsterdam – Berlin und Amsterdam – Basel", sagt Bastian. Danach sollen Brüssel und Antwerpen unter anderem mit Berlin, München und Basel verbunden werden. "Auch Tschechien wäre interessant", ergänzt der Firmenchef.
In den Zügen soll es wie bei der DB zwei Klassen geben, genannt Economy und Komfort. "Unser Fokus liegt auf dem Freizeitreisenden, wir wollen erschwingliche internationale Zugreisen anbieten", sagt Bastian. Wenn die beantragten Trassen von den Netzbetreibern bis im Herbst bestätigt sind, sollen über die Homepage von Go-Volta die Fahrkarten buchbar sein und mit einem Hotelaufenthalt und Ausflügen kombiniert werden können. Für diese Pauschalreisen übernehme man dann als Veranstalter auch die volle Verantwortung, falls es Probleme wie Zugausfälle und Verspätungen gibt.
Gespräche mit Reiseveranstaltern laufen
Go-Volta will seine Züge und Platzkontingente auch anderen Unternehmen anbieten. "Wir führen derzeit interessante Gespräche mit mehreren großen deutschen Reiseveranstaltern", sagt Bastian. Zudem sei man mit der DB AG im Gespräch, "da wir unsere Tickets auch gerne über deren Systeme verkaufen möchten". Die Verbindungen sollen in der Fahrplanauskunft wie dem DB Navigator angezeigt werden. "Wir hoffen, dass dieser Prozess zügig verlaufen wird", sagt der Unternehmer.
Die etablierten Staatsbahnen sieht Bastian nicht als Gegner, man konkurriere im Fernverkehr mit Flugzeugen und Autos um Nutzer: "Wir wollen die gleiche Veränderung anstoßen, die in der Luftfahrt stattgefunden hat." Dort sorgten neue Anbieter wie Ryanair und Easyjet dafür, dass das Passagieraufkommen enorm stieg und die Unternehmen profitabler wurden. "Das Gleiche muss auf den Schienen passieren", sagt der Flywise-Gründer. "Und dazu muss Bahnfahren preisgünstiger werden und sich in der Qualität verbessern."
Thomas Wüpper