Dämpfer für die Verkehrswende im Fernverkehr
Die politische gewünschte Verkehrswende im Fernverkehr ist im letzten Jahr der großen Koalition ins Hintertreffen geraten. Wie das Statistische Bundesamt meldet, gab es im Jahr 2024 ein Minus von vier Prozent bei den Fahrgastzahlen der Bahn. Das Amt nennt in einer Erklärung die Streiks als Ursache für den Rückgang. Belegt wird diese These aber nicht.

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Vier Prozent weniger Fahrgäste als im Jahr zuvor nutzen im Jahr 2024 den Schienenfernverkehr in Deutschland
Die Verkehrswende gilt als zentrales Element deutscher Klimapolitik. Mehr Menschen sollen vom Auto und Flugzeug auf klimafreundlichere Verkehrsmittel wie Bus und Bahn umsteigen. Doch im Fernverkehr der Deutschen Bahn zeigt sich ein gegenteiliger Trend: Statt steigender Fahrgastzahlen meldet das Statistische Bundesamt (Destatis) für das Jahr 2024 einen Rückgang. Demnach nutzten 142 Millionen Menschen den Bahnfernverkehr – rund 4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Destatis führt diesen Rückgang in seiner Pressemitteilung vom 8. April 2025 vor allem auf die streikbedingten Ausfälle im ersten Quartal 2024 zurück. Zwar ist diese Erklärung naheliegend, sie greift jedoch womöglich zu kurz. Unberücksichtigt bleibt, dass die Bahn im vergangenen Jahr erneut mit massiven Zuverlässigkeitsproblemen zu kämpfen hatte: Der Fernverkehr erreichte im Jahr 2024 einen neuen Negativrekord bei den Pünktlichkeitswerten.
Der Fernbusverkehr konnte minimal zulegen
Auf zahlreichen Hauptverbindungen kam es regelmäßig zu Verspätungen, Ausfällen und unvorhersehbaren Fahrplanänderungen. Kunden, die sich aufgrund dieser Entwicklung von der Bahn als Verkehrsmittel abgewendet haben, könnten der wahre Grund für die Negativbilanz sein. Auffällig ist, dass der Fernbusverkehr 2024 leicht zulegen konnte. Mit einem Zuwachs von zumindest einem Prozent auf über 10 Millionen Reisende.
Im Nahverkehr hingegen zeigt sich eine andere Entwicklung: Dort stiegen die Fahrgastzahlen in nahezu allen Verkehrsträgern – Eisenbahn, Straßenbahn und Bus – deutlich. Insbesondere der Eisenbahnnahverkehr profitierte vom ganzjährig nutzbaren Deutschlandticket, mit einem Plus von 6 Prozent und insgesamt 2,7 Milliarden Fahrgästen. Auch die mittlere Reiseweite im Nahverkehr nahm zu – ein Zeichen dafür, dass das Ticket zunehmend auch für längere Pendel- oder Freizeitstrecken genutzt wird.
Pascal Brückmann