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24. Juni 2020 | 07:00 Uhr
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TUI-Chef will Hotels versilbern

Sinneswandel bei Konzernlenker Fritz Joussen: Bisher erwirtschaftete TUI einen Großteil des Gewinns mit eigenen Hotels, künftig reicht ihm der Betrieb der Häuser. „Wir werden uns von Vermögenswerten trennen oder Partner an Bord holen“, kündigt Joussen im Interview mit der FAZ an.

Joussen Fritz

TUI-Vorstandschef Fritz Joussen will Hotels verkaufen und in eine digitale Plattform investieren

„Wir besitzen eigene Hotels, Schiffe und Flugzeuge. Aber den Kunden interessiert es in vielen Fällen nicht, ob wir der Eigentümer sind“, begründet Fritz Joussen im FAZ-Interview seine neue Strategie. TUI werde Hotels verkaufen. „Am Urlaubserlebnis, an den Produkteigenschaften, an der Marke und der TUI-Servicequalität ändert sich dadurch nichts“, glaubt Joussen. „Das Markenerlebnis im Urlaub muss 100 Prozent TUI sein.“

Den Vergleich mit der Strategie des gescheiterten Konkurrenten Thomas Cook weist Joussen zurück. „Nein, wir betreiben die Hotels. Es sind unsere Marken, wir setzen und kontrollieren die Standards in Bezug auf die Qualität, Lage und Service. Dazu müssen wir die Hotels nur in Ausnahmefällen besitzen.“ In manchen Destinationen wie den Kapverden oder in der Karibik werde TUI auch künftig selbst bauen, weil dort das Angebot sonst fehle.

„Insgesamt werden wir aber wesentlich stärker in unsere digitale Plattform investieren und weniger in Assets.“ Joussen will eine der größten digitalen Plattformen in Europa schaffen. „Den Weg sind wir schon vor Corona eingeschlagen, es wird jetzt nur viel schneller in der Umsetzung gehen.“ Die Corona-Krise wirke „wie ein Brandbeschleuniger“. Unternehmen würden sich schneller verändern als in normalen Zeiten.

Ein wichtiger Grund für die neue Denkweise dürften die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie sein. „Wir haben mit dem Stillstand von Mitte März an eine Zeit erlebt, in der wir null Umsatz hatten. Das war brutal. Außerdem sind Kundengelder für Erstattungen gebuchter Reisen abgeflossen“, skizziert Joussen die Situation. Deshalb werde er sich in diesem Jahr auf die Liquidität fokussieren.

Im Gespräch lässt Joussen durchblicken, dass der Staatskredit wahrscheinlich nicht ausreiche. „Unsere ursprüngliche Kalkulation, die den 1,8 Milliarden Euro zugrunde lag, wurde zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Corona-Krise erstellt und ging von einem deutlich kürzeren Lockdown aus.“ Kein Mensch wisse, wie es mit dem Virus weitergehe. Deshalb tue man „gut daran, in diesen Szenarien auch über weitere Finanzquellen nachzudenken“.

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