Reisen für Geimpfte bei Veranstaltern umstritten
Der Münchner Reiseveranstalter Hauser Exkursionen plant laut Firmenchef Manfred Häupl (Foto) die Einführung einer neuen Produktkategorie für gegen das Coronavirus Geimpfte und Genesene. Andere Anbieter wollen dagegen keine entsprechenden Angebote machen.
„Die deutsche Impfkampagne ist in vollem Gang, während immer mehr Länder die Einreise für Geimpfte und Genesene ohne Beschränkungen gestatten“, sagt Hauser-Geschäftsführer Manfred Häupl. Es werde "Zeit, die Lücke zu schließen und die Quarantänepflicht für geimpfte Rückkehrer abzuschaffen", so der Firmenchef.
Unterstützt sieht er sich durch eine aktuelle Kundenbefragung seines Reiseveranstalters. Mehr als zwei Drittel (67,1%) der teilnehmenden Kunden befürworteten demnach ein Comeback der uneingeschränkten Reisefreiheit für Geimpfte. Fast 71 Prozent seien der Ansicht, dass durch eine Impfung der Grund für die Rückreise-Quarantäne entfällt. "Die große Mehrheit drängt auf Lösungen – und wir wollen diese Bewegung vorantreiben", sagt Häupl.
Aktuell unterteilt Hauser Exkursionen das Angebot in gänzlich ohne Quarantäne durchführbare Reisen und solche ohne Einreise-Quarantäne, die aber bei der Rückkehr nach Deutschland Quarantäne und/oder Corona-Tests erfordern. Das Produktmanagement sei "in ständigem Austausch mit den Agenturen vor Ort, damit eine dritte Kategorie für Geimpfte und Genesene bald schon eingeführt werden kann", so Häupl weiter.
Konkurrenz sieht Vorstoß skeptisch
Ingo Lies, Chef von Chamäleon Reisen, hält hingegen nichts von eigenen Produktlinien für Geimpfte. "Es ist jetzt kurz vor 12 im positiven Sinne, denn die meisten werden bis Ende Juni eine Impfung angeboten bekommen haben und wer eine (Fern-) Reise unternehmen möchte, wird sich schon alleine aus diesem Grund impfen lassen“, sagt er gegenüber Reise vor9. Parallel komme der Impfpass und die Reisewarnungen würden schrittweise verschwinden. "Ich bin davon überzeugt, dass sich Geimpfte sicher genug fühlen werden mit Nichtgeimpften zusammen zu reisen", so Lies. Nicht-Geimpfte müssten sich eben testen lassen.
Auch ASI-Chef Ambros Gasser will keine entsprechende Produktlinie aufsetzen. „Ob eine Reise für Geimpfte und Genesene möglich ist, hängt von den Rechtsvorschriften ab und betrifft weniger die Kreation einer neuen Produktkategorie“, so der Veranstalter-Chef. Reiseveranstalter müssten "dann in solchen Gebieten lediglich entsprechende Kontingente halten um Reisen durchführen zu können".
Bei Wikinger Reisen ist ebenfalls keine Produktlinie für geimpfte Kunden in Planung. "Wir halten das für wenig vielversprechend", sagt Firmenchef Daniel Kraus. Man wisse nicht, wie lange Impfungen, welche Impfung und ab welchen Zeitpunkt nach der ersten oder zweiten Impfung überhaupt wirkten, so Kraus weiter. Eine Kontrollmöglichkeit für Veranstalter gebe es zur Zeit nicht. "Ausgrenzungen von Nichtgeimpften in unseren Gruppen wird es nicht geben, stellt der Wikinger-Geschäftsführer fest.
Die Debatte darüber, ob es sinnvoll ist, bei Gruppenreisen eigene Angebote für geimpfte oder von einer Covid-10-Erkrankung genesene Zeitgenossen aufzulegen, dürfte die Branche noch eine Weile verfolgen. Auch weil der überwiegende Teil der Reiseinteressierten wohl noch länger auf einen Impftermin warten muss. Wir bleiben am Ball.
Christian Schmicke