Mietwagenanbieter bereiten auf hohe Preise vor
Wegen starker Nachfrage und eines knappen Angebots an Fahrzeugen sei in wichtigen Reisezielen mit teuren Preisen und Engpässen in der Hauptsaison zu rechnen, warnen die Anbieter. Schon jetzt lägen die Tarife vielerorts noch über dem hohen Niveau von 2021.
Es ist fast schon ein Ritual. Regelmäßig ermahnen Autovermieter Reiseinteressierte zur Hauptbuchungszeit, frühzeitig an die Reservierung ihres Mietwagens am Urlaubsort zu denken. Denn bei Reisebuchungen ist der Mietwagen in der Regel ein nachgelagertes Produkt. Erstmal sind der Flug und die Unterkunft dran, dann wird irgendwann auch der Mietwagen gebucht.
In diesem Jahr spricht allerdings einiges dafür, dass an den Warnungen etwas dran sein könnte. Denn die ausgedünnten Flotten der Vermieter in den Krisenjahren 2020 und 2021 addieren sich mit Engpässen bei der Auslieferung neuer Fahrzeuge, etwa aufgrund gestörter Lieferketten bei Chips, zu einer unguten Mischung.
Lieferprobleme bei Neufahrzeugen
So verdeutlichte der Chef des größten deutschen Autovermieters Sixt, Alexander Sixt, im Interview mit dem Handelsblatt, die Autos seien knapp. In Deutschland seien im Dezember 2021 27 Prozent weniger Neuwagen zugelassen als noch vor einem Jahr, da weniger Fahrzeuge aufgrund des Chipmangels produziert werden konnten. Für 2022 gehe er von einem gleichen oder steigenden Marktvolumen aus, aber mit deutlich weniger Fahrzeugen und mit folglich auch tendenziell steigenden Preisen, so Sixt.
Auch Frieder Bechtel vom Vermittlungsportal Billiger-Mietwagen unterstreicht, die Fahrzeugbeschaffung für die Autovermieter sei weiter schwierig. Zum einen könnten die Autohersteller weiterhin deutlich weniger Neufahrzeuge liefern als nachgefragt, zum anderen hätten sie strengere Finanzierungsziele, die viele Autovermieter nach zwei Jahren Pandemie nicht zahlen könnten, zitiert ihn die Frankfurter Rundschau. In der Folge seien Mietwagen schon jetzt in beliebten Destinationen wie Griechenland, Spanien oder Portugal deutlich teurer als im Vorjahr.
Auch Reparaturen dauern länger
Es herrsche "derzeit eine sehr angespannte Situation im Ferienmietwagen-Bereich", sagt auch Kai Sannwald, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Mietwagenbrokers Sunny Cars. Die Gründe seien vielschichtig, sagt er. Neben Produktionsengpässen hätten sich in den vergangenen 24 Monaten auch die Preise für Neufahrzeuge erheblich erhöht. Viele Flottenanbieter hätten ihre Flotten auf Grund der unsicheren Gesamtlage erheblich reduziert. Zudem dauerten fällige Reparaturen viel länger, weil Ersatzteile zum Teil erst nach langer Wartezeit verfügbar sind, was zu einer zusätzlichen Angebotsverknappung führe, so Sannwald.
Christian Schmicke