LH-Chef Spohr attackiert EU-Klimaschutzregeln
Die EU-Regelungen zum Klimaschutz seien nicht wettbewerbsneutral, sagt Lufthansa-CEO Carsten Spohr (Foto). Während für Europa verbindliche Beimischungsquoten für nachhaltige Treibstoffe in Kraft vorgeschrieben würden, könnten Airlines aus anderen Teilen der Welt weiter mit herkömmlichem Kerosin fliegen.
Der Lufthansa-Chef unterstrich seine Kritik in einer vorab veröffentlichten Rede zur Aktionärsversammlung des Konzerns, die am 9. Mai stattfindet. Hintergrund der Attacke sind EU-Pläne, nach denen der Treibstoff ab 2025 mindestens zwei Prozent nachhaltigen Kraftstoff, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF), enthalten muss. Ab 2030 muss zudem eine Subquote von mindestens 1,2 Prozent synthetischer Kraftstoffe (E-Fuels) erfüllt werden. Beide Quotenvorgaben steigen in Fünfjahresschritten bis 2050 auf 70 Prozent SAF und 35 Prozent E-Fuels an. Der Vorstoß muss noch vom Parlamentsplenum und vom EU-Ministerrat bestätigt werden.
Spohr bemängelt, dass außereuropäische Fluggesellschaften den nachhaltigen, aber teuren Kraftstoff an ihren Drehkreuzen nicht tanken müssten. Dadurch würden Tickets europäischer Fluggesellschaften teurer, denn diese Mehrkosten könne keine Airline kompensieren. So steige die Wahrscheinlichkeit, dass Passagiere Verbindungen außerhalb Europas vorziehen, erklärt der LH-Chef – weil der Flugpreis sogar unter Inkaufnahme von Umwegen günstiger sei.
"Im Endeffekt bedeutet das: In der jetzigen Ausgestaltung führen diese EU-Regelungen zu einer Verlagerung von CO2-Emmissionen. Und wirken zugleich wie ein Subventionsprogramm für Airlines außerhalb Europas, die obendrein deutlich schlechtere Umwelt- und Sozialstandards haben", so der Airline-Manager. Das schade sowohl der Wirtschaft als auch dem Klima. "Um das zu verhindern, braucht es Hilfe der Politik. In Brüssel, in Berlin und in den anderen europäischen Hauptstädten", erklärt Spohr.
Christian Schmicke