Insolvenzverwalter warnt vor Pleitewelle
Lucas Flöther (Foto), der unter anderem als Sachwalter bei Condor und als Insolvenzverwalter bei Airberlin fungierte, sieht ungeachtet der Ausnahmen von sonst geltenden Insolvenzregeln schwierige Zeiten auf viele Unternehmen zukommen, die sich in der Krise verschulden. Spätestens bei steigenden Zinsen stehe eine Insolvenzwelle bevor.

Flöther-Wissing
Lucas Flöther warnt erneut vor einer Pleitewelle
Im Interview mit dem "Handelsblatt" sagte Flöther, die extrem niedrigen Zinsen hätten zahlreiche Pleiten verzögert. Dadurch seien viele Unternehmen der Verlockung erlegen, "das billige Geld zu nehmen und damit Verluste zu finanzieren, anstatt harte Sanierungsmaßnahmen anzugehen". Insolvenzen zögerten sich dadurch immer weiter heraus.
Dass viele notleidende Unternehmen schon jetzt höhere Zinslasten zahlten, als sie an Marge erwirtschafteten, könne nicht gut gehen, so Flöther weiter. Ein frühzeitiger Schritt in die Sanierung sei der bessere Weg. So ermöglichten etwa Schutzschirmverfahren den Unternehmen, ihre Sanierung unter der Schutzglocke des Insolvenzrechts in Eigenregie zu gestalten. Sie umfassten "fast den kompletten Werkzeugkoffer des Insolvenzrechts", hätten aber ein viel besseres Image als Regelinsolvenzverfahren.
Vorteile des Schutzschirmverfahrens
Ein Beispiel für ein solches Schutzschirmverfahren ist Condor. Der Carrier hatte dadurch viele Konditionen mit Lieferanten und Mitarbeitern neu verhandeln und unter anderem früher in andere, günstigere Geschäftsräume umziehen können. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sie frühzeitig diese Sanierungsschritte einleiteten, mahnt der Jurist.
"Das ist wie beim Zahnarzt: Ist der Zahn erst einmal schwarz, kann auch der beste Zahnarzt nichts mehr machen", erklärt Flöther, der als Insolvenzverwalter viel Geld verdient, nicht ganz uneigennützig. Allein für seine Dienste bei Airberlin erhielt seine Kanzlei nach Angaben der "Deutschen Presse-Agentur" 22 Millionen Euro.