Iata-Ökonomin warnt vor Niedergang der Luftfahrtbranche
Fluggesellschaften stehen vor einem erheblichen Anstieg der Treibstoffkosten, um die Produktion von nachhaltigem Flugbenzin (SAF) zu finanzieren. Dies könnte sie aus dem Geschäft drängen, erklärt Marie Owens Thomsen, Chefökonomin und Senior-Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit des Luftfahrtverbandes Iata.
Auf der Konferenz Airlines 24 in London erklärte Owens Thomsen nach Angaben des britischen Fachportals Travel Weekly: "SAF kostet heute etwa das Dreifache von Kerosin. Im Jahr 2025 werden wir eine Milliarde Dollar mehr zahlen, und bis 2050 werden die Kosten für SAF auf 750 Milliarden Dollar steigen. Das ist nicht tragbar."
Die Iata schätzt, dass die Gewinne der Fluggesellschaften in diesem Jahr weltweit bei 30,5 Milliarden Dollar liegen. Die Flugpreise hätten nicht mit der Inflation der Verbraucherpreise Schritt gehalten und die Airlines hätten noch mehr Mühe, mit dem Kostenanstieg beim Kerosins Schritt zu halten, so Owens Thomsen. Es bedürfe einer "starken Politik, um Investitionen in SAF zu fördern", sonst werde es in Zukunft "keine Fluggesellschaften mehr geben".
Massive Produktionsausweitung erforderlich
Die Lobbyistin wies zudem darauf hin, dass im vergangenen Jahr weltweit nur 500.000 Tonnen SAF produziert worden seien und in diesem Jahr eine Million Tonnen produziert werden sollen. Das entspreche "nicht einmal einem Prozent" der weltweiten Nachfrage nach Flugzeugtreibstoff. Es handele sich "um einen im Entstehen begriffenen Markt, der viel Hilfe braucht", sagt Owens Thomsen. Der Markt müsse "wirklich schnell" wachsen.
Nach ihrer Einschätzung werden bis 2030 rund 70 Raffinerien benötigt, um SAF für die Luftfahrt zu produzieren; bis 2040 seien es 650 und bis 2050 zwischen 4.000 und 8.000. Nach Berechnungen der Iata sind die Investitionskosten für die SAF-Produktion vergleichbar mit denen für die weltweite Wind- und Solarenergieproduktion und belaufen sich auf zwei bis drei Billionen Dollar, wobei die Preise für die Rohstoffe noch hinzukämen. "Wir müssen auf einen globalen SAF-Markt hinarbeiten, und dazu brauchen wir ein SAF-Register, das wir im nächsten Jahr bei der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation beantragen werden", so die Ökonomin.
Christian Schmicke