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23. Februar 2023 | 14:56 Uhr
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Hauser-Chef ärgert sich über Kompensations-Greenwashing

Nachdem ein Rechercheteam beim weltgrößten Zertifikatehändler für Waldschutzprojekte im großen Stil wirkungslose Projekte ermittelt hat, zeigt sich Manfred Häupl (Foto) über das Ausmaß entsetzt. Weil 90 Prozent dieser Projekte keine Emissionsminderung zur Folge hätten, litten "alle, die es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen", so Hauser-Chef.

Häupl Manfred

Manfred Häupl zeigt sich empört über das aufgedeckte Kompensations-Greenwashing

Eigentlich ist Manfred Häupl im Umgang ein ruhiger und bedächtiger Typ. Doch der Fall, über den hierzulande die Zeit berichtete und den Reise vor9 im Januar thematisierte, bringt den Inhaber des Trekking- und Wanderreisespezialisten Hauser Exkursionen auf die Palme. Häupl, der zu den engagiertesten Verfechtern nachhaltiger Reisen zählt, zeigt sich von der Tatsache, dass auch mit wenig oder gar nicht wirksamen Projekten gehandelt wird, nicht überrascht; wohl aber erstaunt ihn nach eigenen Worten das Ausmaß. "Dieses auf höchstem Niveau betriebene Greenwashing, bestehend aus selbst geschaffenen Labels und flankiert von millionenschweren Marketingkampagnen, könnte zum Trugschluss führen, dass Kompensation kein ehrlicher Weg im Kampf gegen den Klimawandel sein kann", wettert er.

Doch das sei nicht wahr, wenn man es richtig angehe. Waldschutz sei per se ein hohes Gut und ein wichtiger Beitrag zu Natur- und Klimaschutz sowie Biodiversität. Doch Nachhaltigkeit sollte man zunächst nicht nur einseitig betrachten, also sich ‚nur‘ auf Klimaschutz konzentrieren. "Ganzheitliche Nachhaltigkeit ist eine permanente Abwägung zwischen den drei Faktoren soziale Verantwortung, Klimaschutz und faire wirtschaftliche Entwicklung", erklärt der Touristiker.

Vermeiden, einsparen, kompensieren

Wichtig ist laut Häupl ein dreistufiges Vorgehen, das darauf basiert, Emissionen, wenn möglich zu vermeiden, sie ansonsten zu reduzieren und dann unvermeidbaren Schadstoff-Ausstoß zu kompensieren. So biete Hauser für Reisen unter 800 Kilometern Entfernung keine Flugreisen an, auch innerhalb Deutschland seien keine Flüge im Portfolio. Reisen bis 3.800 Kilometer Distanz würden erst ab einer Woche Dauer angeboten, Fernreisen nicht unter zwei Wochen. "Es hat sich herauskristallisiert, dass wir so nicht nur die Art und Häufigkeit klimaschädlicher Transporte reduzieren können, sondern unsere Kunden bei einem längeren Aufenthalt auch einen deutlichen Mehrwert verspüren. Gleichzeitig unterstützen sie die Wertschöpfung der Beteiligten vor Ort. Somit schaffen wir durch längere Aufenthalte einen sozialen Ausgleich", sagt Häupl.

Kompensieren, so lange Fliegen schmutzig bleibt

Zum Thema Kompensation meint der Touristiker: „Machen wir uns nichts vor: Fliegen bleibt schmutzig, solange es keine alternativen Treibstoffe oder eine technische Revolution gibt. Da wir im Kampf gegen den Klimawandel nicht die Zeit haben, darauf zu warten, müssen wir jetzt handeln und in die Nicht-Entstehung potentieller CO2-Emissionen investieren.“ Am besten orientiere man sich dabei ausschließlich an transparenten Kompensationsprojekten nach dem CDM Gold Standard. Diese Zertifizierung setze „höchste Maßstäbe bei den positiven Auswirkungen von Klimaprojekten“ an und decke verschiedene Bereiche ab. „Seit 2023 kompensieren wir alle von Hauser Exkursionen durchgeführten Flugreisen inklusive unserer Dienstreisen zu 100 Prozent“, so der Veranstalter-Chef, und weiter: „Richtiges Kompensieren eine unserer schärfsten Waffen im Kampf gegen das CO2. Sein Unternehmen unterstütze zudem die Erforschung und Produktion emissionsfreier Treibstoffe.

Für zweckgebundene CO2-Abgabe 

Außerdem unterstützt Häupl die Forderung, dass Kerosin für Flugzeuge mit einer zweckgebundenen CO2-Abgabe belegt werden muss, wie er zuletzt im November im Reise vor9 Podcast unterstrich. Diese Abgabe, die keine Steuer sein solle, dürfe nur in Klimaschutzprojekte mit höchsten Standards investiert werden. „Alle im Tourismus Beteiligten wären dann gleichermaßen betroffen – und nicht nur die wenigen Freiwilligen.“ 

Zum Reise vor9 Podcast mit Manfred Häupl gelangen sie hier:

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