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2. September 2024 | 11:50 Uhr
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FTI-Insolvenzverfahren ist gestartet

Das Amtsgericht München hat mit Beschluss vom 1. September die Insolvenzverfahren über das Vermögen der FTI Touristik GmbH und der Big Xtra Touristik GmbH eröffnet und Rechtsanwalt Axel Bierbach (Foto) von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen zum Insolvenzverwalter bestellt. 700 Mitarbeiter in Deutschland verlieren ihren Job.

Bierbach Axel

Axel Bierbach ist der Insolvenzverwalter für die FTI Group

Der Sanierungsexperte war bereits nach den Insolvenzanträgen der FTI Touristik GmbH am 3. Juni und der Big Xtra Touristik GmbH am 6. Juni zum vorläufigen Insolvenzverwalter beider Gesellschaften bestellt worden.

Durch die bereits im vorläufigen Insolvenzverfahren gelungenen Verkäufe von Unternehmensbeteiligungen wie der TVG, Sonnenklar TV, das Servicecenter Erf 24 Touristic Services, dem Veranstalter Windrose und der Last-Minute-Plattform 5 vor Flug sei „die Finanzierung nun insoweit gesichert, dass eine geordnete Abwicklung im Rahmen des eröffneten Verfahrens erfolgen“ könne, so Bierbach. Für die Gläubiger sei jetzt der Weg frei, ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anzumelden. Er rechnet nach eigenen Angaben mit rund 350.000 Forderungsanmeldungen; der Großteil davon seien Kunden, rund 2.000 bis 3.000 seien Hoteliers und Leistungsträger sowie Reisebüros. Bierbach schätzt die Verbindlichkeiten von FTI auf etwa eine Milliarde Euro.

Insgesamt 110 Gesellschaften

Die FTI Touristik und Big Xtra hatten Insolvenzanträge wegen Überschuldung gestellt. Zahlreiche weitere Konzerngesellschaften im In- und Ausland waren in den vergangenen Wochen gefolgt. Insgesamt beschäftigte die FTI Group laut Bierbach zum Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung rund 11.000 Mitarbeiter, davon rund 2.000 im Veranstaltergeschäft. Rund 9.000 Mitarbeiter waren in den ausländischen Tochtergesellschaften beschäftigt, in denen zahlreiche Hotelgesellschaften und Zielgebietsagenturen gebündelt sind. Insgesamt habe die FTI Group zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags rund 110 Gesellschaften im In- und Ausland umfasst. 

Für rund 700 Mitarbeiter in der Münchener FTI-Zentrale bedeutet die Einstellung des Reisegeschäfts, dass sie Anfang September, wenn der Zeitraum der Insolvenzgeldzahlung endet, ihre Kündigung erhalten. Knapp 600 von ihnen wurden ab dem 1. September von der Arbeitspflicht freigestellt. 130 Beschäftigte würden in den kommenden Monaten noch im Abwicklungsteam fortbeschäftigt, bis der Betrieb zum Jahresende endgültig stillgelegt werde, kündigt Bierbach an. 

320 Mitarbeiter der beiden insolventen Unternehmen hätten bereits Aufhebungsverträge unterschrieben und einen neuen Arbeitsplatz gefunden, so der Insolvenzverwalter. Darunter sind auch 29 Mitarbeiter, die bei der früheren FTI-Marke Sonnenklar TV eine neuanstellung erhalten haben. Unter anderem waren zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit eine mehrtägige Jobbörse in der FTI-Konzernzentrale in München und Bewerbungscoachings durchgeführt worden.

Verkaufsprozess als "Kraftakt"

Angesichts der komplexen und stark verflochtenen Konzernstruktur der FTI Group sei es ein "Kraftakt" gewesen, den Verkaufsprozess einzelner Einheiten überhaupt starten zu können, sagt Bierbach. So habe es mehrere Wochen gedauert, bis ein abschließender Überblick über die Verwertbarkeit einzelner Geschäftsbereiche oder Tochtergesellschaften möglich gewesen sei.

Im Rahmen des eröffneten Insolvenzverfahrens liege der Fokus neben der sauberen Abwicklung der einzelnen insolventen Gesellschaften nun vorrangig auf der Veräußerung weiterer werthaltiger Beteiligungen. Zum Verkauf stehen dabei vor allem die ausländischen Hotelgesellschaften, in denen rund 7.500 Mitarbeiter beschäftigt sind. "Die Investorensuche für diesen Bereich läuft sehr erfolgreich. Es gibt eine Vielzahl von Interessenten für die ausländischen Hotelgesellschaften. Wir befinden uns mit mehreren Bietern in intensiven und bereits fortgeschrittenen Verhandlungen und sind zuversichtlich, gute Lösungen für die Gläubiger und die betroffenen Mitarbeiter zu finden", sagt Bierbach. "Damit stehen die Chancen sehr gut, dass der Großteil der Arbeitsplätze der FTI-Gruppe im Hotelbereich erhalten werden kann."

Keine guten Karten für die DMCs

Der Geschäftsbetrieb der unter der Meeting Point Hotelmanagement Holding GmbH zusammengefassten ausländischen Hotelgesellschaften laufe derzeit uneingeschränkt weiter, so der Insolvenzverwalter. Die 54 Hotels, darunter acht FTI-eigene, hätten in der Vergangenheit nur einen FTI-Kundenanteil von rund 20 Prozents aufgewiesen, so dass das Wegbrechen des FTI-Reisegeschäfts keine gravierenden Auswirkungen auf die jeweiligen Gesellschaften gehabt habe.

Schwerwiegender habe sich die Insolvenz von FTI auf die so genannten DMCs unter der Dachmarke Meeting Point International ausgewirkt, sagt Bierbach. Diese in 17 Ländern tätigen Zielgebietsagenturen mit insgesamt rund 1.500 Mitarbeitern hätten vor der Insolvenz einen Großteil ihrer touristischen Leistungen für FTI-Kunden erbracht. Nach Einschätzung des Insolvenzverwalters wird immerhin ein Teil dieser Agenturen fortgeführt, wenn auch "voraussichtlich in geringerem Umfang als bisher".      

Forderungen können angemeldet werden

Für die Gläubiger von FTI bedeutet die Eröffnung der Insolvenzverfahren, dass sie nun ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden können. Dies betreffe FTI-Kunden, die Einzelleistungen bei FTI Touristik, Big Xtra oder der Marke 5 vor Flug gebucht haben, sowie alle anderen Leistungspartner und Gläubiger von FTI. Die Gläubiger sollen bis spätestens Ende September ein Gläubigeranschreiben vom Insolvenzverwalter erhalten und können dann ihre Forderung mit der darin angegebenen PIN (Persönliche Identifikationsnummer) oder auch ohne PIN schriftlich per Post oder elektronisch über das Verfahrensportal https://fti-inso.de anmelden. Vor Erhalt dieses Aufforderungsschreibens müssten die Gläubiger noch nichts unternehmen, kündigt Bierbach an.

Pauschalreisekunden sollten zunächst die ihnen zustehende Rückerstattung bereits geleisteter Zahlungen über den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) abwarten und nur eventuell nicht vom DRSF erstattete Teilbeträge zur Insolvenztabelle anmelden.

Allzu viel Hoffnung sollten sich die Gläubiger indes nicht machen. Der Insolvenzverwalter kündigte bereits an, dass am Ende des Insolvenzverfahrens voraussichtlich nur eine geringe Quote herauskommen und sich das gesamte Verfahren und die Prüfung der Forderungen angesichts der Vielzahl der Gläubiger voraussichtlich über mehrere Jahre hinziehen werde.

Christian Schmicke

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