Die Reiseindustrie gibt die Hoffnung nicht auf
Krieg, Inflation, Energieknappheit, Klimakrise, Verunsicherung – die Zeichen stehen wahrlich nicht gut für die Reisewirtschaft. Doch DRV-Präsident Norbert Fiebig (Foto) und Vertreter von Veranstaltern und Reisebüros bleiben auf der Jahrestagung des Verbandes optimistisch. Schlimmer als der weltweite Shutdown während der Pandemie könne es nicht kommen.
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Hurra, wir leben noch, könnte die Stimmung auf der DRV-Jahrestagung zusammenfassen. Die Branche habe ein komplettes Herunterfahren durch die Reiseverbote während der Corona-Hochzeit überstanden. Was nun komme, sei sicher nicht einfach, so FTI-Chef Ralph Schiller, aber schlimmer als die vergangenen zwei Jahre könne es nicht werden. Thomas Bösl, Chef der Reisebürokooperation RTK, pflichtet Schiller bei. "Wir haben unseren Stresstest bestanden."
Düstere Aussichten für die Gesellschaft
Für die Gesamtgesellschaft steht er allerdings erst bevor. Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann malte den Touristikern ein düsteres Bild vom kommenden Jahr. Die Teuerungsrate bleibe für den Rest des Jahres zweistellig und werde sich auch 2023 zwischen sechs und acht Prozent bewegen. Erst 2024 sei mit einem spürbaren Rückgang zu rechnen.
"Alle Zeichen stehen auf Rezession", sagt Beermann. Statt eines Wachstums erwartet die Bundesbank, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 0,4 Prozent schrumpft. Ein starker Anstieg von Insolvenzen und Arbeitslosigkeit sieht Beermann aber nicht. Dafür glaubt er an einen Rückgang des privaten Konsums. Das in der Pandemie angesparte Geld sei in diesem Jahr auch für Reise ausgegeben worden, nächstes Jahre werde die Kaufkraft deutlich geringer sein.
Trotz dieser schlechten Aussichten verbreitet auch DRV-Präsident Fiebig Optimismus. Die Frage sei zwar auch, ob die Leute noch genügend Geld im Portemonnaie hätten, vielmehr aber, für was sie es ausgeben. "Ich bin sicher: Wenn Geld da ist, wird auch gereist werden und die Deutschen werden ihre Urlaubspläne auch 2023 verwirklichen", glaubt Fiebig. "Das hat die Vergangenheit häufig bewiesen – auch in Zeiten der Rezession."
Reisepreise werden steigen
Die Reisewirtschaft sei aber auch selbst von galoppierenden Energiepreisen betroffen. Noch seien die Preissteigerungen bei Veranstalterreisen moderat, so Fiebig. "Aber steigende Kosten werden trotz aller Bemühungen perspektivisch zu steigenden Preisen führen müssen – da geht kein Weg dran vorbei." Dazu komme, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar allein in den vergangenen zwölf Monaten über 20 Prozent an Wert eingebüßt habe. "Hierunter leidet insbesondere die Fernreise."
"2023 wird kein Selbstläufer", sagt Fiebig. In der kurzen Phase der Erholung nach Corona habe die Branche keinen Winterspeck ansetzen können. Dennoch: "Nach unserem aktuellen Branchencheck beurteilen zwei Drittel der befragten Unternehmen die wirtschaftlichen Aussichten für das kommende Jahr als mittel bis gut. Und – das sagen über 80 Prozent – Reisen ist den Deutschen sehr oder sogar überaus wichtig." Daher sei er trotz aller aufziehenden Wolken zuversichtlich. "Wir haben uns gut aufgestellt und wir werden mögliche Schwankungen in der Konsumbereitschaft handeln können."