Consolidator kassieren Reisebüros bei Flug-Umbuchungen ab
Wegen der erzwungenen Umbuchungen für Flüge, die aufgrund von Flugstreichungen erfolgen, werden Reisebüros von Ticket-Großhändlern mit Gebühren in Höhe von zwölf bis knapp 20 Euro belegt. Das bestätigten mehrere Reisebüroinhaber Reise vor9 auf Anfrage.
Die Geschichte klingt einigermaßen grotesk: Weil Airlines gebuchte Flüge absagen und deshalb Umbuchungen auf andere Verbindungen erforderlich werden, müssen Consolidator-Nutzer im stationären Vertrieb neben zusätzlicher Arbeit auch noch Gebühren für die unfreiwilligen Transaktionen zahlen. Das bestätigten mehrere Reisebüroinhaber gegenüber Reise vor9 auf Anfrage. Nach Angabe eines Experten handelt es sich dabei nicht explizit um Umbuchungsgebühren, denn diese wären unzulässig. Vielmehr werde das Entgelt für die Umschreibung des Tickets aufgerufen.
Keine Erstattung fürs Ticketentgelt
"Gerne nehmen wir die volle Erstattung der Tickets vor. Das verrechnete Ticketentgelt von EUR 19,50 pro Person bleibt nicht erstattbar", zitiert ein Reiseprofi gegenüber Reise vor9 TUI Ticketshop. Die Aussage sei im Zusammenhang mit einer Erstattung aufgrund der Streichung von Flügen bei Lufthansa erfolgt.
Für die Reisebüros ergibt sich daraus ein Dilemma, denn die Kosten an die Kunden, die von der Flugstreichung betroffen sind, weiterzugeben, wäre diesen kaum vermittelbar. "Wir bleiben auf den Kosten sitzen und unsere Marge verringert sich", schreibt ein Reisebüro-Chef. Aus seiner Sicht müssten die Airlines als Verursacher diese Kosten tragen oder eine Plattform oder Hotline zur schnellen Umbuchung anbieten, findet er. Denn auch der Consolidator könne nicht umsonst arbeiten. "Derzeit kann ich mir als Reisebüro überlegen, ob ich lieber den Conso zahle oder mich stundenlang durch Warteschleifen quäle", so der Reiseprofi weiter.
Aerticket und FTI Ticketshop kassieren nach eigenen Angaben nicht
Rainer Klee, Chef des Consolidators Aerticket, erklärt dazu gegenüber Reise vor9, sein Unternehmen kassiere für "Involuntary Changes" oder Refunds kein Geld. Dies sei im Zuge der zahlreichen Rückerstattungen und Umbuchungen während der Corona-Pandemie eine vorübergehende und abgesprochene Maßnahme gewesen. Damals hatte Aerticket zehn Euro für unfreiwillige Umbuchungen und Rückerstattungen kassiert. Das sei seit fast einem Jahr nicht mehr so.
Im Hinblick auf einen Ausgleich, wie ihn Lufthansa im vergangenen Herbst nach dem vorangegangenen sommerlichen Chaos gezahlt hatte, sperre sich die Airline noch, berichtet der Aerticket-Chef weiter. Damals hatte der Carrier zehn Euro pro Vorgang gezahlt, den Aerticket nach einigem Hin und Her an die Reisebüros weiterreichte. Aktuell argumentiere Lufthansa damit, dass die Streichungen zum Sommerflugplan sehr früh erfolgt seien, weshalb kein nennenswerter Schaden entstehe, so Klee.
Heike Schuhamcher, Chefin des FTI Ticketshops, erklärt auf Anfrage: "Grundsätzlich sind Airlines dazu verpflichtet, bei Flugstreichungen von ihrer Seite die Ticket-Umschreibung kostenfrei umzusetzen. Unsere Partner müssen dabei nicht selbst an die Fluggesellschaften herantreten; als Consolidator verstehen wir es als Service-Leistung, in diesen Fällen zwischen Reisebüros und Airline aktiv zu sein. Dafür berechnen wir den Reisebüros nichts."
Christian Schmicke