Air Baltic fliegt durch Turbulenzen
Anfang des Jahres kündigte die lettische Airline an, dass sie im Sommer wegen Lieferschwierigkeiten und langer Wartungszeiten des Triebwerksherstellers Pratt & Whitney für die A220-300-Flotte im Sommer 4.670 Flüge streichen muss. Nun zeichnen sich für Air Baltic zudem Probleme bei der Investorensuche ab.
Die Gespräche mit einem ungenannten strategischen Investor für Air Baltic verliefen "nicht so reibungslos wie erhofft", zitiert das Luftfahrtportal Airliners den Aufsichtsratsvorsitzenden von Air Baltic, Klavs Vasks. Um die strategischen Ziele zu erreichen, könne Air Baltic nicht weiterhin mit einem über Jahre hinweg angesammelten negativen Eigenkapital arbeiten.
Hohe Zinsen
Die Zinssätze für die aktuellen Anleihen von Air Baltic seien langfristig nicht tragbar, so Vasks laut Airliners. Der Carrier hatte im vergangenen Mai Anleihen im Volumen von 340 Millionen Euro ausgegeben. Die damit verbundenen Zinsen sind mit 14,5 Prozent hoch. Vasks fordert deshalb entweder eine zusätzliche Geldspritze des lettischen Staates, dem Air Baltic derzeit zu 97,97 Prozent gehört, oder dessen kompletten Ausstieg, um den Einstieg von Investoren zu ermöglichen. Der Carrier will laut Medienberichten eigentlich noch in diesem Jahr an die Börse. Zu den Interessenten an einem Einstieg soll nach Meldungen aus dem Oktober auch Lufthansa gehören oder gehört haben.
67.000 Passagiere betroffen
Wenig hilfreich dürfte dabei die jüngste Meldung zu Lieferverzögerungen und Flugstreichungen sein. Air Baltic sei von Pratt & Whitney darüber informiert worden, dass mehrere ihrer A220-300-Flugzeuge aufgrund eines Triebwerksmangels bis 2025 am Boden bleiben, heißt es darin. Infolgedessen werde die Fluggesellschaft 19 Strecken streichen und die Frequenzen auf 21 weiteren Strecken reduzieren. Insgesamt würden 4.670 Flüge gestrichen, wovon schätzungsweise 67.160 Passagiere betroffen seien. Es handelt sich um Verbindungen von Riga, Vilnius, Tallinn und Tampere – in Deutschland ist vorerst ausschließlich die Verbindung zwischen Tallinn und Hamburg betroffen.
Christian Schmicke