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24. März 2023 | 07:00 Uhr
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Kurische Nehrung: Wo schon Nobelpreisträger die Ruhe suchten

Die Kurische Nehrung sieht bereits auf Atlaskarten besonders aus: Eine wie ein Violinenbogen geformte Halbinsel, welche sich parallel zum Festland 98 Kilometer in Nord-Süd-Richtung erstreckt und das Kurische Haff von der Ostsee abtrennt. Ein Ort zum Baden, Erholen – und Staunen über die Natur.

Litauen Kurische Nehrung Strand iStock samael334.jpg

Fast 100 Kilometer zieht sich die Kurische Nehrung parallel zum litauischen Festland

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es en vogue, die Sommerhitze an der Kurischen Nehrung zu ertragen. Damals gehörte die Halbinsel noch zu Ostpreußen – und als Thomas Mann hier in den Jahren 1930 bis 1932 seine Ferien verbrachte, war der spätere Literaturnobelpreisträger nur einer von vielen Künstlern und Schöngeistern, die Litauens Ostseeküste und die Nehrung liebten. Vor allem die damals Nidden (heute Nida) genannte Kommune war ein begehrtes Ziel: Das Dorf markiert das südliche des litauischen Teils der Kurischen Nehrung, nur wenige Meter weiter und man steht vor der russischen Exklave Kaliningrad.

Der Literat Mann würde sein einstiges Feriendomizil heute mutmaßlich nicht mehr wiedererkennen. Längst hat sich der Tourismus an einem der schönsten Strände Litauens breit gemacht, Nida verfügt über Bars, Restaurants, Hotels, eine sehenswerte Strandpromenade und einige Naturwunder. Etwa einen Kilometer südwestlich von Nida türmt sich die mit 52 Metern zweithöchste Düne Europas in die Höhe, und die nahen Radwege Iron Curtain Trail und Hansa Circuit führen Pedalisten nicht nur von Süd nach Nord über die komplette Nehrung, sondern auch durch dichte Wälder und karge Wüsteneien.

Sahara-Feeling mitten in der Ostsee

Etwa 18 Kilometer nördlich von Nida kommt echtes Sahara-Feeling auf. Pilger, die auf dem nahen Nagliai-Wanderpfad in den Toten Dünen bei Pervalka wandern, erblicken am Wegesrand die Überreste von einstigen Fischerdörfern, die dem steten Ostsee-Wind nicht auf Dauer Stand halten konnten, der gleich ganze Dörfer unter dem Sand begrub. Nur wenige Meter hinter diesem überdimensionalen Sandkasten erblicken Ausflügler sattgrüne Kiefernwälder und den Kontrast von hellweißem Sand vor dem blaublitzenden Meer.

Wer in die andere Richtung zum Festland über das Haff schaut, sieht an schönen Tagen ein Meer von aufgeblasenen Segeln, Lenkdrachen und Kites, wenn sich die Wassersportler von den Nautikzentren an der Ostseite des Haffs auf das ruhige Wasser wagen. Mitunter nerven sie damit zahlreiche „echte“ Luftbewohner, denn die Kurische Nehrung ist ein beliebter Nistplatz von Seeadlern und Schwalben, Lerchen und Spatzen, Seggenrohrsängern und Möwen, die die Halbinsel zu einem Gardeplatz für Ornithologen machen. Für die gilt sowieso: Je ruhiger ein Ort, desto mehr Vögel werden gesichtet. Und Ruhe ist kein rares Gut auf der Nehrung. Entspannen und erholen geht kaum irgendwo in Litauen so gut wie hier.

Bäder, Bars und Bernstein

Wer ein wenig zivilisatorische Abwechslung zur überbordenden Natur der Kurischen Nehrung und ihrer Abgeschiedenheit sucht, sollte sich nach Norden zum Ostseebad Palanga begeben. Unweit der Grenze zu Lettland ist die Kommune ein Zentrum des litauischen Tourismus und verfügt über Uferpromenaden, Bars und Bäder, Hotels und Campingplätze. Aus historischer Sicht ist Palanga bedeutsam: Bis 1919 gehörte die Stadt zu Ostpreußen und der südliche Stadtteil Nemirseta galt als der nördlichste Ort des Deutschen Reiches. Sehenswert ist vor allem das Bernsteinmuseum der Stadt, das mehr als 14.000 Exponate besitzt, darunter einen 3,5 Kilogramm schweren Bernsteinbrocken.

Dass Urlauber einen solchen ebenfalls bei einem Strandspaziergang finden, dürfte relativ unwahrscheinlich sein. Aber da die Orte rund ums Haff und die Nehrung zur legendären Bernsteinroute gehören, stehen die Chancen, bei einem Urlaub in Litauen ein paar kleinere Exemplare zu finden, nicht schlecht.

Mehr über das baltische Land lesen Sie in der Themenwoche Litauen auf Reise vor9 und Counter vor9. News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.