Flussreisen vom Rekordniveau in eine unsichere Zukunft
2019 stieg die Zahl der Flusskreuzfahrer um neun Prozent auf 541.133, der Umsatz kletterte um 10,5 Prozent auf 653,3 Millionen Euro und die Tagesrate um drei Prozent auf 173,61 Euro. Doch mittlerweile fährt auf Europas Flüssen kein einziges Schiff mehr.
Eigentlich hatte die Flusskreuzfahrt einen guten Lauf, wie die aktuelle Studie des Branchenverbandes IG River Cruise, der die europäischen Flussschiffreedereien vertritt, belegt. Im Mittelpunkt des Interesses standen weiterhin der Rhein und seine Nebenflüsse mit einem Anteil von 37 Prozent, die Donau mit rund 35 Prozent sowie die französischen Flüsse Seine, Rhône, Saône, Garonne und Loire mit einem Marktanteil von 13 Prozent. 18 neue Flusskreuzfahrtschiffe wurden laut IG River Cruise 2019 in Betrieb genommen, acht mehr als im Vorjahr.
Einziger Wermutstropfen: Nach wie vor reisen vor allem ältere Menschen auf den Flüssen. Daran können auch die Ansätze von A-Rosa und anderen, mehr Familien an Bord zu holen, insgesamt wenig ändern. Bei den Altersgruppen 56 bis 65 Jahre (34,8 %), 66 bis 75 Jahre (32,6 %) und älter als 76 Jahre (16,7 %) gab es durchweg Zuwächse, während der Anteil der jüngeren Personen teilweise deutlich zurückging. Nur noch 3,8 Prozent der Flusskreuzfahrtgäste waren zwischen 26 und 40 Jahre alt; 2018 waren es noch 8,3 Prozent. Noch deutlicher war der Rückgang bei den 41 bis 55-Jährigen, deren Anteil nur noch 10,3 Prozent betrug; nach 18,3 Prozent im Vorjahr.
Die meisten Gäste, 36,7 Prozent, kamen aus den USA und Kanada, gefolgt von Deutschland mit einem Anteil von 28,3 Prozent. Auf Rang drei landeten das Vereinigte Königreich und Irland mit 11,8 Prozent.
Kernzielgruppe ist von Corona besonders gefährdet
Nun steht aufgrund der Corona-Krise auch in diesem Segment alles still. Eine Prognose zu den kurz- und mittelfristigen Marktperspektiven ist schwer. Einerseits sind die Flussreisenden wegen ihres hohen Altersdurchschnitts insgesamt durch Krankheiten wie Covid-19-Infektionen besonders gefährdet, was eine Rückkehr nahezu ausschließt, so lange noch irgendein Infektionsrisiko herrscht. Zudem gelten Flussreisende als besonders sicherheitsbewusst. So büßte ausgerechnet der Flussreisemarkt nach der Havarie des Hochseeschiffes „Costa Concordia“ 2012 vorübergehend deutlich Gäste ein.
Andererseits könnte sich Europa wegen seines guten Gesundheitssystems schneller von der Pandemie erholen als andere Regionen der Welt. Das würde auch eine raschere Erholung des Flussreisegeschäfts begünstigen. Mittelfristig steht einem weiteren Wachstum des europäischen Flusskreuzfahrtsektors angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung der wichtigsten Herkunftsländer wenig im Weg. Für das laufende Jahr erscheinen optimistische Szenarien dagegen kaum realistisch. So hat etwa der Kreuzfahrtanbieter Viking Cruises bereits alle Reisen bis Ende Juni abgesagt.
Christian Schmicke
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