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28. Juli 2023 | 13:53 Uhr
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Woran es bei der Mitarbeiter-Bindung in der Touristik fehlt

Während die Reisebranche bei Themen wie flexiblen Arbeitszeiten und Möglichkeiten zu mobilem Arbeiten oder Homeoffice Fortschritte gemacht hat, hapert es bei anderen Aspekten wie Gehaltstransparenz und Aufstiegsmöglichkeiten. Überdies sind die Unterschiede zwischen den Unternehmen groß, wie eine aktuelle Reise-vor9-Umfrage zeigt.

Stress Büro Arbeit Burnout Foto iStock grinvalds

Viele Touristiker beklagen einen Mangel an Aufstiegschancen und Gehaltstransparenz

Die Umfrage, an der deutlich mehr als 300 Beschäftigte von Reisebüros, Veranstaltern, Hotellerie und aus anderen touristischen Sparten teilnahmen, zeigt, dass nur in einer Minderheit der touristischen Unternehmen Transparenz in Sachen Gehalt herrscht. Am geringsten ist diese offenbar bei Veranstaltern, wo nur 13 Prozent der Befragten angeben zu wissen, wo sie im unternehmensinternen Gehaltsranking stehen. In der Hotellerie sind es 25 Prozent, bei Reisebüros und anderen touristischen Unternehmen ist es jeweils knapp ein Drittel.

Fehlende Aufstiegschancen

In Kommentaren argwöhnen nicht wenige Befragte, dass neu angestellte Kolleginnen und Kollegen wohl besser bezahlt würden als sie selbst. Der Fachkräftemangel führe zwar bei der Mitarbeitersuche, nicht aber beim bestehenden Personal zu besseren Gehaltsperspektiven, so die Überlegung.

Auch bei den Aufstiegschancen sehen die Umfrageteilnehmer viel Luft nach oben. So sieht nur knapp ein Viertel der Beschäftigten von Reisebüros und Veranstaltern in dieser Hinsicht gute oder überwiegend gute Perspektiven. In der Hotellerie und bei sonstigen touristischen Unternehmen ist es rund ein Drittel. Nachvollziehbarerweise hängt dieses Thema oft mit der Unternehmensgröße zusammen: in einem Reisebüros mit zwei Beschäftigten ist diesbezüglich eben nicht so viel zu machen.

Eine Frage der Perspektive 

Unterdessen sind die Sichtweisen auf das Thema höchst unterschiedlich. Zum einen gibt es da die Arbeitgeber, die in Kommentaren zum Ausdruck bringen, dass sie intensiv um das Wohl ihrer Beschäftigten bemüht sind. "Meine Angestellte bekommt so viele Inforeisen, wie sie will, Getränke, mehr Urlaub wie sie eigentlich hätte, einen 50-Euro-Tankgutschein im Monat und ich habe sie zwei Jahre durch die Kurzarbeit gezogen," schreibt ein Reiseprofi und fügt hinzu: "Daher ist sie noch da."

Ein anderer Umfrageteilnehmer schwärmt von "regelmäßigen Massagen, Jobrädern 'on top' ohne Gehaltsumwandlung, Mittags-Waldspaziergängen während der Arbeitszeit, Feedback-Gesprächen, einer sehr offenen und familiären Firmenkultur, gründlicher Anlernzeit" und einem "wertschätzenden Vorschlagswesen". Die Mitarbeiter könnten selbstständig arbeiten und hätten "relativ hohe Entscheidungsfreiräume".

Zwischen Lust und Frust

Bei manchen schwingt das Pendel indes in Richtung Frustration. Ein Beispiel: "Anreize habe ich meinen Mitarbeitern seit 15 Jahren ausreichend gegeben. Die meisten Mitarbeiter sind einfach zu satt, um sich vermehrt zu engagieren. Im Vordergrund stehen nur die persönlichen Vorteile, statt gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten." 

Auch bei den Beschäftigten gibt es bisweilen reichlich Frust-Faktoren. "Hört sich alles gut an", schreibt eine Reiseverkäuferin. "Ich bin seit April 2020 allein im Büro, Vollzeit. Mein Chef ist nur im Büro wenn ich nicht da bin, er macht nur Homeoffice und reist viel. Ich habe Mindestlohn, einige Zuschläge und Altersversorgung, mehr aber auch nicht. Ich bin seit 30 Jahren in dem Büro, 60 Jahre alt. Habe auch in Erwägung gezogen zu wechseln, es am Ende aber doch nicht gemacht, weil ich woanders immer die Neue bin."

Christian Schmicke

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