Wie war die ITB 2023?
Die Stimmung auf der ersten "echten" ITB seit 2019 war richtig gut, was in erster Linie einer positiven Buchungslage zuzuschreiben sein dürfte. Für die Zukunft bleiben einige Fragen und Hausaufgaben.
"Wir haben viele sehr gute Gespräche geführt – unter anderen mit Klassikern wie der Türkei oder Spanien – aber auch mit ‚Newcomern‘ wie beispielsweise Usbekistan oder Saudi-Arabien", sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig, der zugleich von einer "sehr guten ITB 2023" spricht.
Ohne Zweifel vereinte die Branche die Freude, nach vier Jahren wieder persönliche Treffen im großen Stil abzuhalten. Treffen, reden, verhandeln und feiern – diese Kombination hatte den Touristikern erkennbar gefehlt. Unterdessen war die Messe in diesem Jahr erkennbar kleiner als zuvor – einige wichtige Destinationen fehlten. Es gab weniger belegte Hallen, in einigen davon wirkte die Standaufteilung "luftiger", Und hätte nicht Saudi-Arabien eine ganze Halle belegt, wäre durchaus eine nennenswerte Lücke zu erkennen gewesen. Immerhin fehlten wichtige Reiseländer, wie zum Beispiel Kanada.
Sehnsucht nach "echten Treffen"
Doch all das dürfte aus dem Blickwinkel der meisten Teilnehmer kaum eine Rolle gespielt haben. Kern der größten Tourismusmesse ist schließlich die Gelegenheit zu "echten" Treffen nach drei Jahren Pandemie. Und diese Gelegenheit wurde ausgiebig genutzt. Die Vertreter der großen und größeren deutschen Reiseveranstalter berichten im Gespräch mit Reise vor9 geradezu euphorisch von "guten Gesprächen"; endlich könne man wieder über Geschäfte statt nur über Krisenmanagement reden.
Auch in der Kreuzfahrtsparte herrscht gute Stimmung. MSC-Manager Christian Hein, NCL-Europa-Chef Kevin Bubolz formulieren ihre Zufriedenheit mit den Messe-Gesprächen im Gespräch mit Reise vor9 ebenso deutlich wie TUI-Cruises-Chefin Wybcke Meier. Auch die Technik-Anbieter freuen sich über die Gelegenheit, ihre Neuheiten live präsentieren zu können, wie Sabre-Manager Tom Fecke unterstreicht.
Bleibt es bei B2B "pur"?
Unterdessen bleiben einige Fragen für die Zukunft offen. So sind vor allem unter den Fremdenverkehrsämtern nicht alle mit der Konzentration der ITB auf Fachbesucher einverstanden. Schließlich muss ihnen an einer möglichst starken Wirkung ihrer Aufwendungen gelegen sein, und da sind Endkunden durchaus willkommen. Spricht man mit Vertretern der Destinationen, scheint eine Fortsetzung der reinen B2B-Strategie noch nicht ausgemacht.
Hinzu kommt, dass die aktuelle Strategie der Werbeaktivitäten der Berliner Messegesellschaft offenbar noch stark auf das frühere Konzept ausgerichtet ist. Jedenfalls fanden sich in Berlin und auch auf dem Messegelände in den vergangenen Tagen Plakate, die sich eher an Endkunden richteten.
Fazit: Die ITB 2023 kann ihre Veranstaltung als Erfolg verbuchen. Die Geschäfte laufen und die Branche blickt nach vorn. Die Stimmung sei prächtig, so der Tenor der meisten Touristiker, mit denen Reise vor9 sprach. Ob es bei dem reinen B2B-Konzept, das ausschließlich Fachbesucher zulässt, bliebt, erscheint unterdessen nicht gewiss. Manche Teilnehmer schätzen die „Ungestörtheit“ der Fachbesucherwelt, andere sehnen sich nach dem Kontakt zu Endkunden.
Christian Schmicke