Wie sich TUI aus der Schuldenfalle befreien will
Trotz positiver Zahlen des Konzerns verlor die TUI-Aktie am Mittwoch mehr als sieben Prozent. Hintergrund sind Pläne des Konzerns, die für 2023 vorgesehene Rückzahlung stiller Einlagen und einer Optionsanleihe über eine Kapitalerhöhung zu finanzieren.

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Der Börsenkurs der TUI-Aktien gab am Mittwoch kräftig nach
Eigentlich läuft es für TUI gerade nicht schlecht. Der Sommer verzeichnete starke Buchungseingänge und der Konzern konnte seine Nettoverschuldung zum 30. September von rund fünf Milliarden Euro im Vorjahr auf 3,4 Milliarden Euro senken. Gleichzeitig verfügt die TUI Group nach eigenen Angaben über eine Liquidität von 3,7 Milliarden Euro und somit über ausreichende finanzielle Mittel zur Deckung des saisonal typischen schwächeren Winters.
Gleichwohl gab der Aktienkurs von TUI bis Mittwochmittag um mehr als sieben Prozent nach. Grund dafür ist die geplante Finanzierung der vorgesehenen vollständigen Rückzahlung der Corona-Hilfen an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Bis Ende 2023 sollen demnach die stille Einlage I über nominal 420 Millionen Euro und der noch verbliebene wandelbare Anteil der vollständig vom WSF gezeichneten Optionsanleihe in Höhe von nominal 59 Millionen Euro zurückgezahlt werden. Darüber hinaus will der Konzern auch die KfW-Kreditlinien, die aktuell bei 2,1 Milliarden Euro liegen, "deutlich reduzieren".
Aktien-Zusammenlegung im Verhältnis eins zu zehn
Zur Refinanzierung der Rückzahlungen sind Kapitalerhöhungen mit Bezugsrechten geplant, diese sollen zeitgleich im Rahmen eines Bezugsangebots durchgeführt werden. Als Voraussetzung dafür erde den Aktionären auf der ordentlichen Hauptversammlung im Februar 2023 zunächst eine Herabsetzung des Grundkapitals der TUI AG vorgeschlagen, kündigt der Konzern an. Dabei sollen TUI-Aktien im Verhältnis von zehn zu eins zusammengelegt werden, damit würde das Grundkapital des Konzerns von derzeit rund 1,8 Milliarden Euro auf dann rund 180 Millionen Euro sinken. Der Herabsetzungsbetrag in Höhe von gut 1,6 Milliarden Euro werde dann in die Kapitalrücklage der Gesellschaft eingestellt.
Mordaschow verliert Anteile
Für die Aktionäre ist das kein gutes Signal, denn ihr Aktienbesitz wird auf diese Weise verwässert. Besonders einschneidende Konsequenzen hat der Schritt laut Handelsblatt indes für den mit EU-Sanktionen belegten russischen Oligarchen Alexej Mordaschow. Sein Aktienanteil würde von 30,91 Prozent auf 3,091 Prozent schrumpfen. Mordaschow, der seine Anteile im Frühjahr größtenteils in eine Gesellschaft mit dem Namen Ondero Limited verschob, die seiner ebenfalls sanktionierten Gattin Marina Mordaschowa gehört, hat wegen der Sanktionen keinen Zugriff auf die TUI-Papiere – er könnte also auch an der Kapitalerhöhung nicht teilnehmen.
Von TUI heißt es, mit der geplanten vollständigen Rückzahlung der WSF-Hilfen und der Reduzierung der KfW-Kreditlinien stärke man die Bilanz, profitiere von geringeren Zinszahlungen und gewinne "weitere finanzielle und unternehmerische Flexibilität bei der Umsetzung unserer Strategie für künftiges profitables Wachstum".
Christian Schmicke