Wie Fernreisespezialist Travel to Nature die Krise bewältigt
Firmenchef Rainer Stoll (Foto) hat heute nur noch halb so viele Angestellte wie vor Corona. Das Regenwaldprojekt in Costa Rica konnte er trotz Krise vorantreiben. Am Konzept von Travel to Nature, naturnahe Reisen vor allem in Fernzielen anzubieten, will er festhalten.
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Rainer Stoll ist ein umtriebiger Typ. Deshalb lässt er auch in Corona-Zeiten nicht so ganz vom Reisen ab. So war er im vergangenen Herbst für zwei Monate in Costa Rica, um in seiner La Tigra Rainforest Lodge und im gleichnamigen Regenwaldprojekt mit angeschlossener Regenwaldschule nach dem Rechten zu sehen. Und in den nächsten Wochen zieht es ihn mit einer Reisegruppe nach Uganda in die Natur.
Doch das Geschäft mit Fernreisen in Lateinamerika, Afrika und Asien, das einen großen Teil des Angebots von Travel to Nature ausmacht, wird in diesem Jahr auf niedrigem Niveau bleiben – da gibt sich Stoll keinen Illusionen hin. Vielleicht könne man 40 bis 50 Prozent der normalen Gästezahl erreichen, hofft er. Gebucht und gereist werde im Moment vornehmlich von echten Naturfreaks, zum Beispiel zur Vogelbeobachtung. Außerdem machten Privatreisen, bei denen Paare oder auch Familien mit eigenem Guide und Fahrer unterwegs sind, einen überdurchschnittlich hohen Teil der Buchungen aus.
Vorsichtige Planung
Auch bei den Prognosen für das kommende Jahr bleibt der Touristiker vorsichtig; der verschwindend geringe Anteil geimpfter Menschen, etwa in den wichtigen afrikanischen Destinationen, bereitet ihm Sorge. Doch den Kopf in den Sand zu stecken, ist seine Sache nicht. Zwar hat Travel to Nature am Standort im baden-württembergischen Heitersheim statt wie vor Corona 18 nur noch neun Angestellte. Viele Mitarbeiter hätten sich in der wirtschaftlich starken Region anderen Branchen zugewandt, sagt Stoll.
Doch es gibt auch einen Neuzugang: Yngrid Arnold, zuvor unter anderem in Diensten der Berliner Veranstalter Ventura Travel und Viventura, ist seit März Marketing-Chefin bei Travel to Nature und hat laut Stoll seither die Organisation der Firma kräftig vorangebracht. Auch ansonsten gibt es neue Projekte. So betreiben Stolls Kinder, Elisa und Paul, seit Anfang des Jahres das Hotel Alte Klostermühle in Münstertal und auch in Litauen hat Stoll nach eigener Aussage Projektpläne, die er noch nicht weiter konkretisiert.
Weideland zu Regenwald
Ein Schwerpunkt der Aktivitäten bleibt unterdessen Costa Rica, wo Stoll bereits seit 2007 mit der Casa Luna Lodge auch in der Hotellerie aktiv ist und das er als "zweite Heimat" bezeichnet. 2013 kaufte Travel to Nature eine 8,5 Hektar große Fläche, mit dem Ziel, ein Naturschutzprojekt mit sozialem Charakter aufzubauen. Auf einer 5,5 Hektar großen Wiese, die seit mehr als 20 Jahren nicht mehr bewaldet war, nahm die Idee eines natürlich aufgeforsteten Regenwaldes Form an. Dort betreibt er die La Tigra Rainforest Lodge mit zehn Zimmern, an der mittlerweile auch sechs Mitarbeiter beteiligt sind.
Für das von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützte Projekt brach mit Corona und dem Ausbleiben internationaler Touristen eine schwere Zeit an. Auch die 25 Euro, die Travel to Nature für jeden Gast in das Regenwaldreservat steckt, blieben weitgehend aus. Doch es sei gelungen, die Lodge mit Hilfe von Gästen aus Costa Rica weiter geöffnet zu halten. Die zahlten zwar deutlich weniger als internationale Besucher; aber immerhin bildeten sie die Basis, um die Lodge nicht schließen zu müssen und das Reservat weiter zu finanzieren. Dazu soll auch die Regenwaldschule beitragen, die im August eröffnet wird und die costaricanische Schüler über die Bedeutung des Regenwaldes informiert. Schirmherr ist der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.
Offen für Partner
Pläne hat der Gründer von Travel to Nature und dem Familienreisen-Ableger For Family Reisen also genug. Für sein Regenwaldprojekt Reserva Bosque La Tigra, das Klimaschutz, Tierschutz und die Unterstützung der Artenvielfalt mit sozialen Komponenten verbinden soll, wünscht er sich weitere Partner – auch aus der deutschen Touristik. „Ich kann mit gut vorstellen, dass das Konzept auch für die Gäste anderer Veranstalter interessant ist“, sagt Stoll.
Christian Schmicke