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7. Mai 2023 | 00:03 Uhr
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Wie Emerald mit Superyachten auf das Luxusklientel zielt

Kleiner und feiner statt immer größer: Emerald Cruises stellt den Trend der Vergangenheit auf den Kopf und sucht mit Superyachten und persönlicher Atmosphäre zahlungskräftige Klientel. Maximal 100 Gäste legen mit der Azzurra ab und nehmen Kurs auf Häfen, die für Megaliner tabu sind. Das Schwesterschiff Sakara ist fast fertig und kommt im August. 

Emerald Cruises Azzurra Foto Thomas Hartung

Die Emerald Azzurra ist eine Superyacht mit nur 50 Suiten und verspricht ein neues Kreuzfahrterlebnis

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Dreimal kurvt unser Fahrer durch den Hafen von Dubai, bis wir unser Schiff entdeckt haben. Der MSC-Mega-Liner dahinter ist nicht zu übersehen, die schnittige Emerald Azzurra schon. Doch der Größenunterschied ist kein Nachteil, im Gegenteil – und er ist gewollt. „Das ist kein Kreuzfahrtschiff, das ist eine Yacht”, stellt der britische Kapitän der Azzurra, Julian Burgess, gleich zu Beginn klar. Tatsächlich liegen im Port Rashid vor den Wolkenkratzern Dubais Dutzende Superyachten von Milliardären mit ähnlichen Ausmaßen.

Die Emerald Azzurra hat nur 50 Kabinen, maximal 100 Gäste gehen mit dem schicken Neubau auf Reisen. Auf unserem Trip von Dubai nach Maskat im Oman sind 63 Reisende an Bord. Schnell ist man mit den Gesichtern vertraut. Auch mit der Crew, 76 Männer und Frauen aus 22 Ländern. Die Zahlen erklären die persönliche und ungezwungene Atmosphäre an Bord. Hotelchef Cristian Castro, Cruise-Direktorin Chloë Ashton-Milton oder Chefkoch Li haben meist Zeit für einen Plausch mit den Gästen. Und die Brücke von Kapitän Burgess steht rund um die Uhr allen offen.

Der Charme der kleinen Häfen

Oman Maskat Hafeneinfahrt Foto Thomas Hartung.jpg

Die Hafeneinfahrt von Maskat im Oman

So mancher Gast verbringt mehr Zeit auf der Brücke als anderswo. Kein Wunder, denn das ist nicht nur wegen der modernsten Technik spannend. Die Offiziere erklären gerne, was auf ihren Monitoren zu sehen ist, und sie wagen sich mit der Azzurra dank ihrer Größe in Buchten, Fjorde und Häfen, die für gängige Kreuzfahrtschiffe tabu sind. So ankert die Yacht im Mittelmeer etwa in Nizza oder Portofino. Das exakte Routing der Azzurra ist oft spontan, vom Wetter abhängig – und mitunter auch vom Glück mit Behörden.

So hatte sich Kapitän Burgess schon über die Sondergenehmigung gefreut, mit der Azzurra in den Musandam Fjord am nördlichen Zipfel des Oman hineinfahren zu dürfen. Doch die Freigabe aus der Hauptstadt Maskat interessierte die Küstenwache im fernen Kasab nicht. Die Soldaten auf dem herbeigeeilten Boot machten klar, dass sie dies nicht dulden würden. Also blieb es beim ausgeschriebenen Ausflug zum Schwimmen bei den Delphinen im Fjord mit einer traditionellen Dau. Den Meeressäugern war es egal, sie sind neugierig, kommen nah heran und begleiten die Ausflügler auf ihrer Tour.

Von Schmugglern und ihrer blaugelben Armada

Anders die blaugelben Holzboote mit ihren Außenbordern, die zu Dutzenden geschäftig im Hafen von Kasab leer ein- und mit voller Ladung ausfahren, schnurstracks mit Vollgas Kurs Nord nehmen und irgendwann am Horizont verschwinden. Ihr Ziel ist Bandar Abbas. Die iranische Hafenstadt auf der anderen Seite der Straße von Hormus ist nur gut 50 Kilometer entfernt.

Die blaugelbe Armada bringt von hier aus alles in die Iran, was auf der Sanktionsliste steht, von Apple bis Marlboro. Oman hat nichts dagegen, pflegt mit allen Ländern gute Kontakte. Die Iraner dürfen ohne Visum einreisen, müssen aber abends wieder zurück sein. Der Transport floriert, eine Karawane an Trucks bringt die seefest verpackte Ware nach Kasab.

Feines Essen mit lokalem Touch

Emerald Cruises Azzurra Restaurant Scenic Gruppe.jpg

Was im Restaurant aufgetischt wird, kauft Küchenchef Li lokal und frisch ein

Zurück zur Emerald Azzurra. Hier haben es Crew und Gäste überhaupt nicht eilig. Sie genießen die Ausflüge und den Service an Bord. Was zum Dinner auf den Tisch kommt, hat Küchenchef Li lokal eingekauft und wird frisch zubereitet und serviert. Das viergängige Menü am Abend kommt in verschiedenen Variationen, meist mit Bezug zum jeweiligen Land. Fleisch, Fisch und Vegetarisches steht immer auf der Karte. Mittags gibt’s Show-Cooking und reichlich Auswahl am Buffet.

Nicht verstecken muss sich auch das Unterhaltungsangebot. Kreuzfahrtdirektorin Chloë greift in der Amici Lounge gerne selbst zum Mikrofon und singt, begleitet von Gitarrist Omar. Eine Gesangsausbildung ist bei großen US-Reedereien Einstellungsvoraussetzung für Kreuzfahrtdirektoren, weiß Chloë aus eigener Erfahrung. In der Sky Bar legt später ein DJ auf. Wer es ruhiger mag, macht es sich in der Bibliothek gemütlich, entspannt beim Yoga auf der Observation Terrace oder lässt sich im Spa verwöhnen. Auf Aktive wartet ein Fitness Studio.

Die Azzurra strahlt schon von außen eine schlichte Eleganz aus. Das setzt sich auch im Inneren fordert. Grau- und Anthrazittöne dominieren. Dazu Glas, Spiegel, Metall und bunte Farbklekse. 36 der 50 Kabinen sind Balkonsuiten zwischen 26 und 28 Quadratmeter groß. Platz genug für einen entspannten Aufenthalt. Es gibt aber auch ein paar kleinere Kabinen und einige deutlich größere Suiten.

Emerald Cruises Azzurra Balkonkabine Foto Thomas Hartung.jpg

Die Balkonkabinen sind geräumig und von schlichter Eleganz

Die Azzurra ist ein Schön-Wetter-Schiff

Die Emerald Azzurra ist neu, hat erst vor einem Jahr ihre Jungfernfahrt absolviert. Den Winter verbrachte die Yacht am Golf, jetzt kreuzt sie im Mittelmeer, im nächsten Winter geht es in die Karibik. Die Azzurra sei ein Schön-Wetter-Schiff, sagt Kapitän Burgess. Fahrtgebiete mit rauer See wie Nordeuropa kämen daher für seine Yacht nicht in Frage.

Im August bekommt die Azzurra ein Schwesterschiff. Die Emerald Sakara ist baugleich und entsteht derzeit auf der Halong-Werft in Vietnam, wo auch die Azzurra gebaut wurde. Die Sakara kommt ebenfalls im Mittelmeer und später in der Karibik zum Einsatz.

Zwölf Prozent Provision für Reisebüros

Um den Verkauf der Azzurra und Sakara in Deutschland kümmern sich Dominika Lange, Sales & Marketing-Chefin für EMEA, und Sarah Föhn, Head of Marketing für diese Region. Sie bauen dabei auf Veranstalter und Reisebüros. Direktverkauf spiele kaum eine Rolle, weil das Produkt erklärungsbedürftig sei, sagt Lange. Bisher hat sie mit über 100 Büros Agenturverträge abgeschossen. Für den Verkauf gibt es ab zwölf Prozent Provision. Bei einer Tagesrate ab rund 500 Euro pro Person ein lohnendes Geschäft.

Registrierte Reisebüros können auf der Website buchen, aber auch über Cruise Host oder Cruise Compass. Von den Veranstaltern haben unter anderem Airtours und Dertour Deluxe die Törns mit der Emerald Azzurra im Programm. Bei Fragen hilft ein deutschsprachiges Callcenter den Reisebüros weiter.

Neben Yachten auch Fluss- und Expeditionsschiffe

Der Mann hinter Emerald Cruises ist Australier und heißt Glen Moroney. Er lebt heute in der Schweiz und hat dort seit 1986 ein Flussschiff-Imperium aufgebaut. Mehr als 20 Schiffe sind auf Europas Flüssen unterwegs. Die Reisen werden hauptsächlich in Nordamerika, Australien und anderen internationalen Märkten angeboten, in Deutschland kennt man Emerald Flussschiffe kaum.

Anders als Moroneys Expeditionskreuzfahrten mit Scenic Cruises, die wie die Emerald-Yachten auch in Deutschland vermarktet werden. Die Scenic Eclipse verknüpft Luxus und Abenteuer, erreicht die höchste Eisbrecherklasse und hat Hubschrauber und U-Boot für Ausflüge an Bord. Auch die Eclipse ist mit maximal 228 Passagiere ein überschaubares Schiff, das für eine Tagesrate ab 1.000 Euro seine Gäste in den Suiten mit Butler und Gourmet-Restaurants verwöhnt. Auch die Eclipse bekommt dieses Jahr ein Schwesterschiff, die Eclipse II.

Thomas Hartung

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