Wie Clubanbieter Aldiana durch die Corona-Krise kommt
Für den Clubanbieter Aldiana verheißt der Einstieg der Rewe Group, der in den nächsten Wochen den Segen der Kartellbehörden erhalten soll, finanzielle Stabilität. Wegen der Reisewarnungen des Auswärtigen Amts sind derzeit nur sechs der zehn Anlagen von Aldiana in Betrieb.
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"Wir sind seit einem Jahr im Dauer-Krisenmodus", sagt Geschäftsführerin Stefanie Brandes. Gerade hatte Aldiana ein nach ihren Worten äußerst erfolgreiches Jahr absolviert, da rutschte Thomas Cook, damals mit 42 Prozent an der Clubmarke beteiligt, in die Insolvenz. Nur einem vertraglich festgelegten Vorkaufsrecht des anderen Gesellschafters, LMEY, für die übrigen Anteile war es zu verdanken, dass die 1973 gegründete Traditionsmarke nicht mit in den Strudel gerissen wurde. Das Schweizer Investmentunternehmen wurde zum alleinigen Gesellschafter und rettete Aldiana vor der Pleite.
Spurlos vorbei ging die Pleite an dem Unternehmen gleichwohl nicht. "Von einem auf den anderen Tag standen wir komplett ohne Buchungssystem da“, blickt Brandes zurück. Schnelle Hilfe von DER Touristik, die die Clubmarke ad hoc in ihr Portfolio aufnahm, und Schauinsland Reisen, über deren Systeme zuvor schon Aldiana-Anlagen vermarktet worden waren, verhinderte den Kollaps. Im November setzte zudem der Insolvenzverwalter von Thomas Cook den bisherigen Untermieter in der Firmenzentrale in Oberursel vor die Tür. Auf die Schnelle mussten neue Büroräume gefunden und der Umzug bewerkstelligt werden.
Statt dem Ende des Krisenmodus kam Corona
Dass damit, anders als erwartet, das Schlimmste noch nicht überstanden war, stellten Brandes und ihr Team im März fest, als alle zehn Anlagen schließen und die Gäste nach Hause geholt werden mussten. Bis Ende Mai bewegte sich nichts, jedenfalls nach außen. Intern wurde dagegen fieberhaft an Hygieneregeln und Gastronomie-Konzepten gearbeitet, die eine Wiedereröffnung unter Pandemie-Bedingungen ermöglichen könnten.
Als erste gingen die drei österreichischen Aldianas zwischen Ende Mai und Juni wieder in Betrieb, im Juli folgten die Clubs am Mittelmeer und der Aldiana Fuerteventura. Die Anlage im tunesischen Djerba blieb dagegen wegen der anhaltenden Reisewarnung des Auswärtigen Amts geschlossen und wird, wie seit einigen Wochen feststeht, im verbleibenden Sommer und im kommenden Winter auch nicht wieder geöffnet.
Hoffnung auf den Winter für Fuerteventura
Mit der Reisewarnung für Spanien, die im August zunächst für einige Regionen und Anfang September für das ganze Land ausgerufen wurde, mussten dann die gerade angelaufenen spanischen Clubs wieder schließen. Zunächst galt dies für die beiden Aldianas in Andalusien – nun wird, zumindest bis Anfang Oktober, auch der Aldiana Fuerteventura geschlossen. Da nahezu alle gebuchten Kunden stornierten und zudem das Netz an Flugverbindungen stark ausgedünnt wurde, blieb keine andere Wahl. Brandes hofft aber, die für die Wintersaison wichtige Anlage schnell wieder hochfahren zu können, wenn für die von Corona-Neuinfektionen nur in geringem Maß betroffene Kanareninsel die Reisewarnung aufgehoben wird.
Bis dahin muss sich Aldiana mit sechs geöffneten Clubs durchhangeln, die wegen der Pandemie-Vorschriften überdies nicht komplett ausgelastet werden dürfen. Ein wirtschaftlicher Betrieb lässt sich so kaum durchführen, zumal der Personalaufwand, etwa für die Ausgabe der Speisen an den früheren Büffet-Stationen, oder die Reinigung der Zimmer deutlich erhöht hat. Immerhin: Die Nachfrage für die weiterhin geöffneten Clubs beruhe zwar vorwiegend auf extrem kurzfristigen Buchungen, sie sei aber gut, versichert die Aldiana-Chefin.
Aldiana Zypern fällt aus dem Portfolio
Für den Winter setzt der Clubanbieter darauf, dass vier Clubs Geld in die Kassen spülen; die drei österreichischen und der Aldiana Fuerteventura. Ob zum Start der nächsten Sommersaison wieder zehn Anlagen im Angebot sind, ist nicht nur wegen Corona unklar. Denn vom Ende der laufenden Sommersaison an firmiert die Anlage auf Zypern nicht mehr als Aldiana. Konkurrent Robinson übernimmt den Club im nächsten Jahr.
Trotz der aktuellen betriebswirtschaftlichen Widrigkeiten sei sie auf der Suche nach einer neuen Anlage, die die entstehende Lücke schließen soll, sagt Brandes. Es werde sich wohl um ein Objekt im Flug-Nahbereich handeln. Beim einst geplanten Club in Cabarete in der Dominikanischen Republik, der ursprünglich schon 2018 hätte eröffnet werden sollen, gebe es keine neuen Entwicklungen, so die Aldiana-Managerin.
Pläne von DER Touristik noch unter Verschluss
Über die Pläne des neuen Gesellschafters DER Touristik will Brandes nichts sagen, so lange der Deal nicht auch formal unter Dach und Fach ist. Auch zu der Frage, wie sich die Anbindung an den Konzern auf die Reisebüroprovision auswirkt, hält sie sich bedeckt. Klar ist allerdings auch ohne Statement: Brandes muss der Spagat gelingen, mit ihrer Marke in das Provisionsmodell von DER Touristik zu gelangen, ohne wichtige Vertriebspartner zu verprellen, die mit DER Touristik nicht viel zu tun haben.
Hilfreich dürfte für die erfahrene Touristikerin indes sein, dass beim neuen Gesellschafter mit CEO Sören Hartmann und Europa-Chef Ingo Burmester auf höchster Ebene zwei Menschen angesiedelt sind, die sich beim Thema Club bestens auskennen. Beide waren früher Chefs der TUI-Marke Robinson, für die auch Brandes bis zu ihrer Rückkehr zu Aldiana vor zwei Jahren aktiv war. Die Chemie dürfte also stimmen. Und dass sowohl Burmester als auch Hartmann ausgewiesene Fans von Premium-Urlaubclubs sind, könnte im Hinblick auf die Investitionsbereitschaft von DER Touristik für den Neuzugang ebenfalls von Nutzen sein.
Christian Schmicke
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