Was Trumps Zölle für Luftfahrt und Touristik bedeuten
Mit neuen Importzöllen in Höhe von bis zu 20 Prozent gegenüber der EU droht Donald Trump der internationalen Luftfahrt massiven Schaden zuzufügen. Besonders betroffen: Airbus, Boeing, Zulieferer – und Airlines, die hohe Kosten für neue Flugzeuge schultern müssten. Die EU kündigt Gegenmaßnahmen an. Die Branche warnt vor Verzögerungen, höheren Preisen und einer Destabilisierung globaler Lieferketten.

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Neue US-Zölle werden für die Luftfahrt und die Reisebranche gravierende Konsequenzen haben
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US-Präsident Donald Trump kündigte bekanntlich am Mittwoch neue Importzölle an – pauschal zehn Prozent, für die EU sogar 20 Prozent. Das Vorhaben trifft auf breite Kritik, insbesondere aus der Luftfahrt. Die Branche ist eng international verflochten, Zulieferteile für Boeing und Airbus stammen aus aller Welt. Höhere Einfuhrabgaben könnten ganze Produktions- und Lieferketten ins Wanken bringen.
Schon jetzt gelten Sonderzölle auf Aluminium und Stahl – zentrale Werkstoffe im Flugzeugbau. Weitere Abgaben verteuern Bauteile zusätzlich. Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, erklärte, man bereite Gegenmaßnahmen vor, sollte es zu keiner Einigung kommen.
Airbus und Boeing geraten unter Druck
Für Airbus könnte die Situation dennoch besser kontrollierbar sein als für Boeing. Der europäische Hersteller betreibt eine Endmontage in den USA, was ihn teils von Zöllen schützt. Boeing dagegen ist stärker abhängig vom Import einzelner Komponenten, etwa aus China, Kanada und Mexiko.
Nach Einschätzung von Luftfahrtexperten dürften höhere Produktionskosten die Margen der Hersteller schmälern. Preissteigerungen könnten Airlines davon abschrecken, sich für neue Maschinen von Boeing zu entscheiden – ein potenzieller Wettbewerbsvorteil für Airbus.
Lieferverzögerungen und Kostensteigerungen drohen
Airbus-CEO Guillaume Faury kündigte laut dem Luftfahrtportal Aviation Direct an, bei anhaltenden Handelshemmnissen Bestellungen für US-Kunden möglicherweise zugunsten anderer Märkte umzubuchen. Die weltweite Nachfrage sei hoch genug, um Lieferausfälle zu kompensieren. Das könnte US-Airlines wie American, Delta oder Jet Blue empfindlich treffen, die auf neue Kapazitäten warten.
Auch Ryanair drohen nach Einschätzung des Luftfahrtportals Aerotelegraph massive Zusatzkosten: Die Billigfluglinie erwartet in den kommenden Monaten rund 30 neue Boeing 737 Max. Experten schätzen die Zollbelastung auf bis zu 500 Millionen Euro. Eine Reaktion der Airline steht noch aus.
Handelspolitik mit globalen Folgen
Trump begründet die Zölle mit Handelsdefiziten und angeblich unfairen Handelspraktiken. Die Berechnungen, auf denen seine Zollsätze beruhen, erscheinen jedoch willkürlich, wie eine intensive Analyse in der Zeit zeigt. So wurden die Importzölle offenbar aus einfachen Verhältniszahlen der Handelsbilanz abgeleitet.
Die neue Politik durchbreche zentrale Regeln der Welthandelsorganisation WTO, insbesondere das Meistbegünstigungsprinzip, lautet die Einschätzung hierzulande. Statt einheitlicher Zollsätze für alle Länder soll es künftig individuelle Tarife je nach Herkunft geben.
Reisebranche im Sog der Luftfahrt
Die Folgen dürften sich auch auf die Reisebranche auswirken. Teurere Flugzeuge bedeuten auf längere Sicht steigende Ticketpreise – insbesondere auf stark ausgelasteten Strecken. Verzögerte Auslieferungen könnten das Angebot verknappen. Auch Kreuzfahrtreedereien und Veranstalter, die stark auf Flugverbindungen angewiesen sind, müssen sich auf wachsende Unsicherheiten einstellen.
DRV, Airlines und Touristikverbände beobachten die Entwicklung mit Sorge. In einer ohnehin angespannten geopolitischen Lage droht ein weiterer wirtschaftlicher Belastungsfaktor, der die Erholung der internationalen Mobilität bremsen könnte.
Handelskonflikt mit offenem Ausgang
Ob Trumps Zollpläne vollständig umgesetzt werden, bleibt offen. Einige Länder, darunter Israel und Indien, haben bereits angekündigt, ihrerseits Zölle auf US-Importe zu senken. Möglich ist also, dass sich ein Teil der Ankündigungen durch diplomatischen Druck wieder relativiert.
Bis dahin aber bleibt die Unsicherheit – für Flugzeugbauer, Airlines und die gesamte Reisebranche. Die Luftfahrt ist ein globales System, das auf offene Märkte angewiesen ist. Neue Handelsgrenzen könnten das empfindliche Gleichgewicht dauerhaft stören.
Dienstleistungen nicht erfasst
Anekdote am Rande: Dienstleistungen, die ja einen wichtigen Bestandteil touristischer Leistungen ausmachen, werden von den Zöllen nicht erfasst. Das liegt wohl daran, dass die USA in diesem Bereich einen deutlichen Exportüberschuss ausweisen. An der Lage könnte sich indes noch etwas ändern; etwa wenn Europa auf diesem Feld seinerseits mit Zöllen reagiert.
Ein Vertreter eines großen Rundreiseanbieters zeigt sich im Hinblick auf Trumps Politik gleichwohl alarmiert. Reiseleiter aus Deutschland, die Gruppen begleiten, agierten arbeitsrechtlich in den Vereinigten Staaten in einer Grauzone, sagt er im Gespräch mit Reise vor9. Bislang sei das in der Praxis kein Problem gewesen. Doch die Verschärfung der Einreisebedingungen und willkürlich anmutende Kontrollen gegenüber Ausländern bereiteten ihm in diesem Zusammenhang große Sorgen.
Christian Schmicke