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21. August 2023 | 00:00 Uhr
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Was sich TUI vom Projekt Bahnreisen verspricht

Der Marktführer hat gerade mit einem Partner aus den Niederlanden die erste Nachtzugverbindung zwischen Osnabrück und Prag gestartet. Im Winter soll der TUI-Ski-Express Skiurlauber nach Tirol und Vorarlberg sowie ins Salzburger Land bringen. TUI-Chef Sebastian Ebel (Foto) hat darüber hinaus weitere Strecken im Auge.

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Sebastian Ebel glaubt an das Potenzial von Anreisen mit dem Nachtzug 

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Dass mit Nachtzügen richtig Geld zu verdienen ist, glaubt Ebel nicht. Aber im Zuge einer dynamischen Paketierung mit Übernachtungen und sonstigen Leistungen wie Ausflügen und Events werde ein Schuh daraus, so der TUI-CEO. Ähnlich sieht Hessel Winkelman, Mitinhaber des niederländischen Partners Green City Trip, die Situation. Das Start-up, das zum Reiseveranstalter Flywise Travel gehört und mit dem TUI kooperiert, sieht die Chancen für die Profitabilität seines Geschäfts vor allem in der Bündelung von Leistungen zu Pauschalreisen. Im Nachtzuggeschäft allein arbeite man noch leicht in den roten Zahlen, räumt er ein. Auch wenn die Auslastung der Züge nahe an der maximalen Kapazität von 730 Sitzen und Betten liege.

Das Geschäft mit Nachtzügen, das nach jahrelanger Pause gerade wieder auflebt, ist offenbar nicht ganz leicht. Gebrauchte Zugwaggons in gutem Zustand sind nicht einfach zu bekommen, ihre Renovierung kostet einiges und der Betrieb ist personalaufwändig. Ein Leasing-Markt für gebrauchte Züge existiere bislang nicht, sagt Winkelman. Aber er sei zuversichtlich, dass zunehmende Nachfrage auch eine Veränderung im Markt mit sich bringen werde. Im nächsten Schritt plant er die Übernahme von Zügen, die die niederländische Staatsbahn demnächst ausmustern will.

Ausschau nach weiteren Partnern

TUI-Chef Ebel ist voller Lob für die Aktivitäten des niederländischen Partners. Zugleich macht er deutlich, dass TUI mit weiteren möglichen Partnern verhandeln will, um das Angebot an eigenen Zugreisen zu europäischen Zielen deutlich auszubauen. Die Deutsche Bahn werde wohl nicht darunter sein, glaubt Ebel. Eher könnten Gespräche mit österreichischen Partnern fruchten – obwohl sich der TUI-Chef mit konkreten Angaben zu Verhandlungen bedeckt hält.

Im Winter soll der TUI-Ski-Express, der bereits die Niederlande mit den Alpen verbindet, auch in Deutschland Halt machen und Urlauber nach Österreich bringen – natürlich mit Green City Trip als Partner. "Wir sind im vergangenen Winter mit einem Pilotversuch bei TUI in den Niederlanden gestartet, um unseren Gästen mit Ferienzügen eine zusätzliche Anreisemöglichkeit zu bieten. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Zugreisen vor allem in Verbindung mit Städte-Trips interessant sind. In den Wintermonaten ist die Bahnanreise in die Berge eine attraktive Alternative zum PKW. Wir sind bereits mit weiteren Anbietern im Markt im Austausch, um das Potential für zusätzliche Strecken nach Österreich, Italien, Frankreich oder Skandinavien zu bewerten“, erklärt Ebel den Ansatz.

Mehr Hotelangebote

Seit Juli ist der TUI-City-Express, der in den Niederlanden startet, als Nachtzug auch von Osnabrück und Hannover nach Prag unterwegs. Er lässt sich laut TUI mit 240 Städtehotels und 190 Ausflügen vor Ort verbinden. "Wir sehen ein hohes Interesse an Städtereisen bei unseren Gästen. Wir haben unser Angebot weiter ausgebaut und über 100 neue Hotels in ganz Europa unter Vertrag genommen, auch in Amsterdam, Wien und Prag. Diese Ziele eigneten sich bestens für eine Anreise mit der Bahn“, glaubt Nicole Sohnrey, Leiterin Baustein-, Städte- und Autoreisen bei TUI.

Der übliche Abreisetag des TUI-City-Express ist am Donnerstag in Amsterdam, mit Ankunft in Prag am Freitagmorgen. In Deutschland macht der Zug zuvor am späten Donnerstagabend Halt. Zurück geht es wieder am Sonntag, hier verlässt der City Express am Abend Prag, um am nächsten Morgen in Deutschland anzukommen. Es könne an ausgewählten Terminen auch Ab- und Rückfahrten an anderen Tagen geben, heißt es von TUI.

Gepflegter Retro-Charme 

Reisenden stehen vier verschiedene Zugabteilkategorien zur Verfügung – vom Economy-Abteil, das mit fünf Passagieren geteilt wird und mit gegenüberliegenden Sitzbänken und an der Wand befestigten Betten ausgestattet ist, bis hin zum „Comfort-Privat-Abteil“, das über ein Waschbecken und Steward-Service verfügt. Die Wagons strahlen nach ersten Eindrücken gepflegten Retro-Charme aus. Auf ein Reiseerlebnis wie in Luxuszügen sollten sich Kunden also nicht einstellen. Immerhin: Extras wie beispielsweise Frühstücksboxen oder Bettwäsche sind optional buchbar.

Seit dem vergangenen Winter fährt der TUI-Ski-Express, bislang nur für die niederländische Dependance, wöchentlich von Amsterdam und Utrecht nach Österreich. Von Dezember soll er auch in Köln, Bonn, Koblenz und Frankfurt Halt machen, um Gäste aus Deutschland in die Alpen zu bringen. Der soll wöchentlich vom 23. Dezember bis zum 12. März fahren. Nach dem Einstieg in den Niederlanden und in Deutschland werde sich der Zug in Wörgl in eine Route nach Tirol und Vorarlberg und eine weitere ins Salzburger Land teilen, um in mehreren beliebten Wintersportorten zu halten, teilt TUI mit.

Ebel betrachtet das Chartern eigener Züge für TUI derzeit noch als experimentelle Phase, glaubt aber nach eigenen Worten an ein beachtliches Wachstumspotenzial. Die nächtliche Anreise mit der Bahn sei innereuropäisch eine gute Alternative zum Flug, findet er. TUI-Managerin Sohnrey sieht die Bahn vor allem da im Vorteil, wo Autoreisen binnen eines Tages beschwerlich werden ­– etwa bei Touren aus der nördlichen Hälfte Deutschlands in die Alpen oder umgekehrt aus dem Süden Richtung Skandinavien.

Christian Schmicke

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