Was die Priorisierung von PCR-Tests für Reisende bedeutet
Bund und Länder haben sich bei der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) darauf geeinigt, PCR-Tests künftig vorrangig Älteren, Vorerkrankten und dem Personal im Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen. Wer in Länder reist, die einen PCR-Test für die Einreise verlangen, sollte sich informieren, um rechtzeitig an einen Test zu gelangen.
Die Labore in Deutschland nähern sich wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen der Auslastungsgrenze. Deshalb will die MPK nun besonders vulnerablen oder für das Gesundheitssystem relevanten Gruppen bevorzugt PCR-Tests zukommen lassen. Ohnehin reicht allein der Plan, in ein Land zu reisen, das für die Einreise einen negativen PCR-Test verlangt, nicht aus, um an einen kostenlosen PCR-Test zu gelangen. Droht Reisenden nun ein Engpass, der dazu führt, dass sie die Frist von 48 oder 72 Stunden, innerhalb derer der Test vor dem Reiseantritt stattfinden muss, nicht einhalten können, weil sie ihr Testergebnis nicht rechtzeitig erhalten?
Die Aussagen dazu sind widersprüchlich. So warnt der Verband der medizinischen Labore, ALM, die Auslastung liege im bundesweiten Durchschnitt bereits bei 95 Prozent und erreiche damit in den meisten Bundesländern die Belastungsgrenze. Für eine dauerhafte Inanspruchnahme der Labore mit ausreichender medizinischer Reserve sei eine Kapazitätsauslastung von maximal 85 Prozent anzustreben, heißt es. Nahezu jeder dritte der 2,4 Millionen in der Vorwoche ausgeführten PCR-Tests sei positiv ausgefallen.
Freie Testzentren haben noch Kapazitäten
Sollten die öffentlichen Testzentren tatsächlich an die Belastungsgrenze gelangen, bleibt Menschen mit Reiseplänen die Möglichkeit, eines der zahlreichen privaten Testzentren aufzusuchen, um dort einen kostenpflichtigen PCR-Test vornehmen zu lassen. Die Verantwortung dafür liege nach seiner Auffassung nicht bei einem Reiseveranstalter, sondern beim Reisenden selbst, sagte Reiserechtler Paul Degott dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Eine kostenlose Stornierung wegen eines fehlenden PCR-Tests sei nach seinem Ermessen nicht möglich.
Christoph Neumeier, Gründer der Covimedical GmbH, die 100 Corona-Testzentren in Deutschland betreibt, versichert gegenüber der Wirtschaftswoche, seine Labore hätten ausreichende Kapazitäten und könnten diese bei Bedarf „stark hochfahren“. Bereits im Herbst habe er den Gesundheitsämtern der Städte und der Kreise seine Dienste angeboten. Manche davon, wie etwa die Hauptstadt Berlin, wollten aber weiterhin auf ihre eigenen Testzentren setzen und hätten nun Probleme, die Nachfrage zu bewältigen.
Testmöglichkeiten an Airports und PCR-Expresstests
Bisweilen arbeiten Reiseveranstalter mit bestimmten Laboren zusammen und vermitteln deren Services an ihre Kunden. So nutzt die DER Touristik schon seit längerem die erweiterte Teststruktur eines Labors, das noch über ausreichende Kapazitäten verfüge. Auch an zahlreichen Flughäfen gibt es Testzentren, deren Dienstleistungen speziell auf Reisende zugeschnitten sind. Für die normalen Tests rechne etwa der Anbieter Medicare 75 Euro ab, andere Laborbetreiber verlangen 60 Euro.
Reisende, die es eilig haben, werden deutlich stärker zur Kasse gebeten. Für die sogenannten PCR-Expresstests, deren Ergebnis binnen einer Stunde vorliegt, werden rund 150 Euro verlangt.
Christian Schmicke