Was die FTI-Pleite TUI noch bringen könnte
Bereits im vergangenen Quartal des Geschäftsjahres, das Ende Juni abgeschlossen wurde, sorgte die Insolvenz von FTI bei TUI für zusätzliche Buchungen. CEO Sebastian Ebel (Foto) rechnet mit einem zusätzlichen Schub, wenn der DRSF die Kundengelder für einstige FTI-Buchungen ausgezahlt hat.
Zwar ist der genaue Effekt der FTI-Pleite für den Marktführer nicht ganz leicht zu bewerten, doch es gibt eine Reihe von Indikatoren. So liegt die Zahl der Buchungen im deutschen Markt für den Sommer um zehn Prozent über dem Vorjahr, während es etwa in Großbritannien lediglich fünf Prozent und konzernweit sechs Prozent sind. Man habe die Kapazität für das Sommerprogramm in wichtigen Destinationen wie der Türkei, Griechenland, den Balearen, den Kanaren und Ägypten schnell erweitert, sagt Ebel. Das habe zu zusätzlichen Buchungen geführt.
Für den Marktführer nicht ganz unerheblich dürfte im Hinblick auf künftige Perspektiven die Tatsache sein, dass FTI tendenziell in einem niedrigeren Preissegment unterwegs war als TUI. Deutschland-Chef Stefan Baumert hatte schon Anfang des Jahres angekündigt, dass TUI das Angebot in diesem Bereich ausbauen wolle – wohl wissend, dass ein Teil der Bundesbürger angesichts der Inflation und der gestiegenen Reisepreise in den Jahren 2022 und 2023 nicht ohne weiteres die Buchungsgewohnheiten vergangener Jahre fortsetzen kann.
Hinzu kommt, dass ehemalige FTI-Kunden die Anzahlungen für gebuchte Reisen noch nicht erstattet bekommen haben. Dieser Prozess wurden durch den Reisepreis-Sicherungsfonds DRSF erst in den vergangenen Tagen gestartet. Eine Neubuchung vor der Erstattung der gezahlten Gelder würden sich viele Kunden nicht leisten können, weiß Ebel. Deshalb rechnet er damit, dass die Auszahlung durch den DRSF zu einem neuen Buchungsschub führen könnte. Unklar sei nur, ob die Urlaubspläne dann noch im Sommer oder zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt würden.
Insgesamt präsentieren sich die Zahlen im Veranstaltergeschäft, bei TUI unter der Kategorie Markets und Airlines zusammengefasst, für die Region „Central“, zu der Deutschland gehört, mit einem operativen Gewinn von 21 Millionen Euro im jüngsten Quartal (2023: 9 Millionen Euro) robust, wenngleich Hotellerie (131 Millionen Euro) und Kreuzfahrt (91 Millionen Euro) deutlich mehr abwerfen. Wie sich das verstärkte Engagement im günstigeren Preissegment auf die Erträge auswirkt, bleibt abzuwarten.
Christian Schmicke