Warum die Touristik zu wenig Nachwuchs ausbildet
Es seien keine geeigneten Leute für eine Ausbildung zu finden, erklären zwischen 35 und 60 Prozent der gut 200 Reisebüroprofis, Veranstalterbeschäftigten und Hotelleriemitarbeiter in einer aktuellen Reise-vor9-Umfrage. Rund ein Viertel macht fehlende Kapazitäten zur Schulung junger Mitarbeiter für die Misere verantwortlich.
Aus einigen Kommentaren der Umfrageteilnehmer ist der Frust über ihre Erfahrung mit der Ausbildung deutlich abzulesen. "Würden wir gerne. Es gibt aber keine Bewerber", heißt es da etwa. "Wir haben es aufgegeben. Es gibt keine brauchbaren Bewerber", lautet ein anderer Kommentar. "Nicht mehr wegen schlechter Erfahrungen bei den letzten drei Azubis“, schreibt ein weiterer Teilnehmer und eine Kollegin erklärt: "Leider haben die letzten zwei ihre Ausbildung in der Probezeit abgebrochen."
Bei den Veranstaltern scheint das Fehlen geeigneter Leute im Vergleich zu den anderen Sparten noch am geringsten ausgeprägt zu sein. Gut ein Drittel der Befragten macht diesen Grund geltend, während es unter den Reisebüros 60 und aus der Hotellerie 40 Prozent sind.
Gerade kleinen Unternehmen erscheinen die Verpflichtungen, die sich aus einem Ausbildungsvertrag ergeben, allerdings auch riskant. "Wir haben bis 2019 regelmäßig ausgebildet", schreibt eine Umfrageteilnehmerin. "Eine feste Anstellung für ein zweieinhalb- bis dreijähriges Ausbildungsverhältnis ist aber seit 2020 wirtschaftlich ein zu großes Risiko angesichts sehr volatiler Marktverhältnisse, zumal wir wechselnde Nachfrage über Teilzeitkräfte und Freelancer im Home Office mit variablem Stundenvolumen viel effizienter und erfolgreicher bewältigen können." Je nach Sparte empfinden zwischen 15 und 20 Prozent der Befragten die Ausbildung als zu teuer.
Weitgehende Einmütigkeit herrscht in der Branche dahingehend, dass sie selbst in der Pflicht steht, für den eigenen Nachwuchs zu sorgen. So sehen es 85 Prozent aus der Hotellerie, 75 Prozent aus dem Veranstaltersegment und 80 Prozent der Beschäftigten von Reisebüros.