Touristiker sind mit Blick auf den Winter skeptisch
Die Mehrzahl Reisebüro- und Veranstalterprofis ist laut einer aktuellen Reise-vor9-Umfrage pessimistisch, was das Buchungsvolumen für den kommenden Winter betrifft. Für den nächsten Sommer sehen einige Touristiker die Lage etwas positiver.
69 Prozent der Reisebüromitarbeiter und -chefs geben in der Umfrage, an der rund 550 Touristiker teilnahmen, an, dass sie für den Winter mit eher geringen Buchungsvolumina rechnen. Auch 69 Prozent der Beschäftigten bei Veranstaltern gehen von einer eher schwachen Nachfrage aus. Dass es noch schlimmer kommen könnte, glauben zwölf Prozent der Reisebüro- und sechs Prozent der Veranstalter-Profis.
Etwas besser sieht es bei den Einschätzungen der Perspektiven für den Sommer 2023 aus. Immerhin 44 Prozent der Reisebüro-Beschäftigten und 60 Prozent der Mitarbeiter von Veranstaltern prognostizieren in der Umfrage sehr starke oder starke Buchungseingänge.
An mehreren Stellen könnte gespart werden
Insgesamt glaubt jeweils eine Mehrheit der Befragten, dass die Kunden im kommenden Jahr weniger und kürzer reisen werden. Zudem sehen sie preisgünstigere Destinationen auf dem Vormarsch. 55 Prozent vermuten, dass Fernreisen unter den aktuellen Entwicklungen leiden werden. Dass der Inlandstourismus profitiert, davon geht rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer aus.
In Kommentaren äußern viele Reiseprofis ihre Sorge, dass die Kombination aus massiv steigenden Energiepreisen, hoher allgemeiner Inflation, Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und steigenden Reisepreisen die Nachfrage empfindlich beeinträchtigt. Die Leute warteten ab, wie sich die Situation entwickele, mutmaßen einige. Auch massive Preisanstiege bei Flügen in Fernziele, etwa in Asien, seien ein Problem. Nur in wenigen Kommentaren äußern die Verfasser die Prognose, dass die Verfasser davon ausgehen, dass die Anhäufung mehrerer beeinträchtigender Faktoren der Reiselust der Menschen nichts anhaben kann.
Die "Panikmache der Medien"
Unterdessen gibt es auch Kommentatoren, die der "Panikmache" in den Medien eine Hauptrolle im Hinblick auf negative Effekte bei der Reisenachfrage zuschreiben. Die Buchungslage werde sich eintrüben, wegen der "ständigen negativen Berichte in allen Medien", heißt es beispielhaft in einem Kommentar. Ob die Autorin oder der Autor schon eine Idee von der kommenden Energiekostenrechnung hat, wissen wir nicht. Wohl aber befindet sie oder er sich in guter Tradition. Denn bereits in der Bibel, im zweiten Buch Samuel, wird berichtet, wie der spätere König David reagierte, als er vom Tod König Sauls in der Schlacht am Berg Gilboa erfuhr: Er ließ den Berichterstatter kurzerhand von einem seiner Männer erschlagen. Bereits seit der Antike besitzt der Ansatz, Überbringer schlechter Nachrichten zu bestrafen, eine gewisse Popularität.
Christian Schmicke