So reagiert die Bahn auf Berichte über Fahrplan-Chaos
Die Erneuerung stark frequentierter Strecken führe logischerweise zu einer Steigerung der Zahl sogenannter Baufahrpläne, teilte die Bahn am Montagabend mit. Denn jede einzelne Zugfahrt erhalte einen eigenen neuen Fahrplan, sobald eine Baustelle anstehe. Die gute Nachricht: Bis 2026 soll sich die Zahl der zusätzlichen unterjährigen Fahrplanänderungen halbieren.
"Wir haben einen klaren Plan", unterstreicht die DB in ihrem Statement: "Erstens werden wir hochbelastete Strecken, wie die Riedbahn oder den Korridor Berlin – Hamburg, generalsanieren. Zweitens bauen wir mit unserem neuen Baustellenkonzept im festen Takt. Nur so können wir das riesige Bauvolumen bewältigen. Schon in 2024 werden wir mit dieser Strategie ein Sanierungspensum schaffen, das seit 30 Jahren nie dagewesen ist."
Hintergrund ist ein von der Süddeutschen Zeitung recherchierter Bericht, nach dem Fahrpläne bei der Bahn aktuell "nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt" würden. Dabei beruft sich die Recherche auf ein Aufsichtsratsmitglied. Die Fahrpläne müssten allein in diesem Jahr zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden, so die Süddeutsche weiter.
Mehr als 18 Millionen Fahrten
Die Bahn macht in diesem Zusammenhang auf die Komplexität von Fahrplänen aufmerksam. Insgesamt seien mehr als 18 Millionen Zugfahrten pro Jahr auf dem deutschen Schienennetz unterwegs. Wenn das Bauvolumen steige, steige automatisch die Anzahl von Baufahrplänen. Denn jede einzelne Zugfahrt bekomme einen eigenen neuen Fahrplan, sobald eine Baustelle anstehe. Mit einem "fundamental neuen Baustellenkonzept", bei dem in einem festen Takt gebaut werde, werde die DB bis 2026 die zusätzlichen unterjährigen Fahrplanänderungen halbieren.
Wie die hohe Zahl von Planänderungen zustande komme, zeige das aktuelle Beispiel der Großbaustelle zwischen Hamburg und Berlin, so die Bahn weiter. Für die viermonatige Baustelle müssten viele tausend Zugfahrten neu geplant werden, die bereits seit Monaten im Fahrplan ersichtlich seien. Jeder dieser einzelne Planungsschritte fließe in die große Zahl von insgesamt drei Millionen Änderungen am Fahrplan ein.
Arbeit an mehr Verlässlichkeit
Das Ziel der Planungs-Teams sei dabei klar daran orientiert, Fahrgästen ein verlässliches Angebot an Zugfahrten zu machen, über das rechtzeitig in allen Informations- und Auskunftsmedien informiert werde. Allerdings müsse mit einem höheren Bauvolumen auch häufiger der Fahrplan angepasst werden.
Auf der aktuellen Großbaustelle zwischen Hamburg und Berlin mit täglich 70 Verbindungen sei der Bahnverkehr bisher "insgesamt stabil" gelaufen, so die Bahn weiter. Auch der Ersatzverkehr sei planmäßig unterwegs – neun von zehn Fahrgästen im Fernverkehr erreichten ihr Ziel laut DB auch weiterhin auf der Schiene. Die Mehrzahl der Fahrgäste nutze umgeleitete Züge oder Umsteigeverbindungen. Trotz der Verzögerungen sei man von Innenstadt zu Innenstadt im ICE mit rund 2, 5 Stunden Fahrtzeit weiterhin schneller unterwegs als mit dem PKW.
Preissteigerungen in Aussicht
Ungeachtet der angespannten Haushaltslage in Deutschland könne die Bahn in diesem Jahr mit rund 16,4 Milliarden Euro mehr denn je in die Erneuerung des Netzes und der Bahnhöfe investieren. Damit werde es "erstmals gelingen, die Überalterung der Infrastruktur zu stoppen und die Trendwende einzuleiten".
Ungeachtet der Einschränkungen will die für das Schienennetz zuständige Bahn-Gesellschaft Infra Go die sogenannten Trassenpreise – eine Nutzungsgebühr für die Schiene – ab 2026 deutlich erhöhen. Im Regionalverkehr sollen sie um 23,5 Prozent steigen, im Fernverkehr um 10,1 Prozent und insgesamt um 19,1 Prozent. Diese Erhöhungen, die von der Bundesnetzagentur abgesegnet werden müssten, würden unweigerlich höhere Fahrpreise nach sich ziehen.
Mit den Mitteln aus den Trassenpreisen finanziert die Bahn unter anderem die laufenden Kosten für den Betrieb, die Instandhaltung und ihre Investitionen in das mehr als 33.000 Kilometer lange Schienennetz. Zudem begleicht sie darüber die Zinsen an den Bund, die für ihr Eigenkapital anfallen. Um die geplanten Investitionen in die Schiene in den kommenden Jahren zu finanzieren, hat die Bundesregierung während der jüngsten Haushaltsverhandlungen eine Erhöhung des Eigenkapitals von bis zu rund 21 Milliarden Euro beschlossen. Diese Maßnahme steigert die Zinslast, die Infra Go nun durch höhere Trassenpreise kompensieren will.
Christian Schmicke