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23. August 2022 | 07:00 Uhr
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Reisebüros sehen Flextarife kritischer als Veranstalter

Laut einer aktuellen Reise-vor9-Umfrage sind rund 36 Prozent der befragten Reisebüromitarbeiter für eine Abschaffung der flexiblen Storno- und Umbuchungsbedingungen durch die Veranstalter. Unter den Touristikern, die bei Veranstaltern arbeiten, will nur jeder Fünfte die Flextarife beseitigt sehen.

Stornierung

Flextarife ermöglichen kostenlose Stornierungen über einen längeren Zeitraum

Sie zählen zu den gravierendsten Veränderungen, die mit der Corona-Pandemie Einzug in die Reisebranche hielten und sorgten von Beginn an für ein geteiltes Meinungsbild: Flextarife bei Pauschalreisen bieten Kunden bis zwei oder drei Wochen vor der geplanten Abreise die Möglichkeit, kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. Die meisten Veranstalter erheben dafür eine Gebühr, die im Fall der Stornierung oder Umbuchung nicht zurückgezahlt und in einigen Fällen mit dem Vertrieb geteilt wird. Bei anderen, wie zum Beispiel Alltours, ist die Flex-Option im Reisepries enthalten.

Gerade in den Hochzeiten der Corona-Pandemie waren die Flextarife wohl die einzige Möglichkeit, die Kunden angesichts unsicherer Entwicklungen überhaupt zum Buchen zu bewegen. Bei einer Reihe von Veranstaltern setzte sich in der Folgezeit indes die Überzeugung durch, dass Kunden die zusätzliche Flexibilität schätzen und Produkten den Vorzug geben, die eine recht kurzfristige Planänderung auch dann ermöglichen, wenn die Reiserücktrittskostenversicherung dafür nicht greift.

Mehrheit der Veranstalter von Flextarifen überzeugt

Unsere Umfrage, an der am Montag mehr als 500 Reiseprofis teilnahmen, unterstreicht das. So meinen 58 Prozent der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Reiseveranstaltern, die Flextarife sollten in ihrer aktuellen Formbeibehalten werden. Unter den Angestellten und Inhabern der Reisebüros vertreten nur 43 Prozent diese Auffassung.

Jeweils gut 20 Prozent der Vertreter des Vertriebs und der Veranstalter befürworten deutlich höhere Preisaufschläge für die Flextarife als sie bis jetzt die Regel sind. 36 Prozent der Reisebüroprofis und gut 20 Prozent der Veranstalter-Beschäftigten sähen die flexiblen Stornokonditionen am liebsten abgeschafft.

Pech gehabt, wenn Kunden abspringen

Der größte Haken der Flextarife kommt in zahlreichen Kommentaren zum Vorschein. Springt ein Kunde innerhalb der gewährten Frist ab oder bucht um, war die zuvor geleistete Arbeit weitgehend umsonst; im Fall von Umbuchungen fällt mindestens ein höherer Aufwand an. Während manche Kommentatoren erklären, von ihrer Kundschaft würden die erweiterten Stornomöglichkeiten kaum genutzt, berichten andere von „den ungewöhnlichsten Dingen“. „Die Tierpension ist plötzlich ausgebucht und man kann nicht verreisen, man hat online kurzfristig was anderes gefunden, die Partnerschaft ging auseinander, der Wetterbericht ist nicht so toll für die kommenden Tage, wegen dem angeblichen Chaos möchte man doch lieber nicht fliegen...“, berichtet ein Vertriebsprofi.

„Wer für 59 Euro einen Reisepreis von mehr als 10.000 Euro über Monate absichern kann, neigt auch mal zu ‚Fakebuchungen‘“, meint ein anderer. Der Flex sei eine gute Sache gewesen, „aber jetzt passt es nicht mehr“. Nicht alle sehen das so. „So lange die Buchungsplattformen Tarife mit kurzfristiger kostenloser Stornomöglichkeit bieten, sollten Reisebüros dies auch tun können“, heißt es in einem Kommentar.

Christian Schmicke

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