Reisebranche kritisiert Corona-Verordnungen scharf
Keine Perspektive, kein strategischer Ansatz, Missmanagement bei Impfungen und Tests – die Branchenverbände sind über die Beschlüsse von Bund und Ländern vor diesem Hintergrund empört. Sie kritisieren fehlenden Elan bei Modellprojekten und fordern schnelle Hilfen.
"Null erkennbare Öffnungsperspektive, stattdessen das weitere klare Abraten vom Reisen – dieser Beschluss vergrößert einmal mehr die Existenzängste wie auch den Frust in den Betrieben der Tourismusbranche", kommentiert der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Rabe, die jüngsten Bund-Länder-Entscheidungen. Nach mehr als einem Jahr Pandemie sei es "erschreckend", dass die Bund-Länder-Runde "nach wie vor keinerlei Ideen jenseits von 'Auf oder Zu' entwickelt" habe.
"Nach den gestrigen Beschlüssen wachsen im Gastgewerbe Verzweiflung und Zukunftsängste", erklärt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Mehr als 70 Prozent der Betriebe bangten um ihre Existenz. Schnelle finanzielle Entschädigungen für die vom Staat verursachten Versäumnisse seien jetzt das Mindeste. "Es müssen jetzt Taten folgen, anstatt das Missmanagement beim Impfen und bei den Hilfen fortzusetzen." Noch vor Ostern müssten Konkretisierungen zu dem im Beschluss genannten "ergänzenden Hilfsinstrument" folgen, so Zöllick. Spätestens am 12. April müsse zudem ein konkreter Öffnungsfahrplan für die Branche vorgelegt werden.
Kein Plan, keine Strategie
"Erneut lassen Bund und Länder den Deutschlandtourismus ohne jegliche Perspektive im Regen stehen", sagt Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Mehrfach sei der Branche eine Strategie versprochen worden, wann und unter welchen Bedingungen sicheres Reisen wieder möglich sei. "Davon ist weit und breit nichts erkennbar“, so Kunz. "Kein Plan, keine Strategie, nicht einmal ein kleines Signal für sicheres Reisen im eigenen Bundesland."
BTW-Mann Rabe vermisst zudem die Dynamik in Sachen Modellprojekte. Diese müsse deutlich erhöht werden, fordert er. "Gerade zum Thema Tourismus müssen Modellprojekte, zum Beispiel in Hotels oder Regionen, zeitnah auf den Weg gebracht werden. Diese Angebote im kontrollierbaren Raum zuzulassen, ist definitiv besser als das bereits absehbare unkontrollierte Freizeitverhalten im öffentlichen Raum", so Rabe.
Zusätzliche Hilfen dringend erforderlich
Das im Beschluss angekündigte Hilfsprogramm für besonders betroffene Bereiche begrüßt der BTW. Man erwarte, dass "im Zuge der angekündigten zusätzlichen Hilfen 100 Prozent der Fixkosten erstattet werden und ein Unternehmerlohn vorgesehen wird". Ähnlich sieht das Dehoga-Chef Zöllick. Das im Beschluss genannte "ergänzende Hilfsinstrument" für von der Pandemie besonders schwer und lange betroffene Unternehmen müsse vor Ostern in konkrete Hilfszusagen münden, erklärt er. Die Überbrückungshilfe III in der jetzigen Form sei dafür nicht ausreichend. "Ein Dauerlockdown für das Gastgewerbe, damit die übrige Wirtschaft geöffnet bleiben kann, ist ein Sonderopfer. Die durch die staatlichen Versäumnisse entstandenen Schäden müssen schnell und umfassend erstattet werden", sagt der Dehoga-Präsident, der zugleich betont, dass sein Verband Klagen von Mitgliedern gegen die Corona-Verordnungen unterstütze und weitere prüfe.