Reiche Länder profitieren überdurchschnittlich vom Tourismus
Der aktuelle Index für die Entwicklung von Reisen und Tourismus, den das Weltwirtschaftsforum (WEF) lanciert hat, bestätigt, dass vor allem Volkswirtschaften mit hohem Einkommen stark vom Tourismus profitieren. In einer aktuellen Auswertung liegen die USA, Spanien, Japan, Frankreich, Australien, Deutschland, Großbritannien, China, Italien und die Schweiz vorn.
Das Wachstum des Tourismussektors nach der Pandemie setze sich fort, doch sei die Erholung uneinheitlich und die Rahmenbedingungen seien schwierig, konstatiert das WEF. Von den 119 bewerteten Volkswirtschaften hätten 71 zwischen 2019 und 2024 ihre Werte steigern können, aber der durchschnittliche Indexwert liege nur minimal (0,7%) über dem Niveau vor der Pandemie.
Es zeige sich eine weltweite Erholung der Reisenachfrage, die mit einer Zunahme der globalen Flugkapazitäten und Konnektivität, einer verbesserten internationalen Offenheit sowie einer gesteigerten Nachfrage und Investitionen in tourismusfördernde natürliche und kulturelle Ressourcen einhergehe, so das WEF. Dabei bleibe die Geschäftsreisenachfrage hinter der Freizeit-Nachfrage zurück.
Arbeitskräftemangel bremst Entwicklung
Zudem herrsche auf dem internationalen Parkett ein Mangel an Arbeitskräften und die Luftverkehrskapazität und -anbindung, die Kapitalinvestitionen, die Produktivität und andere Angebotsfaktoren des Sektors hätten "nicht mit der Nachfrage Schritt gehalten", so die Analyse des Weltwirtschaftsforums. Das daraus resultierende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage habe zusammen mit einem allgemeinen Inflationsdruck zu einer "geringeren preislichen Wettbewerbsfähigkeit und zu Unterbrechungen der Dienstleistungen" geführt.
Ärmere Länder profitieren weniger
Im Allgemeinen bieten laut WEF Europa und Asien-Pazifik, insbesondere Volkswirtschaften mit hohem Einkommen, weiterhin die besten Bedingungen für die Entwicklung des Tourismussektors. Von den 30 Spitzenreitern des aktuellen Index seien 26 Länder mit hohem Einkommen, davon 19 in Europa, sieben im asiatisch-pazifischen Raum, drei in Nord- und Südamerika und eines in der Region Naher Osten und Nordafrika.
Die am höchsten bewerteten Volkswirtschaften seien die USA, Spanien, Japan, Frankreich, Australien, Deutschland, das Vereinigte Königreich, China, Italien und die Schweiz. Diese Länder profitierten von Vorteilen wie einem günstigen Geschäftsumfeld, einer offenen Reisepolitik, einer gut entwickelten Verkehrs- und Tourismusinfrastruktur sowie „natürlichen und kulturellen Attraktionen“. Die 30 Länder mit den höchsten Indexwerten tragen laut WEF über 75 Prozent zur Wirtschaftsleistung der Reiseindustrie im Jahr 2022 und zum Wachstum zwischen 2020 und 2022 bei.
Von den 71 Volkswirtschaften, die seit 2019 ihre Indexwerte verbessert haben, gehören laut WEF 52 zu den Ländern mit niedrigem bis oberem mittlerem Einkommen. Dagegen entfallen fast 90 Prozent der unterdurchschnittlichen Indexwerte auf Volkswirtschaften ohne hohes Einkommen. Dies verdeutliche, dass weitere Investitionen erforderlich seien, um die bestehenden Lücken in den Rahmenbedingungen zu schließen, appelliert das Weltwirtschaftsforum. Nur so könnten diese Volkswirtschaften ihren Anteil am touristischen Markt erhöhen und ihre Position verbessern.
Christian Schmicke
Der Travel & Tourism Development Index wurde nach Angaben des Weltwirtschaftsforums in Zusammenarbeit mit der University of Surrey und unter Mitwirkung von Reise- und Tourismusorganisationen, Vordenkern und Datenpartnern entwickelt und misst die Faktoren und Strategien, die eine nachhaltige und widerstandsfähige Entwicklung von Reisen und Tourismus ermöglichen.