Positive Prognose für das Reisejahr – mit Fragezeichen
Lust, Zeit und Geld – die Rahmenbedingungen für ein gutes Reisejahr 2022 stimmen, bestätigt die aktuelle Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Doch der Ukraine-Krieg wirft Schatten auf die Ergebnisse der Umfrage, die vor Beginn der russischen Invasion durchgeführt worden war.
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Ein Blick auf Krisen und Kriege der Vergangenheit zeige, dass die Auswirkungen von Krieg und Terror auf das Reiseverhalten der Bundesbürger moderat ausfielen, solange die Ereignisse lokal begrenzt blieben und die Urlauber nicht persönlich von den Ereignissen betroffen seien, sagte Martin Lohmann, wissenschaftlichen Leiter des Tourismusforschungsinstituts NIT, am Montag bei der Präsentation erster Ergebnisse der Reiseanalyse. Bislang hätten Krieg, Terror und Katastrophen das Reiseverhalten deutscher Touristen nicht grundsätzlich beeinträchtigt, sondern allenfalls im Hinblick auf die Auswahl des Reiseziels. "Reisen während Krisen ist die Regel, nicht die Ausnahme", stellt Lohmann fest. Mit einer Ausweitung des Krieges über die Ukraine hinaus würden diese Erkenntnisse allerdings Makulatur.
Geld, Zeit und Lust stimmen
Grundsätzlich, so Lohmann, seien die Bundesbürger dieses Jahr wieder bereit, etwa so viel zu reisen wie vor Corona. So beurteilten die Bundesbürger im Januar laut FUR die allgemeine und ihre persönliche wirtschaftliche Lage deutlich positiver ein Jahr zuvor. 69 Prozent der Befragten erwarteten eine stabile und weitere 14 Prozent sogar eine bessere Entwicklung ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation. Auch die Reiselust sei im Vergleich zu den Vorjahren auf einem Höchststand und sogar größer als 2019, bestätigt der Marktforscher entsprechende Aussagen aus der Reisebranche.
61 Prozent der Bundesbürger wollen sicher in Urlaub fahren, bei einem Drittel der Befragten ist das Ziel noch offen. Gleichwohl liegt der Anteil der "Unsicheren" mit 27 Prozent noch um zehn Prozentpunkte höher als 2019, obwohl er gegenüber 2021 deutlich gesunken ist. Nicht verreisen werden zwölf Prozent; ebenso viele wie 2019.
Mehr Lippenbekenntnisse zu Nachhaltigkeit
Deutlich auf dem Vormarsch ist laut Reiseanalyse das Bekenntnis zu nachhaltigem Reisen. Nach eigenem Bekunden ist ökologische Nachhaltigkeit, 47 Prozent der Bundesbürger wichtig; 2019 waren es noch 39 Prozent. Dass ihr Urlaub sozial verträglich sein soll, wünschen sich sogar 64 Prozent (2019: 46%) Allerdings sei die Kluft zwischen Anspruch und tatsächlichem Reiseverhalten groß, weiß Lohmann. So spiele die Nachhaltigkeit für die Reiseentscheidung nur bei fünf Prozent eine entscheidende und bei weiteren 21 Prozent immerhin eine gewisse Rolle.
Im Reise vor9 Podcast diskutieren wir ausführlich mit Martin Lohmann über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Reiseverhalten der Bundesbürger und über den Einfluss des Klimawandels.
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