MSC verspricht schon 2020 Klimaneutralität
Die Reederei will alle CO2-Emissionen aus dem Betrieb ihrer Kreuzfahrtschiffe durch Spenden an Projekte zum Schutz und zur Wiederherstellung von Meeres- und Küstenlebensräumen kompensieren. Das solle die technischen Innovationen auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kreuzfahrt ergänzen, sagt CEO Gianni Onorato (Foto).
"Wir werden mit führenden Anbietern von CO2-Zertifikaten zusammenarbeiten, die CO2-Emissionen mit höchster Integrität ausgleichen. Wir möchten in Projekte investieren, die einen messbaren Nutzen für die Allgemeinheit haben, die Umwelt schützen und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung unterstützen," kündigte Pierfrancesco Vago, Executive Chairman von MSC Cruises, im Vorfeld der Taufe der "MSC Grandiosa" am 9. November an.
"Die Kompensation von Blue Carbon wird ein besonderer Schwerpunkt unseres Engagements sein, Klimaneutralität mit sofortiger Wirkung zu gewährleisten", sagte CEO Gianni Onorato im Gespräch mit Reise vor9. Blue Carbon bezeichnet den Kohlenstoff, der von den Ökosystemen der Weltmeere, hauptsächlich Mangroven, Salzwiesen, Seegras und potenziell Makroalgen, gebunden wird. Damit könne MSC Ausgleichszahlungen leisten, die den Küstengemeinden und den Meeren direkt zugutekommen. Noch sei die Zahl derartiger Projekte begrenzt, so Onorato. Sobald es mehr Projekte gebe, werde MSC auch diese als weiteren Schwerpunkt einbeziehen.
Massive Wachstumspläne
Bislang war die familiengeführte Reederei mit Firmensitz in der Schweiz nicht in größerem Umfang durch öffentlich formulierte Umweltschutzziele aufgefallen. "Wir haben in dieser Hinsicht immer investiert, aber wir waren dabei nach außen eher zurückhalten", sagt der MSC-Chef.
Dabei dürfte die verstärkte Diskussion über die Umweltbilanz der Kreuzfahrt den Druck, in die Offensive zu gehen, zuletzt erhöht haben. Denn immerhin ist MSC nach eigenem Bekunden "die am schnellsten wachsende Kreuzfahrtmarke der Welt". Zur Flotte von derzeit 17 großen Schiffen sollen bis 2027 acht weitere kommen. 11,6 Milliarden Euro sollen darin investiert werden.
Investitionen in die Hardware
Außerdem investiert die Kreuzfahrtsparte der MSC Group die ihr Geld überwiegend im Frachtschiffbereich verdient, weitere zwei Milliarden Euro in eine neue Luxus-Kreuzfahrtmarke mit vier Schiffen für jeweils 500 Passagiere, die zwischen jährlich von 2023 bis 2026 in Dienst gestellt werden.
Das lässt die Investitionen in die Klimabilanz der Flotte umso dringender erscheinen. Vergangene Woche kündigte MSC etwa ein Projekt für LNG-Brennstoffzellen an Bord der "MSC Europa" an, die 2022 als erstes von fünf geplanten LNG-Schiffen in Dienst gestellt werden soll. Unabhängig von der Kompensation werde MSC bis 2024 eine flottenweite Reduktion der CO2-Bilanz um 29 Prozent im Vergleich zu 2008 erreichen, sagt Onorato. Damit sei man auf dem besten Weg, das Ziel einer Reduktion um 40 Prozent bis 2030 umzusetzen.
Christian Schmicke