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26. Juli 2023 | 14:24 Uhr
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Lufthansa glaubt nicht an schnellen Preisrückgang bei SAF

Lufthansa rechnet nicht mit einer schnellen Reduzierung der Preise für nachhaltigen Treibstoff (SAF). Selbst nach 2050 werde SAF noch etwa zwei bis viermal teurer sein als herkömmliches Kerosin erklärt der Konzern unter Berufung auf eine Studie. Europäische Airlines dürften gegenüber der Nicht-EU-Konkurrenz nicht benachteiligt werden. Nötig sei zudem ein SAF-Förderprogramm.

Flugzeug Kondensstreifen

Lufthansa sieht die Wettbewerbsfähigkeit durch aktuelle Pläne zur Emissionsreduktion gefährdet

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Im Klimaschutzpaket "Fit for 55" war für den Luftverkehr die Verschärfung des Emissionshandels und eine Beimischungsquote für nachhaltige Kraftstoffe beschlossen worden. Dagegen wendet sich die Lufthansa Group in ihrem aktuellen "Politikbrief". Weil SAF absehbar kaum verfügbar und teuer sei, bedürfe es bei der Quote eine Gleichbehandlung von Airlines in der EU gegenüber der nicht-europäischen Konkurrenz, fordert der Airline-Konzern. Außerdem müsse der Einsatz von SAF staatlich gefördert werden.

Sowohl die ETS-Reform als auch die Quote für nachhaltige Kraftstoffe führten zu unfairen Wettbewerbsbedingungen, denn sie träfen praktisch nur europäische Airlines, argumentiert Lufthansa. Vor allem die Ausgestaltung der SAF-Quote wirke wettbewerbsverzerrend, weil sie einseitig Umsteigeverbindungen über europäische Drehkreuzflughäfen verteuere. Fluggesellschaften mit Hubs vor den Toren Europas profitierten, da sie Langstreckenverbindungen etwa über Istanbul und Doha günstiger anbieten könnten. Eine solche Quote sei industrie- und klimapolitisch schädlich, weil Verkehr und CO2-Emissionen nicht reduziert, sondern schlicht verlagert würden.

Beispielrechnung zeigt Preisunterschiede

Wie groß der Wettbewerbsnachteil durch die Fit-for-55-Maßnahmen sei, soll ein Beispiel zeigen: Nach heutigen Prognosen werde ein Lufthansa-Flug von Barcelona über Frankfurt nach Tokio und zurück im Jahr 2035 rund 230 Euro teurer sein. Fliege man hingegen mit der Konkurrenz über Istanbul, lägen die Mehrkosten pro Ticket nur bei rund 35 Euro. Ausschlaggebend hierfür sei die SAF-Quote: Der Löwenanteil von über 170 Euro mehr pro Ticket entstehe durch das teure nachhaltige Kerosin. Die SAF-Kosten allein für die Lufthansa Group seien "immens": ab 2035 jährlich etwa 4,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In den erfolgreichen Jahren 2010 bis 2019 habe der Konzerngewinn bei durchschnittlich rund 1,2 Milliarden Euro gelegen. Zudem investiere die Lufthansa Group unabhängig von regulatorischen Vorgaben jedes Jahr Milliardenbeträge in Klimaschutzmaßnahmen. Neben dem Engagement für SAF seien das vor allem neue Flugzeuge.

Derzeit ist biogenes SAF laut Lufthansa rund fünfmal teurer als fossiles Kerosin, strombasierte Kraftstoffe seien sogar bis zu zehnmal teurer, heißt es. Befürworter hoher Quoten pro­klamierten sinkende Preise durch den SAF-Markthochlauf. Doch vieles spreche dafür, dass die Kostendegression so schnell nicht komme. Das zeige auch eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Bain: Demnach bleiben die Kosten für SAF durch die begrenzte Verfügbarkeit von Biomasse absehbar hoch.

Preisreduzierung ungewiss

Völlig ungewiss sei, wie sich Preise und Produktionskapazitäten von strombasierten Kraftstoffen entwickelten. Aktuell gebe es sie nur aus Testanlagen. Die Folgen von Pandemie, Krieg, Inflation und gestörten Wertschöpfungsketten verzögerten die Produktion. Trotzdem habe die EU eine PtL-Subquote beschlossen, die ab dem Jahr 2030 bei 1,2 Prozent beginnen und bis 2050 auf 35 Prozent ansteigen soll. An diese EU-weite Vorgabe sollten sich alle Mitgliedsstaaten halten, um nicht auch noch den Wettbewerb in der EU zu verzerren. Aus heutiger Sicht werde ohnehin nicht ausreichend strombasierter Kraftstoff zur Verfügung stehen, um die PtL-Quoten zu erfüllen, glaubt Lufthansa.

Forderungskatalog

Die Bundesregierung müsse der EU-Harmonisierung der PtL-Quoten Rechnung tragen und auf nationale Alleingänge vor 2030 verzichten, heißt es im LH-Politikbrief. Anreizsysteme für SAF und PtL müssten Produktion und Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe fördern. Wirksame Förderinstrumente, vor allem für die ersten besonders kostenintensiven Großprojekte, sollten unbürokratisch realisiert werden. Nur so könnten die SAF- und PtL-Quoten erfüllt werden.

Auf europäischer Ebene müsse eine Überprüfung zur Korrektur des Designs der SAF-Quote genutzt werden, so Lufthansa weiter. Nötig sei eine Gleichbehandlung von Airlines und Dreh­kreuzen in Europa gegenüber der nicht-europäischen Konkurrenz. Eine Lösung wäre eine europäische Klimaschutzabgabe, die für alle Airlines abhängig vom Ziel der Reise erhoben wird – nach dem Vorbild der deutschen Luftverkehrsteuer. Zudem sei ein EU-weites SAF-Förderprogramm erforderlich. Auch EU-Luftverkehrsabkommen mit Drittstaaten müssten stärker in den Dienst des SAF-Markthochlaufes gestellt werden.

Auf globaler Ebene müsse das Kohlenstoffkompensations- und Reduktionsprogramm für die internationale Zivilluftfahrt Corsia als internationales Klimaschutzinstrument konsequent umgesetzt und weiterentwickelt werden. Für einen fairen internationalen Wettbewerb und eine schnellere Marktentwicklung wäre eine globale SAF-Quote das richtige Instrument, erklärt Lufthansa abschließend.

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